Die Retrospektive der 70. „Berlinale“
(20.2.-1.3.2020) gilt dem US-amerikanischen Regisseur King Vidor (1894-1982). In
seinen mehr als 50 Filmen, von denen in Berlin 35 gezeigt werden, nutzte der
vielseitige Filmemacher virtuos die Mittel des Studiosystems, ohne sich
künstlerisch vereinnahmen zu lassen. Seine Werke verbinden Unterhaltsamkeit mit
Realismus, humanistisch und religiös gefärbte Sozialkritik mit einer oft
optimistischen Haltung.
King Vidor war – diese Meinung vertritt der US-amerikanische
Filmhistoriker Tag Gallagher – so etwas wie der Steven Spielberg
der Stummfilm-Ära. Ein Regisseur, dessen Filme in den 1920er-Jahren kommerziell
erfolgreich und gleichzeitig anspruchsvoll waren, angenehme Unterhaltung boten
und doch auch Sozialkritik übten. „Die große Parade“ (1925) war
einer der erfolgreichsten Stummfilme überhaupt und machte MGM zu einer starken
„Marke“: Bei Produktionskosten von 382.000 Dollar spielte der Film fast das
Neunfache, nämlich 3.485.000 Dollar, ein.