Requiem for a Dream

Drama | USA 2000 | 97 Minuten

Regie: Darren Aronofsky

Eine alternde Frau, die sich in die Scheinwelt einer Fernsehshow hineinträumt, und ihr Sohn, der mit Drogen handelt und - wie seine Mutter - allmählich der Sucht verfällt, sind Demonstrationsobjekte eines kompromisslosen Films über Selbstzerstörung durch Drogenkonsum. Der Regisseur bedient sich ebenso extremer wie radikaler filmischer Mittel und steigert die Realistik der Story zu einem filmischen und emotionalen Delirium, das manchem Zuschauer manipulativ erscheinen mag, dessen Zugriff sich jedoch kaum jemand entziehen kann. - Ab 18.
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Filmdaten

Originaltitel
REQUIEM FOR A DREAM
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2000
Produktionsfirma
Artisan/Bandeira/Industry Entertainment/Protozoa/Requiem for a Dream LLC/Sibling/Thousand Words/Truth and Soul
Regie
Darren Aronofsky
Buch
Darren Aronofsky · Hubert Selby jr.
Kamera
Matthew Libatique
Musik
Clint Mansell
Schnitt
Jay Rabinowitz
Darsteller
Ellen Burstyn (Sara Goldfarb) · Jared Leto (Harry Goldfarb) · Jennifer Connelly (Marion Silver) · Marlon Wayans (Tyrone C. Love) · Christopher McDonald (Tappy Tibbons)
Länge
97 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 16; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 18.
Genre
Drama | Literaturverfilmung
Externe Links
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Diskussion
Darren Aronofsky, der selbst gesteht, mit Disney-Filmen groß geworden zu sein, es aber bereits als Student nicht fertig brachte, Hubert Selby jr.’s Roman „Last Exit to Brooklyn“ aus der Hand zu legen, hat nach seinem Aufsehen erregenden Debütfilm „Pi – der Film“ (fd 33 608) das Thema Drogen gewählt. Aronofskys „Requiem for a Dream“, der in den amerikanischen Kinos etwa zeitgleich mit Steven Soderberghs „Traffic – Macht des Kartells“ (fd 34 766) erschien, ist so etwas wie die ungeschminkte Kehrseite des politischen Dramas, das Soderbergh inszeniert hat. Fernab von allen Kompromissen mit dem Kommerzkino verbohrt sich Aronofsky in das Drogenproblem wie ein Besessener, der sich den Teufel darum schert, ob seine Methoden originell und seine Darsteller erträglich sind, sondern der das Monster, das es zu entfesseln gilt, mit einer ihrerseits monströsen Attacke zu demaskieren und zu überwältigen versucht. Die Hauptfigur seines Films ist weder die einsame Witwe, die sich ihren Traum vom lange ersehnten Auftritt in einer Fernsehshow um jeden gesundheitlichen Preis erfüllen will, noch deren Sohn, der mit Drogen handelt und dabei der Abhängigkeit verfällt, sondern es ist die Sucht selbst, die von Szene zu Szene immer gegenständlicher erfahrbar und immer destruktiver wird. Die filmische Ästhetik, mit der Aronofsky zu Werke geht, ist entwaffnend und kompromisslos, nichts anderem verpflichtet als der kinematografischen Entlarvung eines Feindes, der sich gemeinhin hinter der Maske von Euphorie und Illusion zu verbergen pflegt. Sara Goldfarb lebt in einem heruntergekommenen Appartement nahe dem Vergnügungspark Coney Island und verbringt ihre Tage damit, sich in die Scheinwelt einer Fernsehshow hineinzuträumen. Realität und Vorstellungswelt mischen sich vollends, als sie einen Brief in ihrer Post findet, der ihr einen Auftritt in ihrer geliebten Sendung verheißt. Das rote Kleid aus besseren Tagen, das sie für die ersehnte Gelegenheit hervorkramt, passt nicht mehr. Sie lässt sich einen Arzt empfehlen, der ihr Übergewicht durch Pillen zu kurieren verspricht. Mit ritueller Gläubigkeit nimmt Sara morgens, mittags und abends die „Medikamente“ ein, ohne dass es sie kümmern würde, wie sie langsam in immer größere Abhängigkeit gerät. Währenddessen steigt ihr Sohn Harry in den Handel mit Drogen ein, und testet gemeinsam mit seiner Freundin den Stoff auch persönlich. Von da an ist es für alle ein unaufhaltsamer Weg in die immer überwältigender werdende Sucht. Aronofsky beschreibt kaum etwas, das nicht auch andere Drogenfilme seit Otto Premingers „Der Mann mit dem goldenen Arm“ (fd 4858) thematisiert hätten. Von den meisten seiner Vorgänger unterscheidet sich sein Film aber durch die Rigorosität, mit der er den Zuschauer in die Psyche seiner Figuren hineinversetzt. Dazu ist ihm jedes Mittel recht, das der Experimentalfilm der letzten Jahrzehnte hervorgebracht hat. Ohne Rücksicht auf filmische Kongruenz benutzt Aronofsky in zorniger Übersteigerung extreme Großaufnahmen, hektische Schnitte, Farbmanipulationen, Split-Screen und fieberhafte Geschwindigkeitsbeschleunigungen. Seine Darsteller müssen in einem Marathon totaler Selbstentäußerung ihre Rollen in Extreme führen, denen sich vermutlich nur wenige Schauspieler gewachsen fühlen. Sara degeneriert zu einem mit Schocktherapie behandelten, zuckenden, unkontrollierbaren Bündel, Harry verstümmelt nicht nur seinen Körper, sondern fortschreitend auch seine individuelle Menschlichkeit; seine Freundin nimmt jede von ihr verlangte Erniedrigung auf sich, um an neuen Stoff zu kommen. Die Zerstörung der konventionellen Filmsprache, die delirierenden Fetzen optischer und akustischer Wahrnehmung, die Aronofskys Film gelegentlich bis in die Nähe des Surrealismus treiben, dienen zu nichts anderen als der Illustration der gnadenlosesten Form menschlicher Selbstzerstörung. Aronofskys halluzinatorischer Voyeurismus mag manche Zuschauer abstoßen, doch entziehen kann sich ihm wohl keiner. Nach Kubricks „Uhrwerk Orange“ (fd 17 806), Ferraras „Bad Lieutenant“ (fd 30 227) und Scorseses „Bringing Out the Dead“ (fd 34 225) war ein Film wie dieser wohl überfällig.
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