Erster von zwei Teilen eines Bio-Pic über Ernesto "Che" Guevara, in dem aus dem idealistischen jungen Arzt der charismatische, strategisch gewiefte Revolutionsführer wird, der gegen das Batista-Regime einen unmöglich erscheinenden Sieg ertrotzt. Der Film verschränkt verschiedene Zeitebenen, wobei Guevaras Präsenz in New York bei den Vereinten Nationen 1964 den erzählerischen Rahmen abgibt. Dabei dekonstruiert er nicht den Mythos der legendären Revolutionärsfigur, verzichtet aber weitgehend auf dessen pathetische Aufladung. Bemerkenswert ist vor allem die visuelle Herangehensweise, die sich im Spannungsfeld zwischen Stilisierung, Archivaufnahmen und Bildern im Duktus des "guerilla filmmaking" im Dokumentar- und Reportagestil bewegt. (Zweiter Teil: "Che - Guerrilla")
- Ab 16.
Che - Revolución
Biopic | Frankreich/Spanien/USA 2008 | 131 Minuten
Regie: Steven Soderbergh
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Filmdaten
- Originaltitel
- CHE - PART ONE: THE ARGENTINE
- Produktionsland
- Frankreich/Spanien/USA
- Produktionsjahr
- 2008
- Produktionsfirma
- Wild Bunch/Laura Bickford Prod./Morena Films/Telecino/Estudios Picasso/Section Eight
- Regie
- Steven Soderbergh
- Buch
- Peter Buchanan · Steven Soderbergh · Ben Van Der Veen
- Kamera
- Peter Andrews
- Musik
- Alberto Iglesias
- Schnitt
- Pablo Zumárraga
- Darsteller
- Benicio Del Toro (Ernesto 'Che' Guevara de la Serna) · Rodrigo Santoro (Raul Castro) · Demián Bichir (Fidel Castro) · Catalina Sandino Moreno (Aleida Guevara) · Yul Vázquez (Alejandro Ramirez)
- Länge
- 131 Minuten
- Kinostart
- -
- Fsk
- ab 12; f
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 16.
- Genre
- Biopic
- Externe Links
- IMDb | TMDB
Heimkino
Diskussion
Ein junger Mann im olivgrünen Kampfanzug wird immer wieder von Hustenanfällen geschüttelt. Doch er zwingt sich, weiter durch die subtropische Vegetation der Sierra Maestra, des Gebirges im Osten Kubas, zu marschieren. Comandante Ernesto „Che“ Guevara lässt sich auch von schweren Asthma-Attacken nicht unterkriegen. Das Wort „Che“ ist der mal liebevoll, mal abfällig gemeinte Ausdruck für Argentinier in Lateinamerika; der „Che“ war der Ausländer in der kubanischen Revolution, der erste Internationalist seit Simon Bolivar, in einem von nationalen Eitelkeiten und provinziellem Chauvinismus erstarrten lateinamerikanischen Subkontinent. Die Geschichte der kubanischen Revolution ist bekannt, und wem sie nicht bekannt ist, dem wird sie auch Steven Soderberghs Film nicht erhellen. Das zweiteilige Epos setzt da an, wo Walter Salles „Motorcycle Diaries“ (fd 36724) endete: bei einem jungen Arzt, der seine politischen Visionen gefunden hat. Es beginnt mit dem Treffen kubanischer Exilanten in Mexiko, wo der Anführer der Gruppe, Fidel Castro (verkörpert durch den mexikanischen Schauspieler Demián Bichir), und „Che“ Guevara zum ersten Mal zusammentreffen. Eine Begegnung, die zur legendären Überfahrt von 82 Rebellen auf der Yacht „Granma“ an die kubanische Ostküste führte. In den Bergen der Sierra Maestra begann der mehr als zweijährige Kampf gegen die Batista-Diktatur, der im Januar 1959 mit der Flucht des Diktators und dem Sieg der Revolutionäre endete.
