Das Kino, die Wirklichkeit und ich (II): Heftige Bindungen
Was unterscheidet Filme, die Töchter über ihre Mütter drehen, von anderen „Familienfilmen“? Ein Essay über die mannigfachen Versuche, auf schwierige Mutter-Tochter-Beziehungen mit den Mitteln des Kinos zu antworten
Das
dokumentarische Kino ist reich an persönlichen Geschichten über den Vater, die
Mutter, Geschwister oder Großeltern. Immer gilt es etwas herauszufinden, zu
verstehen oder zu verdauen. In den Filmen, die Töchter über ihre Mütter drehen,
tritt das Motiv des Enthüllens aber oft hinter eine feinnervige Intimität
zurück, die sich eher Beziehungsfragen widmet und auf Persönliches einlässt.
Auf der einen Seite die Mutter, auf der anderen die Tochter. In stotternden Bewegungen laufen sie aufeinander zu, ihre ausgestreckten Arme suchen sich. Kurz vor der Umarmung springt die Szene immer wieder zu ihrem Ausgangspunkt zurück und die Szene fängt von neuem an. „Daughter Rite“ (1980) von Michelle Citron beginnt auf psychoanalytisch schwer vermintem Gelände, mit Bildern, die aufwühlend sind und symbolisch überkodiert.
Die stark aufgeblasenen Super-8-Bilder zeigen ein Eierlaufspiel, das durch den Einsatz von Slow Motion und Loopschleifen etwas Tragisches bekommt. Die Vereinigung von Mutter und Kind findet keine Erfüllung.