Spielen sei die einzige Arbeit des Kindes, steht zu Beginn des Films auf einer Texttafel. Rund um diese Idee organisiert sich das Zusammenleben in einem norwegischen Kindergarten, in dem die Regisseurin Margreth Olin ein Jahr lang Kinder beim Spielen beobachtet. Ihre Aufnahmen wollen vor allem eines deutlich machen: Kinder lernen von ganz alleine, wenn man sie die Welt nur spielerisch entdecken lässt.
Im Zentrum stehen eine Handvoll Mädchen und Jungen, die sich nach den Sommerferien zum Club der Sechsjährigen zusammenfinden und gemeinsam in ihr letztes Kindergartenjahr vor der Einschulung starten. Im Wald sollen sie sich einen Stock suchen, den sie für die Herstellung eines Steckenpferdes verwenden können. Ihr Erzieher Kristofer lenkt das Geschehen behutsam, lässt seinen Schützlingen aber freie Hand. Er greift nur ein, wenn ein Vorbild zur Orientierung nötig wird: wenn es etwa um die richtige Schnitztechnik geht.
An diesem und anderen Beispielen aus dem Kindergartenalltag zeigt der Film ausschnitthaft, wie sich im freien Spiel Kreativität und Gemeinschaftssinn entwickeln. Draußen im Wald oder in den Räumen der verwinkelten Villa spielen und werken die Kinder mit dem, was sie vorfinden. Mal probieren sie, wie Ameisen schmecken. Mal genügen ihnen Laub, abgebrochene Äste und Baumrinde, um sich eine Outdoor-Küche vorzustellen, in der ein paar Jungs emsig Fantasiegerichte kochen. An einem anderen Tag bekommen Kürbisse, Auberginen und Zucchinis mit Stöckchen und Steinchen Gesichter verpasst und werden so zu den Hauptdarstellern einer Märchenstunde. Zu Weihnachten spielen die Kinder die Weihnachtsgeschichte, und als der Frühling kommt, verfolgen sie, wie aus Meisen- und Hühnereiern Küken schlüpfen. Man kann durchaus sehen, dass Feiertage und die verschiedenen Tages- und Jahreszeiten den Kindern eine „natürliche“ Struktur vorgeben, an denen sich die Abläufe und Aktivitäten orientieren.
Die Auswahl der Situationen unterstreicht in erster Linie den Eindruck der Idylle: ein abgelegenes Haus in ländlicher Umgebung, Spielkameraden, Tiere und liebevolles Personal, selbstgekochtes gesundes Essen und überhaupt viel Selbstgemachtes, Ermutigung und Zuspruch – idealer können die Bedingungen für Kinder nicht sein. Elemente aus der Waldorf- und Naturpädagogik sind deutlich erkennbar, doch die Frage der Zuordnung zu bestimmten Konzepten spielt hier keine Rolle. Kein Kommentator, kein Erzieher, kein Elternteil kommt erklärend zu Wort. Vielmehr nimmt die Kamera ausschließlich die Perspektive der Kinder ein, mischt sich mitten unter sie und läuft mit dem Geschehen mit.
Olin bezeichnet den Film als stillen Protest gegen die Verschulung von Kindergärten, in denen es mehr und mehr um die Vermittlung von Wissen und die Entwicklung von Kompetenzen gehe. Die titelgebende Kindheit, die als Oberbegriff eigentlich für alle Facetten dieses Lebensabschnittes steht, wird durch die Inszenierung allerdings auf einen engen Zuschnitt reduziert. Wie beim Blick durchs Schlüsselloch ist nur ein winziger Teil des großen Ganzen sichtbar. Oder ist es ein Blick durch die Lupe, der das Wesentliche vergrößert und so erst wahrnehmbar macht?
Je nachdem, wie man den Film betrachtet, sieht man entweder lediglich spielende Kinder in einer privilegierten Umgebung und nicht arg viel mehr. Oder aber man ist bereit, die damit indirekt verbundene Kritik an anderen pädagogischen Ideen aufzugreifen, um über Bildung und Erziehung im Kindergartenalter nachzudenken.