Seit bald 70
Jahren prädiziert die Filmbewertungsstelle Wiesbaden (FBW) Kinofilme als
„wertvoll“ oder „besonders wertvoll“, angeblich unabhängig, aber doch stets im
Spannungsfeld wirtschaftlicher oder politischer Interessen. Dem schleichenden
Bedeutungsschwund begegnet die FBW ähnlich wie andere filmkulturelle
Institutionen im Umfeld des Biebricher Schlosses: durch Tricks und geschicktes
Networking.
Alle zehn Jahre, spätestens zu Jubiläen, tauchen in den Medien
kritische Würdigungen der Filmbewertungsstelle (FBW) im Wiesbadener Schloss
Biebrich auf. Die Aufregung über die fast 70-jährige Einrichtung samt ihren zum
Teil kuriosen Entscheidungen hat sich über die Jahre jedoch gelegt, vielleicht
auch, weil man die Schlossherrschaft schlichtweg vergessen oder als Relikt
ewiger Wiederkehr hinzunehmen gelernt hat. In einer Zeit, in der ständig alles
unter Effizienzdruck gesetzt und in Frage gestellt wird, hat man hier jede
Anfeindung, jede Sinnfrage unerschrocken überstanden.