Der im März 2022 verstorbene
Shinji Aoyama war ein Filmemacher, der mit seinen unbequemen, verrätselten
Werken trotz der Anerkennung von einzelnen Arbeiten wie „Eureka“ (2000) keine
große Fangemeinde hinter sich versammeln konnte. Der dies aber auch nicht
wollte, denn Aoyamas Kino verstand sich dezidiert als Gegen-Kino abseits
klassischer Muster und der japanischen Filmtradition. So bleibt im vielseitigen
Oeuvre des Künstlers, der sich auch als Filmtheoretiker und Schriftsteller
hervortat, noch viel Spannendes zu entdecken.
Am Anfang stehen bei dem
japanischen Regisseur Shinji Aoyama die Landschaften. Sie sind
selten schön und noch seltener einladend, sondern meist wüst und leer. Oder, auf
Hebräisch: Tohuwabohu. Der biblische Begriff aus der Genesis beschreibt nicht
nur eine physische, sondern auch geistige Leere und Unordnung. Ein Zustand vor
oder nach der Schöpfung, vor oder nach dem Untergang. Ein traurig auf Ordnung
wartendes Chaos. In den Welten, die der japanische Filmemacher erschuf, herrscht
Tohuwabohu.