Seit dem russischen Angriff auf die Ukraine 2022 sind Millionen von Ukrainerinnen und Ukrainer aus ihrem Land geflohen. Aber auch schon in den Jahren vor dieser großen Fluchtbewegung sahen sich in kleinerem Rahmen Menschen aus der Ukraine angesichts der politischen Lage im Zug der Euromaidan-Bewegung und des russisch-ukrainischen Konflikts auf der Krim ab 2014 genötigt, im Ausland Zuflucht und Sicherheit zu suchen. Das 2021 entstandene, von dem in der Schweiz lebenden Franzosen Elie Grappe inszenierte Drama „Olga“ kreist um solch eine Migrantin: Die Titelfigur Olga (Anastasia Budiashkina) ist eine junge ukrainische Turnerin, die von ihrer Mutter, einer engagierten Journalistin, 2013 während der Euromaidan-Proteste in die Schweiz geschickt wird, die Heimat ihres verstorbenen Vaters.
In dem fremden Land tut sich die 15-jährige angehende Profisportlerin allerdings schwer. Einerseits plagt sie die Sorge um Mutter und Freunde, die in Kiew zurückgeblieben sind, und sie hadert damit, nicht selbst an den Protesten für den politischen Wandel in ihrer Heimat teilzunehmen. Außerdem begegnet ihr in der Schweiz nicht nur Freundlichkeit, sondern auch Ablehnung; sie fremdelt mit der Sprache. Und irgendwann steht sie vor der Frage, ob sie die Schweizer Staatsbürgerschaft annehmen soll, um sich ihren Traum von der Teilnahme an der Europameisterschaft erfüllen zu können, da ein Antreten für die Ukraine nicht mehr in Frage kommt.
Mit echten Turnerinnen in den Hauptrollen umgesetzt, kreist der Film in Gestalt eines Coming-.of-Age- und Sportdramas vielschichtig um die Migrationserfahrung und die quälenden Dilemmata, die mit ihr einher gehen.