Soderberghs Bio-Pic zeigt den Werdegang des jungen Idealisten zum gewieften Militärstrategen, zum charismatischen Revolutionsführer und schließlich zum Minister. „Che – Revolución“, der erste Teil, endet mit der Etablierung der kubanischen Revolution; der zweite Teil handelt von Che Guevaras Abschied von Kuba und dem tödlichen Abenteuer, in Bolivien eine Guerilla aufzubauen. Die Geschichte der kubanischen Revolution wird dabei auf unterschiedlichen Zeitebenen entwickelt. Der Besuch des siegreichen, charismatischen Revolutionärs 1964 bei den Vereinten Nationen in New York wird in stilisierten Schwarz-Weiß-Bildern gezeigt und bildet den erzählerischen Rahmen: „Che“ wird von einer Journalistin befragt, äußert sich zu Theorie und Praxis des Guerilla-Kriegs und nimmt die Huldigungen der New Yorker Party-Welt entgegen, während kubanische Exilanten wütend protestieren. Die zweite Ebene des Films erzählt mit nahezu im Amateurduktus gehaltenen Farbaufnahmen die Geschichte des Aufstands von den ersten, fast aussichtslosen Scharmützeln in den Bergen bis hin zur kriegs-entscheidenden Eroberung der Stadt Santa Clara. Zeitgenössische Archivbilder aus Havanna und Aufnahmen von Batista korrespondieren mit den Filmbildern aus New York.
„Che“: Das steht für den romantischen Idealisten, der trotz körperlicher Schwächen den revolutionären Kampf unterstützt und seinen Idealen alles opfert, besonders die privaten Interessen. Darüber hinaus ist der Name gleichsam Synonym für den Befreiungskampf der „Dritten Welt“. Dieser Legendenbildung fügt Soderberghs Film wenig Neues hinzu; die dunklen Seiten der Revolutionsikone wie die willkürlichen Massenerschießungen in Kuba werden nur zaghaft angedeutet. Dass sein Film trotzdem keine Neuauflage der „Sohn-seiner-Klasse“-Filme ist, verdankt er seiner ganz eigenwilligen Gestaltung und einem sehr zurückhaltendem Umgang mit dem revolutionärem Pathos: Er verzichtet auf die großen Momente der Revolution, weder werden die Landung der Revolutionäre im Osten Kubas noch der triumphale Einmarsch in Havanna gezeigt. Stattdessen entfalten sich zahllose Einzelanekdoten und Alltagsepisoden aus dem Guerilla-Krieg, die in ihrer Vielfalt fast einen geschwätzigen Eindruck erwecken.
In seiner Filmografie pendelte Soderbergh immer zwischen großen, eher konventionellen Projekten und kleineren, sehr persönlichen Independent-Filmen. In seinem „Che“-Zweiteiler findet er, wie in „Traffic“ (fd 34766), die Verbindung zwischen beiden Welten. Trotz des Millionen-Etats, zahlreicher Drehorte und internationaler Stars inszeniert Soderbergh ganz im Duktus des „guerilla filmmaking“, mit Handkamera, im Dokumentar- und Reportagestil. Dadurch wirken auch die Schauspieler erstaunlich natürlich; bei der ersten öffentlichen Aufführung des Films in Havanna sorgte allerdings besonders die Darstellung Fidel Castros durch den populären mexikanischen Fernsehschauspieler Bichir für schallendes Gelächter, weil er die Gesten des „Maximo Lider“ brillant kopiert, aber durch einen leichten mexikanischen Akzent fast parodistisch wirkt. Verblüffend authentisch dagegen Benicio Del Toro in der Titelrolle. Am Ende des Ausflugs in die Geschichte der kubanischen Revolution wird deutlich, dass Soderbergh den revolutionären Mythos nicht in Frage stellt, ihn durch eine eigene Ästhetik und die elliptische Struktur eher verjüngt.
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