Biopic | USA 2000 | 123 Minuten

Regie: Ed Harris

Porträt des amerikanischen Malers Jackson Pollock, der Anfang der 50er-Jahre zum Star avancierte und 1956 bei einem Autounfall ums Leben kam. Der Film zeigt ihn als eine zwiespältige Künstlerpersönlichkeit mit selbstzerstörerischen Tendenzen, die ihren Erfolg in erster Linie der Hilfe und Beharrlichkeit ihrer Lebensgefährtin verdankt, die für ihn die eigene Karriere vernachlässigt. Ein ebenso interessanter wie unterhaltender Film, der nicht nur ein wichtiges Kapitel amerikanischer Kunstgeschichte vermittelt, sondern zugleich die Mechanismen der Kunstszene durchleuchtet und Einblicke in eine intensiv gelebte Liebes- und Arbeitsbeziehung gewährt. - Sehenswert ab 16.
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Filmdaten

Originaltitel
POLLOCK
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2000
Produktionsfirma
Brant-Allan/Fred Berner/Pollock Film/Zeke Prod.
Regie
Ed Harris
Buch
Barbara Turner · Susan J. Emshwiller
Kamera
Lisa Rinzler
Musik
Jeff Beal · Tom Waits
Schnitt
Kathryn Himoff
Darsteller
Ed Harris (Jackson Pollock) · Marcia Gay Harden (Lee Krasner) · Amy Madigan (Peggy Guggenheim) · Jennifer Connelly (Ruth Klingman) · Jeffrey Tambor (Clement Greenberg)
Länge
123 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 12; f
Pädagogische Empfehlung
- Sehenswert ab 16.
Genre
Biopic | Künstlerporträt
Externe Links
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Heimkino

