Drei junge Frauen aus einer irischen Kleinstadt treffen sich Ende der 50er Jahre auf der Universität in Dublin wieder. Mit wachsendem Selbstbewußtsein lösen sie sich langsam von den durch Elternhaus und Kirche geprägten Moralvorstellungen. Ein liebevoll-poetisches Porträt irischen (Kleinstadt-)Lebens, und ein Loblied auf die inneren Werte des Menschen und seine Fähigkeit zur Selbstbestimmung. Bis in die Nebenrollen präzise besetzt und besonders in der weiblichen Hauptrolle überzeugend gespielt, ist der mit schönen Bildern und einem stimmungsvollen Soundtrack versehene Film ein sympathisches Beispiel regionalen europäischen Filmschaffens.
- Ab 16.
Circle of Friends - Im Kreis der Freunde
Literaturverfilmung | Irland/USA 1995 | 102 Minuten
Regie: Pat O'Connor
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Filmdaten
- Originaltitel
- CIRCLE OF FRIENDS
- Produktionsland
- Irland/USA
- Produktionsjahr
- 1995
- Produktionsfirma
- Savoy Pictures/Rank/Price Ent./Lanthana
- Regie
- Pat O'Connor
- Buch
- Andrew Davies
- Kamera
- Ken MacMillan
- Musik
- Michael Kamen
- Schnitt
- John Jympson
- Darsteller
- Chris O'Donnell (Jack) · Minnie Driver (Benny) · Geraldine O'Rawe (Eve) · Saffron Burrows (Nan) · Alan Cumming (Sean)
- Länge
- 102 Minuten
- Kinostart
- -
- Fsk
- ab 6; f
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 16.
- Genre
- Literaturverfilmung
- Externe Links
- IMDb | TMDB
Heimkino
Diskussion
Irland 1949: In dem Provinznest Knockglen feiern die drei Freundinnen Benny, Eve und Nan ihre erste Kommunion. Als Benny und Eve nach der Feier in den Wald verschwinden, läuft Nan ihnen nach, schmunzelnd beobachtet von Simon, dem Sohn des Gutsbesitzers. Als die Kamera von ihr zurück auf ihre Freundinnen schwenkt, sieht man (acht Jahre später) zwei junge Damen Arm in Arm denselben Waldweg entlanglaufen: Die Kaufmannstochter Benny und die Waise Eve freuen sich auf ihren Studienbeginn in Dublin. In der Uni treffen sie auch Nan wieder, die schon seit Jahren mit ihren Eltern in der Hauptstadt wohnt. Nan macht Benny mit dem Mädchenschwarm und Star des Studenten-Rugby-Teams Jack bekannt - und Benny verliebt sich sofort. Jack ist sich nicht im klaren über seine Gefühle, aber nach mehreren Verabredungen erkennt er, daß Benny "die Eine" ist. Als Benny nach dem Tod ihres Vater das elterliche Geschäft übernimmt, treffen sie sich weniger, versuchen aber, ihre immer noch jungfräuliche Beziehung aufrechtzuerhalten. Eve hat sich in Aidan verliebt, und Nan macht sich an den wesentlich älteren Simon heran. Nicht ohne Hintergedanken: sie möchte die soziale Leiter emporsteigen. Aber der hochverschuldete Aristokrat sucht eine reiche Frau und läßt Nan fallen, als sie ein Kind erwartet. In ihrer Verzweiflung und um ihren guten Ruf zu wahren, verführt sie Jack und schiebt ihm das Kind unter. Jack fühlt sich verpflichtet, sie zu heiraten. Für Benny bricht eine Welt zusammen. Durch einen Zufall erfährt Eve die Wahrheit und stellt Nan zur Rede. Jack hält zwar sein Angebot aufrecht, aber Nan reist nach England, um dort ihr Kind zur Welt zu bringen und ein neues Leben anzufangen. Benny pfeift nun auf alle Konventionen und zieht mit Jack in Eves leerstehendes Elternhaus, um endlich ihrer Liebe zu leben.Genauso beiläufig wie Pat O'Connor zu Beginn des Films den "Zeitsprung" in die 50er Jahre vollzieht, schildert er den Alltag seiner Protagonistinnen, die sich erst mit wachsendem Selbstvertrauen aus den ihr Leben behindernden Zwängen befreien können. Solange sie diesen Schritt nicht wagen, bestimmen Elternhaus und Beichtvater ihr Handeln und Gewissen. So gerät Benny in arge Konflikte, als die Eltern ihr nahelegen, Sean, den Angestellten ihres Vaters, zu heiraten, und als sie merkt, daß ihre Weigerung, mit Jack zu schlafen, diesen vielleicht in die Arme einer anderen Frau treiben könnte. Aber die Inszenierung schlägt weder überspitztes dramatisches Kapital aus diesen Situationen noch denunziert sie ihre andersdenkenden Figuren. Nur einmal versteigt sie sich zu einer schon grotesk anmutenden Komik, als der schleimige Sean versucht, Benny zu vergewaltigen: Alan Cummings bringt dabei mit seiner spielerischen Gratwanderung zwischen Gier und Verklemmtheit die ganze Erbärmlichkeit eines Charakters auf den Punkt, dem nie gelehrt wurde, mit seinen Gefühlen umzugehen. Auch die drei Freundinnen leben in diesem Teufelskreis, lösen sich jede auf ihre Art aus der Umklammerung festgefahrener Normen. Dabei gibt das auf einem Roman der beliebten irischen Autorin Maeve Binchy basierende Drehbuch Geraldine O'Rawe (als Eve) am wenigsten die Chance, sich zu profilieren. Ihr Rollen-Charakter bleibt gegenüber dem von Nan, dem Saffron Burrows auch eine einnehmende Seite abgewinnen kann, ein wenig außen vor. Ohne die Nebendarsteller zu Randfiguren zu degradieren, lebt der Film aber hauptsächlich vom sensiblen Spiel der Hauptdarstellerin Minnie Driver, die das in ihrer Figur angelegte Klischee "Häßliches Entlein wird zum Schwan" unterläuft, indem sie zu ihren Pausbacken und ihrer Pummeligkeit steht - und dennoch den schönsten Jungen auf dem Campus für sich gewinnt, weil sie ihn mit ihren inneren Werten überzeugt. Wie schon in "Der Duft der Frauen" (fd 30 096) und "Mad Love" (fd 31 530) beweist Chris O'Donnell auch hier, daß er mit seinem spitzbübischen Charme die Rolle eines Schönlings "veredeln" kann, der in seinem Bemühen, auch gegen seine Gefühle die Verantwortung für seinen vermeintlichen Fehltritt zu übernehmen, ein geradezu rührendes Pflichtbewußtsein ausstrahlt. Die Kamera bleibt ständig an den Personen, gestattet nur wenige Einblicke in deren Lebensumfeld. Und wenn sie einmal die Straßen und Geschäfte einfängt, dann verändert sich ihr liebevollpoetischer Blick in einen fast dokumentarischen, den der stimmungsvolle Soundtrack mit seinen Anleihen bei irischen Folkweisen kongenial unterstützt. Hat man zu Beginn noch Schwierigkeiten, sich in die 50er Jahre und die irische Mentalität hineinzuversetzen, so merkt man im Laufe der Handlung doch immer mehr, daß die Personen mit ihren Liebes- und Lebensproblemen einem letztlich gar nicht so fremd sind. Das macht "Circle of Friends" sicherlich zu keinem großen Film, aber zu einem jener sympathischen Beispiele eines regional verwurzelten europäischen Kinos, dessen Reichtum erhalten werden sollte.
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