Ein Privatdetektiv, der nach seiner Kündigung als Pariser Polizist in London lebt, wird von einem alten Freund beauftragt, den Bruder von dessen Frau zu suchen. Dabei stößt er auf das schmutzige Geschäft mit Kindern, die zur Prostitution gezwungen werden. Der einsame Detektiv, der nichts mehr zu verlieren hat, beginnt einen Kreuzzug gegen die Drahtzieher. Sensibel gestalteter Film, der das heikle Thema dadurch in den Griff bekommt, dass er es in eine klassische und spannende Detektivgeschichte einfügt. Kinderprostitution stellt sich als straff organisiertes Geschäft dar, das gleichsam in der Nachbarschaft abgewickelt wird. (Fernsehtitel: "Der Zorn des Jägers")
The Lost Son
Detektivfilm | Großbritannien/Frankreich/USA 1998 | 103 Minuten
Regie: Chris Menges
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Filmdaten
- Originaltitel
- THE LOST SON
- Produktionsland
- Großbritannien/Frankreich/USA
- Produktionsjahr
- 1998
- Produktionsfirma
- Scala/Channel Four Films/The Film Consortium/Arts Council of England/IMA/Le Studio Canal +/France 2 Cinéma/UCG/France 3 Cinéma
- Regie
- Chris Menges
- Buch
- Margaret Leclere · Eric Leclere · Mark Mills
- Kamera
- Barry Ackroyd
- Musik
- Goran Bregovic
- Schnitt
- Luc Barnier · Pamela Power
- Darsteller
- Daniel Auteuil (Xavier Lombard) · Nastassja Kinski (Deborah Spitz) · Katrin Cartlidge (Emily) · Marianne Denicourt (Nathalie) · Ciaran Hinds (Carlos)
- Länge
- 103 Minuten
- Kinostart
- -
- Fsk
- ab 16; f
- Genre
- Detektivfilm
- Externe Links
- IMDb | TMDB
Diskussion
Eine klassische Ausgangssituation: Der Privatdetektiv Xavier Lombard, aus Paris nach London umgesiedelt, erhält von seinem alten Freund Carlos, den er jahrelang nicht gesehen hat, den Auftrag, den vermissten Bruder von dessen Frau Deborah zu suchen. Diese begegnet dem Detektiv mit Misstrauen, und auch ihre schwerreichen Eltern beäugen kühl den abgehalfterten Ex-Polizisten, der wie einst Carlos für das Pariser Drogendezernat arbeitete, am Ende aber gefeuert wurde. Unbeirrt macht sich Lombard auf die Spurensuche und stößt dabei auf die Geliebte des Vermissten. Sie überlässt ihm ein Videoband, das dieser ihr zur Aufbewahrung hinterlassen hat. Der Inhalt des Bandes lässt Lombard erschaudern: Der kleine verschüchterte Junge, den die Geliebte bei sich wohnen lässt, wird vor laufender Kamera zur Prostitution gezwungen. Lombard entschließt sich, mitten in dieses schmutzige Geschäft einzutauchen, um den Vermissten zu suchen. Über eine Freundin aus Pariser Tagen, eine Prostituierte, gelangt er zu Mittelsleuten, die ihm einen Jungen anbieten. In dem verschwiegenen Hotel beginnt Lombard seinen blutigen Kreuzzug gegen die Drahtzieher des weit verzweigten Handels mit der Ware Kind.Es ist gerade die klassische, sich am „film noir“ orientierende Detektivgeschichte, die hier das schwer zu ertragende Thema erträglich macht. Die Geschichte eines Mannes, der bereits alles verloren hat: seine Reputation, weshalb er untreue Ehefrauen skrupellos erpresst; seine Heimat, weshalb er sich wie ein Fremder in der Stadt bewegt; seine Familie, die im Lauf der Pariser Drogenermittlungen aus Rache getötet wurde. Aus dieser Situation heraus wird der einsame, blutige Kreuzzug verständlich, bei dem das Gesetz keine Rolle spielt. Erklärt wird er dadurch freilich nicht. Das wird er überhaupt nicht. Man kann sich nur denken, dass der Ekel, den man als Zuschauer spürt, auch Xavier Lombard antreibt. Es ist, neben dem Drehbuch, vor allem auch das Verdienst von Daniel Auteuil als Detektiv, dass nichts erklärt wird, was nicht erklärt werden kann oder muss; während es das Verdienst des englischen Regisseurs Chris Menges ist, dass auch nicht gezeigt wird, was nicht unbedingt gezeigt werden muss, ohne dabei ein Detail zu verschweigen. Das Videoband, das unauffällige Café als Treffpunkt, das Hochsicherheits-Hotel für die 24-Stunden-Vergewaltigungen und schließlich die Farm in Mexiko, auf der die Kinder wie Mastvieh gehalten werden – Menges zeigt die Unmenschlichkeit, aber sie wird begangen von Menschen, die ganz normal aussehen und reden und nicht wie Monster: junge Männer und dicke Mammas, die ihre Geschäfte machen und sich um die Aufzucht kümmern. Nur mit der Maske der Normalität ist zu erklären, dass diese „Branche“ unerkannt überleben kann. Menges, der als Kameramann zwei „Oscars“ gewann hat und mit dem Apartheid-Film „Zwei Welten“ (fd 27 120) Renommée als Regisseur schwieriger Themen gewann, geht den entgegen gesetzten Weg von Joel Schumacher in „8 MM“ (fd 33 572). Dort befriedigten die Bilder von Snuff und Porno niederste voyeuristische Gelüste, und die Detektivgeschichte lieferte den Vorwand für ein grausames Gemetzel unter den Freaks, die das Geschäft betreiben. Hier wird Kinderpornografie wie ein Geschäft gezeigt, das womöglich gleich nebenan erledigt wird. Das macht es wirklich unerträglich, wie der sensibel gestaltete Film deutlich vor Augen führt.
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