Vor
kurzem ging in Deutschland ein Archiv mit 415 Stunden privaten
Schmalfilmaufnahmen online – die „Open Memory Box“, die ohne die Digitalisierung undenkbar
ist. Eine Sammlung der analogen Originalfilme wäre schlechter zugänglich, zumal
die letztlich banalen Alltagsaufnahmen erst in ihrer Zusammenschau einen Reiz
entfalten. Weil das digitalisierte Material in seiner Gesamtheit in jedem
Moment präsent ist (oder immer nur einen Klick von einer sinnvollen Verbindung
mit anderen Filmen entfernt), kann es leichter durchsucht oder neukompiliert werden.
Die Verschlagwortung, die nicht nur thematisch, also über historisch assoziierbare
Wichtigkeitsbegriffe („Trabant“, „DDR-Fahne“, „Honecker“), sondern vielmehr motivisch funktioniert, nämlich über
randständige Beobachtungen („drehen“, „fallen“, „laufen“), macht aus dem Projekt
einen Katalog alltäglicher Praktiken und Situationen.
Ein
anderes Archiv sorgt in Matt Wolfs Dokumentarfilm „Recorder“ für einen guten Ausgang aus einer nicht
unproblematischen, aber spezifisch eigensinnigen Lebensgeschichte.