Ein pensionierter Fabrikarbeiter hat endlich eine Frau zum Heiraten gefunden. Um ihren Ansprüchen zu genügen, gibt er sich ihr gegenüber als Hotelmanager aus, in Wahrheit aber ist er arm, sein "Hotel" nur ein ausrangierter Bus. Als dieser verschrottet wird, er aber wenigstens der vernachlässigten, blinden Stieftochter der Braut den versprochenen Job als Masseurin geben will, baut er in einer alten Fabrik zum Schein einen Massagesalon auf. Eine anrührende tragikomische Geschichte um Eigennutz und Nächstenliebe, Gier und Falschheit, in hellen, einfachen Bildern erzählt, beeindruckend gespielt. (Kinotipp der Katholischen Filmkritik)
- Sehenswert ab 12.
Happy Times
- | VR China 2001 | 96 Minuten
Regie: Zhang Yimou
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Filmdaten
- Originaltitel
- XINGFU SHIGUANG
- Produktionsland
- VR China
- Produktionsjahr
- 2001
- Produktionsfirma
- Sunflower/Guangxi Film Studio/Zhuhai Zhenrong Corp./New Picture Film
- Regie
- Zhang Yimou
- Buch
- Gui Zi
- Kamera
- Hou Yong
- Musik
- San Bao
- Schnitt
- Zhai Ru
- Darsteller
- Zhao Ben-Shan (Zhao) · Li Xuejian (Li) · Dong Jie (Wu Ying) · Fu Biao (Fu) · Niu Ben (Niu)
- Länge
- 96 Minuten
- Kinostart
- -
- Fsk
- ab 6; f
- Pädagogische Empfehlung
- - Sehenswert ab 12.
- Externe Links
- IMDb | TMDB
Diskussion
Zhao ist glücklich. Nach langem Suchen hat der pensionierte Fabrikarbeiter endlich eine Frau gefunden, die ihn heiraten will. Li ist skeptisch, denn als Zhaos bester Freund kennt er die vorangegangenen Hochzeitspläne Zhaos. Die sehr dicke Frau, die er nun heiraten will, ist gierig, weshalb sie besonderen Wert darauf legt, dass es eine große Hochzeit wird, und es auch sonst in Zukunft an nichts fehlt. Das wiederum macht es für Zhao schwierig, denn er ist pleite. Wu Ying, die Stieftochter der Braut in spe, ist traurig, denn obwohl sie blind ist, wird das Mädchen von der dicken Frau und ihrem ebenso dicken Sohn äußerst schlecht behandelt. Aus dieser Situation finden Zhao und Li einen Ausweg. Sie bauen einen ausrangierten Bus zu einer Art Stundenhotel um, sodass sich Zhao vor seiner Verlobten als Hotelmanager ausgeben kann. Und sie wollen Wu Ying eine Arbeit als Masseuse im Hotel geben. Als dieses aber vorher auf dem Schrottplatz landet, sind Zhao, Li und einige weitere Ex-Kollegen erneut einfallsreich. Sie bauen für Wu Ying einen imaginären Massageraum in ihrer alten Fabrik. Als Kunden wechseln sie selbst sich ab.
„Happy Times“ ist in zweifacher Hinsicht eine Premiere. Es ist Zhang Yimous erste Komödie, und zum ersten Mal wurde in China per Internet eine Hauptdarstellerin für einen Film gesucht. Zhang, der besonders mit seinen ersten tragischen Filmen, in denen Gong Li die Hauptrolle spielte, immer wieder Festival-Hauptpreise gewonnen hat, betritt aber nur bedingt neues Terrain. Denn auch hier erzählt er eine durchaus tragische Frauengeschichte, nur eben komödiantisch unterfüttert durch ein Spiel aus Täuschungen und Maskeraden. Dem Roman von Mo Yan, der dem Film zugrunde liegt, haben er und Drehbuchautor Gui Zi die Figur des Mädchens hinzugefügt. Auch die Figur des Zhao ist eher tragikomisch als komisch angelegt; denn all die Täuschungsmanöver sollen ja nur von seiner Armut ablenken und letztlich seine Einsamkeit beenden. Dennoch hat der Film viel charmanten Witz, und so berührt er von den ersten Minuten an auf ganz eigentümliche Weise. Weniger neu ist Zhangs Zusammenarbeit mit dem Ausland, in diesem Fall konnte er Regisseur Terrence Malick als ausführenden Produzenten gewinnen. Auch den Perspektivwechsel vom Land auf die Stadt hatte er bereits vorher eingeleitet, in „Keep Cool“. Aber das Wesen der Großstadt beeinflusst die Handlung nur bedingt, und wenn, dann eher negativ. Der verwöhnte, dicke Junge etwa, den nur Videospiele interessieren, ist zweifellos ein Produkt des Stadtlebens. „Happy Times“ ist im Grunde eine Parabel, die überall stattfinden könnte: eine Geschichte über Eigennutz, der in Nächstenliebe umschwenkt wie bei Zhao, über maßlose Gier, die den Charakter nachhaltig einschwärzt wie bei der dicken Familie, über Güte und Größe, die man trotz bitteren Elends, fehlender Zuwendung und Hoffnung nicht verlieren muss wie bei dem blinden Mädchen. Zhangs Bilder sind schlicht, aber präzis; dennoch hat er ganz offensichtlich die Inszenierung dem Spiel seiner großartigen Hauptdarsteller angepasst, unter denen neben der Internet-Entdeckung Dong Jie vor allem Zhao Benshan als Zhao genannt werden muss. Meist gibt Zhang ihnen viel Raum zu Agieren, die Szenerie ist, außer in den engen Wohnungen, großzügig angelegt. Vielleicht, um den komödiantischen Charakter seines Films zu unterstreichen, hat Zhang ihn in durchweg helle Farben getaucht, es ist fast immer taghell, und Sommer dazu. Selbst wenn am Ende nicht alle Figuren „happy times“ erwarten, haben sie bis dahin ihrer misslichen Lage einige glückliche Zeiten abgerungen.
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