Ein schüchterner Friseur begleitet eine junge Frau, die angeblich ihren toten Bruder überführt, vom Norden Kanadas nach New Orleans. Ihnen auf den Fersen ist ein dubioser "Seelenaufkäufer", der mit der Leiche eigene Zwecke verfolgt. Ein makabres Roadmovie, mit Einfallsreichtum inszeniert und Spiellaune dargeboten, das von kuriosen Nebenhandlungen und -figuren bereichert wird und zugleich eine Reise durch die Vielfalt der Pop-Musik darstellt.
- Sehenswert ab 16.
Highway 61
Road Movie | Kanada/Großbritannien 1991 | 110 Minuten
Regie: Bruce McDonald
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Filmdaten
- Originaltitel
- HIGHWAY 61
- Produktionsland
- Kanada/Großbritannien
- Produktionsjahr
- 1991
- Produktionsfirma
- Shadow Shows Entertainment/Telefilm Canada/Ontario Film Development/Film Four International
- Regie
- Bruce McDonald
- Buch
- Don McKellar
- Kamera
- Miroslaw Baszak
- Musik
- Nash the Slash · The Ramones · Tom Jones · The Watson Family · u.a.
- Schnitt
- Michael Pacek
- Darsteller
- Valerie Buhagiar (Jackie Bangs) · Don McKellar (Pokey Jones) · Earl Pastko (Mr. Skin/Satan) · Peter Breck (Mr. Watson) · Art Bergman (Otto)
- Länge
- 110 Minuten
- Kinostart
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- Pädagogische Empfehlung
- - Sehenswert ab 16.
- Genre
- Road Movie
- Externe Links
- IMDb | TMDB
Diskussion
Für Pokey Jones, Friseur m einem kleinen Laden in Nord-Ontario, Kanada, beginnt der Tag wie jeder andere. Doch mit der Verschlafenheit ist es vorbei, als er hinter seinem Salon die Leiche eines erfrorenen jungen Mannes entdeckt. Plötzlich ist Pokey zum Stadtgespräch aufgestiegen und ebenso plötzlich interessiert sich auch Jackie, eine junge Frau auf der Durchreise, für den Haarstylisten und seinen Fund. Sie behauptet, der Tote sei ihr Bruder, ein berühmter Rockmusiker, den sie nach New Orleans überführen müsse. In Wirklichkeit jedoch sucht sie ein Versteck, um Rauschgift in den Süden der Vereinigten Staaten zu schmuggeln - eine Leiche und ein schlichter Sarg scheinen die geeigneten Transportmittel. Da jedoch kein Autofahrer eine Tramperin mit übergroßem Handgepäck mitnimmt, muß der schüchterne, ein wenig linkische Pokey als Helfer in der Not einspringen. Sein 63er Ford Galaxy 500 bietet genügend Ladefläche, und nach einigen Minuten des Zierens befindet sich das ungleiche Pärchen auf dem legendären Highway 61 - der Traumstraße der amerikanischen Rockmusik. Für Pokey ist diese Route eingedenk des Verstorbenen voller Symbolgehalt, Jackie ist sie egal; sie will nur möglichst schnell möglichst viel Raum zwischen sich und ihre vermeintlichen Verfolger legen. Doch die Rechnung hat sie ohne Mr. Skin gemacht. Er taucht urplötzlich auf und erhebt Anspruch auf die Leiche, die er sich schon zu deren Lebzeiten redlich erworben habe. Mr. Skin sammelt nämlich Seelen, die er auf seinen Reisen für "einen Apfel und ein Ei" erwerben kann. Diese Leiche braucht er allerdings für sein "coming out" als Satan höchst persönlich. Während der Abstand des Pärchens dahinschmilzt, durchschaut Pokey den miesen Charakter seiner Begleiterin, die vor keiner Gaunerei zurückschreckt, der nichts heilig zu sein scheint, und die, wenn es um Schäferstündchen geht, auch von der Schußwaffe Gebrauch macht. Arg gebeutelt und zerzaust und ohne die Leiche - Mr. Skin nutzte eine Unaufmerksamkeit - endlich im Süden der USA gestrandet, beschließt der enttäuschte Pokey, seinen eigenen Weg zu gehen. Doch erneute Gefahren, der Kampf gegen den Leibhaftigen und nicht zuletzt die Abkehr der jungen Frau vom Drogengeschäft bringen das Paar noch einmal zusammen.Wie bereits in "Road Kill" (fd 28 653) erzählt Bruce McDonald auch mit "Highway 61" ein rabenschwarzes "roadmovie", wobei allerdings ein Zugewinn an inszenatorischer Dichte zu beobachten ist. Zwar lebt auch sein neuer Film, vom eigentlich dünnen Handlungsfaden, der Reise, einmal abgesehen, von einer Vielzahl an Ideen, Nebenschauplätzen und Nebenhandlungen, doch ist eine gewisse filmische Ökomonie zu erkennen, die die vielen Randepisoden zweckdienlich in die Spielhandlung einbindet. Der Pakt mit dem Teufel, der natürlich mit Blut unterschrieben werden will, macht da ebenso Sinn wie der abgerissene Vater, der verzweifelt an die Show-Karrieren seiner kleinen (eher untalentierten) Töchter glaubt. Die absurden Fragen der amerikanischen Grenzbeamten entlarven Bürokraten weltweit ebenso wie der Besuch bei einer Rock-Diva dem Musik-Geschäft ein Spiegelbild vorhält, das ihm nicht zur Ehre gereicht. Aus Lust am Aberwitz und scheinbar reiner Spiellaune heraus ist denn auch eine der komischsten Sequenzen, eine Hühnerjagd in der Villa der Rocklady, entstanden. Genüßlich zitiert McDonald Versatzstücke aus Thriller und Polizeifilmen und konterkariert Lebensüberdruß durch aufgesetzten Nervenkitzel, wobei diese Szene durchaus Symbolwert hat. Genauso kopflos wie die aufgescheuchten Hühner bei der Jagd laufen auch McDonalds Helden durch den Film, an dem Pessimisten gewiß ihre Freude haben werden, finden sie doch hier einmal mehr die Bestätigung, daß sie in der schlechtesten aller Welten leben.Wie jedes "road movie" ist "Highway 61" natürlich auch eine Reise zu sich selbst, zu den verborgenen Wünschen und Träumen, aber auch zu den Albträumen und verbotenen Geheimnissen des Lebens; die Landstraße wird so zum Weg der (Selbst-)Erkenntnis. Wie schon in "Road Kill" schildert McDonald keine verbissene Sinnsuche, sondern malt ein makabres Szenarium aus, das auf der akustischen Ebene durch eine Vielzahl von Pop- und Rock-Songs kommentiert wird. Der Highway 61 ist die "songline" Amerikas, an ihm stehen die verschiedenen Wiegen der Popmusik, und mit der Fahrt vom kalten Norden in die Schwüle des Südens ändert sich nicht nur das Gesicht der Landschaft, sondern auch der Rhythmus und die Klangfarbe der Musik. Eine Reise, bei der Augen und Ohren übergehen, klein aber fein, möchte man sagen, und die immer wieder einen neuen Dreh findet, wenn die ganze Geschichte verfahren und in eine Sackgasse geraten zu sein scheint.
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