Verleih DVD
Columbia TriStar Home
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Diskussion
New York 1950. Man sieht den Maler Jackson Pollock anlässlich einer Ausstellungseröffnung beim Signieren jenes Artikels im „Life“-Magazin, der ihn zum Star der amerikanischen Gegenwartsmalerei erklärt und gemacht hat. Auf dem Höhepunkt des Ruhms beginnt eine ausgedehnte Rückblende, die ins Jahr 1941 führt, als Pollock noch mit seinem Bruder und dessen Frau in beengten Verhältnissen lebt und mit seinen Alkoholexzessen und seiner fast autistischen Leidenschaft für Jazz für unerträgliche Spannungen sorgt. Im Vorfeld einer größeren Ausstellung lernt Pollock die Künstlerin Lee Krasner kennen; die Beiden werden ein Paar und ziehen zusammen. Lee Krasner stellt in der Folge ihre eigene Arbeit zurück, um Pollocks Durchbruch zu befördern, stellt die notwendigen Kontakte zu Kunstkritikern und Galeristen her und versucht, die selbstzerstörerischen Tendenzen Pollocks einigermaßen zu kontrollieren. Allmählich findet seine Malerei die Anerkennung einiger wichtiger Meinungsführer der New Yorker Kunstszene, doch erst ein Umzug aufs Land verschafft Pollock die nötige Konzentration (und Enthaltsamkeit!), um schließlich mit seinen Drip Paintings den Durchbruch zu schaffen. Aus Jackson Pollock, dem abstrakten Maler, wird „Jack the Dripper“, der hochgradig fotogene und eigenwillig gestylte Medienstar. Zu diesem Zeitpunkt endet die Rückblende, die Erzählgegenwart des Films schreitet nun kontinuierlich bis zum frühen Unfalltod Pollocks im Jahr 1956 voran. Was noch folgt, sind wenige Jahre des Ruhms, ambitionierte Bilder, die auf deutlich weniger Interesse stoßen, das allmähliche Nachlassen der Kreativität und Verlöschen der Beziehung zwischen Pollock und Lee Krasner, ein sich steigender Alkoholismus, zunehmender Rückzug von der Kunstszene und Affären mit wesentlich jüngeren Frauen. Am Schluss scheint der tödliche Autounfall fast mutwillig, eine Art Selbstmord aus Lebensüberdruss und Erschöpfung. Fast zehn Jahre hat der Schauspieler Ed Harris (u.a. „Der Stoff, aus dem die Helden sind“, fd 24 771; „Die Truman Show“, fd 33 417) an der Realisierung seines ambitionierten „Pollock“-Projekts gearbeitet. Harris hat sich dem Stoff als Method Actor genähert: Ohnehin über eine verblüffende Ähnlichkeit mit Pollock verfügend, hat er sich mit dessen Bildern und Biografie auseinander gesetzt, hat viel gelesen, hat selbst zu malen begonnen und für die Darstellung des letzten Lebensabschnitts auch noch 15 Kilo Gewicht zugelegt. Erstmals hat er bei „Pollock“ selbst Regie geführt und den Film auch gleich noch selbst mitproduziert; er hat Kollegen wie Marcia Gay Harden, John Heard oder Val Kilmer verpflichtet, die ihrerseits mit unterschiedlichem Erfolg (Kilmer als Willem DeKooning scheint zumeist nur körperlich präsent) ihre Lektion in Sachen Method Acting zu lernen hatten. Viel Akkuratesse wurde in die Ausstattung des Films gesteckt, die Auswahl der Filmmusik zeugt von Sachverstand. Das Ergebnis dieses Kraftaktes, für den Marcia Gay Harden zu Recht mit einem „Oscar“ und Harris selbst mit einer „Oscar“-Nominierung „belohnt“ wurden, ist eine erzählerisch konventionelle Künstlerbiografie über einen Maler, der der amerikanischen Malerei Anschluss an die Moderne verschaffte, der von Alkoholismus und schwersten Depressionen gequält wurde, der zum ersten Maler-Medien-Superstar des 20. Jahrhunderts wurde, auch, weil er sich bei der Arbeit fotografieren und filmen ließ. In einer Schlüsselszene erzählt der Film vom Versuch des Dokumentaristen Hans Namuth, die Arbeitsweise Pollocks mit der Kamera zu dokumentieren, indem er und seine Arbeit für die Kamera inszeniert werden. In Reaktion auf diese Strapaze, die in einem offensichtlich grotesken Widerspruch zur letztlich rätselhaften und unergründlichen Kreativität Pollocks steht, erleidet dieser einen Zusammenbruch und greift wieder zur Flasche. Es scheint, als habe Harris diese Lektion selbstreflexiv beherzigt, denn er hat die Arbeit Pollocks – faszinierend genug – auf das Moment des Handwerklichen beschränkt (und damit am Künstlermythos der nicht begrifflich zu fassenden Kreativität weitergestrickt) und sich statt dessen mehr für die Rahmenbedingungen der Kunstproduktion interessiert. So wurde „Pollock“ zu einem ebenso interessanten wie unterhaltsamen, ja teilweise auch komischen Film über die letztlich gar nicht so bekannte New Yorker Kunstszene der 40er- und 50er-Jahre mit klugen Beobachtungen zum Kunstbetrieb, zum Mäzenatentum, zur Rolle und Ethik der Kunstkritik und zum Abnutzen von Avantgardekunst. So rückt der Film die produktive Liebes-(und Hass-)Geschichte zwischen Pollock und der willensstarken, emanzipierten Lee Krasner entschieden in den Mittelpunkt seines Interesses. Es ist Lee Krasner, die entgegen allen alltäglichen Schwierigkeiten und Umstände an sein Talent glaubt, die ihm die entscheidenen Türen öffnet und die – selbst Künstlerin – auch instinktiv den Augenblick des Durchbruchs zur eigenen Kunst erfasst. Aus der Perspektive der Liebes- und Arbeitsbeziehung unter Künstlern erklärt sich auch die Rückblendenstruktur des Films, denn im Augenblick des Durchbruchs haben sich die Energien dieser Beziehung buchstäblich erschöpft. Was danach folgt, ist eine trostlose Variante von „Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“ (fd 14478). Ed Harris‘ Spiel im letzten, schier unerträglichen Viertel des Films erinnert dann an die Verzweiflung und das Verlöschen von Sterling Hayden in Robert Altmans „Der Tod kennt keine Wiederkehr“ (fd 18 592).
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