Hellmuth Costard (1940-2000) war einer der wichtigsten
deutschen Experimentalfilmer. Sein Werk ist bislang kaum erschlossen. Eine
Auswahl von über 100 Briefen, Fotos, Texten und Zeichnungen aus dem Nachlass
und aus privaten Archiven macht Costard nun als Filmemacher, film- und
klimapolitischen Aktivisten, Erfinder und Künstler sichtbar.
Eine Frage, die sich gleich zu Beginn der Lektüre des Buches
„Das Wirkliche ist zum Modell geworden“ stellt und am Schluss ein
weiteres Mal, nur anders gewendet, weil zwischenzeitlich durch vielfältiges
Material aus dem Nachlass von Hellmuth Costard angereichert: Als
was kann, soll oder muss die Veröffentlichung besprochen werden? Als Filmbuch? Als
Künstlermonografie? Katalog? Hagiografie? Werkverzeichnis? Ich will versuchen,
es als dreierlei anzusehen: als Gebrauchsanweisung, als Landkarte und außerdem als
Resümee einer künstlerischen und politischen Praxis, die mit Defiziten behaftet
sein mag, in ihrer Kompromisslosigkeit aber zumindest Respekt abnötigt. Daraus
folgt viertens, das Buch nicht als Liebesdienst zu betrachten, sondern als ungemütliche
Notwendigkeit.