Takeshi Kitanos Dolls
Liebesfilm | Japan 2002 | 114 Minuten
Regie: Takeshi Kitano
Filmdaten
- Originaltitel
- DOLLS
- Produktionsland
- Japan
- Produktionsjahr
- 2002
- Produktionsfirma
- Bandai Visual/Tokyo FM/TV Tokyo/Office Kitano
- Regie
- Takeshi Kitano
- Buch
- Takeshi Kitano
- Kamera
- Katsumi Yanagishima
- Musik
- Jô Hisaishi
- Schnitt
- Takeshi Kitano
- Darsteller
- Miho Kanno (Sawako) · Hidetoshi Nishijima (Matsumoto) · Tatsuya Mihashi (Hiro) · Kyôko Fukada (Haruna Yamaguchi) · Tsutomu Takeshige (Nukui)
- Länge
- 114 Minuten
- Kinostart
- -
- Fsk
- ab 12; f
- Pädagogische Empfehlung
- - Sehenswert ab 16.
- Genre
- Liebesfilm
Heimkino
Die Standardausgabe (Sunfilm) enthält keine erwähnenswerten Extras. Das Mediabook (DVD + BD) enthält indes u.a. ein "Hinter den Kulissen"-Feature (18 Min.), längere Interviews mit Takeshi Kitano (29 Min.) und Yohji Yamamoto (10 Min.), auf BD den abendfüllenden "Bonus"-Film "Takeshis'" (R: Takeshi Kitano, Japan 2005, 107 Min., [16:9, 1.85:1, dts-HDMA jap.]) sowie ein 24-seitiges Booklet zum Film. Das Mediabook ist mit dem Silberling 2015 ausgezeichnet.
Auch Yakuza-Boss Hiro – am Ende seiner Verbrecherkarriere und dem Tode geweiht – erinnert sich an seine größte Liebe, die er mutwillig aufs Spiel gesetzt hat. Als er noch ein kleiner erfolgloser Arbeiter war, brachte ihm seine Geliebte immer das Essen in den Park. Bei der Trennung schwor sie, dass sie auch in Zukunft jeden Samstag auf ihn im Park warten würde. Nach 30 Jahren der Hast und der Unruhe treibt ihn nun die nostalgische Sehnsucht nach der großen Liebe, die er verriet, immer wieder in den Park. Sie wartet noch immer, aber auch diese beiden Liebenden können nicht mehr zueinander kommen. Die letzte Episode erzählt von einem Popstar und seinem Fan. Nach einem Autounfall ist die schöne Sängerin Haruna entstellt. Ihr Gesicht ist bandagiert, ihre Schönheit dahin. Trotzdem lässt sie den treuen Fan Nukui nur widerwillig in ihre Nähe. Der Mann beschließt, sich selbst zu blenden, damit Haruna nicht befürchten muss, dass er ihr entstelltes Gesicht sieht.
Ein Bündel melodramatischer Liebesgeschichten also, die von tragischen Irrtümern und von der Macht des Schicksals erzählen, präsentiert Takeshi Kitano in diesem Film, in dem er einmal nicht auch vor, sondern nur hinter der Kamera steht. Das von dem japanischen Regisseur sonst so brillant beherrschte gewalttrunkene Genre der Yakuza-Filme ist fern, ebenso wie es die leichte Heiterkeit von „Kikujiros Sommer“ (fd 33 965) und die sarkastischen Scherze aus „Brother“ (fd 34 668) sind. Die kurze Handlungsskizze lässt einen starken melodramatischen Akzent vermuten. Aber „Dolls“ ist etwas ganz anderes geworden: ein mächtiges Bildpoem, das oft an die Malerei des Allround-Talents Kitano erinnert. In den Liebestragödien versteckt sich außerdem eine – freilich extrem stilisierte – Beschreibung des Alltagslebens im urbanen Japan unserer Tage. Man vermag sich kaum satt zu sehen an diesem Film, dringt tief ein in die Bildwelten der Melancholie: Kirschblüten im Frühling, ein leuchtendes Meer im Sommer, rote Laubblätter im Herbst und makelloser Schnee im Winter. Werden und Vergehen – die Ewigkeit der großen Liebe und das Drama der falschen Entscheidung, Schuld und Sühne – all diese Themen werden angespielt, aber man kann auch einfach schwelgen in diesen prächtigen Kinofarben, die Kostüme von Stardesigner Yoji Yamamoto staunend betrachten und die Poesie dieses einzigartigen filmischen Gedichts auf sich wirken lassen. Ein betörendes und manchmal befremdendes Meisterwerk ist dieser Film allemal.