Nach dem Schulabschluss trennen sich die Wege dreier Freunde auf Okinawa: Einer geht am folgenden Tag nach London, einer nach Tokio, der dritte bleibt vorläufig dort. Anstatt den Abend gemeinsam zu verbringen, zieht jeder allein los und landet schließlich in den Armen einer Frau, ohne damit das Glück zu finden. Sehr bedächtig, mit ungewöhnlichem Blick auf sinnfällige Details gefilmter lakonischer Film, der die Leere und Sinnsuche seiner Hauptfiguren in überzeugende Bilder fasst. (O.m.d.U.)
- Sehenswert.
Departure
- | Japan 2001 | 80 Minuten
Regie: Yosuke Nakagawa
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Filmdaten
- Originaltitel
- DEPARTURE
- Produktionsland
- Japan
- Produktionsjahr
- 2001
- Produktionsfirma
- Tayhoo Tokyo Co.
- Regie
- Yosuke Nakagawa
- Buch
- Yosuke Nakagawa
- Kamera
- Hiroo Yanagida
- Musik
- Mayumi Yamada
- Darsteller
- Keigo Heshiki (Kazuya) · Haru Kawazu (Yukiko) · Tomoyuki Otsuka (Syusuke) · Hirokazu Kagawa (Masaru) · Kumi Fujita (Ryoko)
- Länge
- 80 Minuten
- Kinostart
- -
- Pädagogische Empfehlung
- - Sehenswert.
Diskussion
Vielleicht ist es der letzte Tag der Jugend, auf jeden Fall der letzte, den die drei jugendlichen Helden des Films miteinander verbringen. Kazuya, Masaru und Syusuke leben in einer kleinen Stadt auf Okinawa. Gerade haben sie ihren Schulabschluss hinter sich gebracht. Syusuke wird am nächsten Morgen nach London abreisen, um Designer zu werden, Kazuya will nach Tokio auf die Universität, nur Masaru bleibt an Ort und Stelle, obwohl er Kazuya gerne begleiten würde. Anstatt einen solchen Abend gebührend zu feiern oder zu betrauern, geht jeder nach einem kurzen Treffen bereits seines Weges. Masaru arbeitet in einer Karaoke-Bar, in die sich kaum je ein Gast verirrt – bis eine schöne Frau auftaucht, um sich zu betrinken, weil ihr Ex ihre beste Freundin geheiratet hat. Syusuke landet in einer Bar und bei einer Sängerin, die ihn schon länger kennt, aber für zu jung hält, und Kazuya muss seiner ahnungslosen Freundin, die ihn bislang finanziell ausgehalten hat, beichten, was er vorhat. Alle drei werden nicht allein bleiben in dieser Nacht, doch mehr als ein deprimierendes Erlebnis entsteht daraus nicht. Am Ende des Films kehrt Kazuya aus London zurück. Was aus den anderen geworden ist, bleibt unklar.
Es ist eine einfache Geschichte mit einer noch einfacheren Prämisse. Dochr was Yosuke Nakagawa daraus in seinem zweiten Film nach „Blue Fish“ macht, ist meisterlich, gerade weil er scheinbar simple Bilder und Gesten zu einem berührenden Ganzen fügt. Am Anfang findet Syusuke eine Muschel. Auf Weisung des Vaters legt er sie auf den Hausaltar; fortan wird sie für ihn der Inbegriff seines Lebenstraumes sein. Am Ende wirft er sie ins Meer zurück; dass der Vater inzwischen gestorben ist, erfährt man nur dadurch, dass sein Porträt auf dem Hausaltar steht. Diese beiden stillen Szenen rahmen eine nicht minder lakonische, sehr bedächtige Erzählung ein, die auf wundersame Weise in das Gefühlsleben der Protagonisten eintaucht. Alle drei Jungen können sich kaum artikulieren, sie bleiben verschlossen und unsicher, ihre Wünsche diffus. Es sind eher die jungen Frauen, die reden, selbstsicher sind und wissen, was sie wollen. Umso fassbarer wird die Gemütsverfassung der Jungen durch die Bilder, die Nakagawa findet: Masaru, wie er einsam die Karaoke-Bar betreibt, beschallt von schrecklichem Amateurgesang und ohne je persönliche Gesten oder Worte zu wagen; Syusuke, der so gar nicht weiß, wohin mit sich, außer dass er mit der Sängerin schlafen will; und Kazuya, dessen Traum von der Modewelt so einsam im Raum steht wie er selbst. Die langen statischen Einstellungen, die auf Details verweilen oder auf den Jungen mitsamt den großen Räumen um sie herum, wirken nicht wie bloße Kontemplation, sondern spiegeln jenes pubertäre Gefühl der Leere, das einher geht mit einem unstillbaren Verlangen nach irgend etwas, das gerade nicht da ist. Nakagawa geht diesem besonderen Zustand auf den Grund, ohne ihm modische Attribute aufzuzwingen, weder was die Charaktere angeht, noch die Kleidung, noch die Musik. Diese findet entweder im On statt, wie eine Probe der Amateurband oder eben der Karaoke-Singsang, oder sie basiert auf minimaler Instrumentierung und Melodik, welche auf die Naivität der Figuren zu verweisen scheint. Nur manchmal erhält die Musik eine tragische Färbung, und hier erinnert sie ein wenig an den wundervollen Soundtrack von Michael Galasso und Umebayashi Shigeru zu Wong Kar-Wais „In the Mood for Love“.
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