Einer meiner ältesten Freunde

Komödie | Deutschland 1994 | 81 Minuten

Regie: Rainer Kaufmann

Zwei charakterlich sehr verschiedene unzertrennliche Freunde kommen zum Studium nach München und begehren bald dieselbe Frau. Der Zuverlässig-Bodenständigere heiratet sie und gründet mit ihr eine Familie, doch auch der "aufregend" Charmantere erweckt ihre Gefühle, so daß alle im Lauf der Jahre an ihren Begehrlichkeiten und "Entbehrungen" leiden. Eine hervorragend gespielte, inszenatorisch recht elegante Dreieckskomödie, die mit subtiler Aufmerksamkeit und melancholischem Charme die Gefühle der Personen auslotet.
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Filmdaten

Produktionsland
Deutschland
Produktionsjahr
1994
Produktionsfirma
Claussen & Wöbke
Regie
Rainer Kaufmann
Buch
Kathrin Richter · Ralf Hertwig
Kamera
Klaus Eichhammer
Musik
Joachim J. Gerndt
Schnitt
Luti Dadon
Darsteller
Maria Schrader (Marion Kramer) · Richy Müller (Michael Kramer) · Peter Lohmeyer (Charley Hart) · Dani Levy (Zeto) · Jochen Nickel (Manuel)
Länge
81 Minuten
Kinostart
-
Genre
Komödie | Liebesfilm | Literaturverfilmung
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Diskussion
Michael und Charley sind unzertrennliche Freunde, obwohl sie vom Wesen her kaum verschiedener sein könnten. Gemeinsam brechen sie eines Morgens nach München auf, um dort zu studieren; Charley will Maler, Michael Jurist werden. Bezeichnend für ihren Aufbruch, daß der zuverlässig-bodenständige Michael seinen Freund noch am Tag der Abreise aus dem Bett einer schönen Frau losreisen muß, bezeichnend auch, daß Charley eine alte Frauenbekanntschaft als erste Anlaufstelle in München benutzt, wobei für Michael kein (Schlaf-)Platz bleibt. Doch aus dem Frust heraus entwickelt sich Michaels Glück des Lebens: In dem Hotel, das er sich als Nachtquartier auserkoren hat, lernt er die attraktive Marion kennen und verliebt sich in sie. Sie ziehen zusammen, reden bald von der gemeinsamen Zukunft, später von Heirat und noch später von einem gemeinsamen Kind. Charley bleibt dabei stets der beste Freund, ist ins Leben der beiden integriert, nimmt teil an ihrem Alltag. Ob Michael allzu naiv auf seine Freundschaft vertraut oder gar die Augen verschließt, bleibt in der Schwebe, bald aber ist offensichtlich, daß auch Charley und Marion etwas füreinander empfinden. Hin- und hergerissen zwischen dem sachlich-zuverlässigen Michael und dem "aufregenderen". charmanten Charley erliegt Marion während einer Italien-Reise Charleys Drängen, läßt ansonsten aber ihre Vernunft siegen und bleibt bei Michael. Doch im Laufe der Jahre wird allen Beteiligten klar, daß sie sich mit Kompromissen arrangiert haben; die Erkenntnis, daß man nicht alles haben kann, was man will, ist mit Frust, (Selbst-)Betrug und mancher (Lebens-)Lüge verbunden.

Während sieben Jahren begleitet der Film Marion, Michael und Charley an bestimmten Wendepunkten ihres gemeinsamen Lebens. Dabei überspringt er zunächst drei, dann noch einmal vier Jahre und beläßt den Personen damit sympathischerweise viele "Leerstellen", in denen sie - vielleicht - ein "normaleres" Leben führen als sie es in den spannungsreichen Szenen des Films selbst tun können. Stets aber spielen diese Auslassungen nuancenreich und subtil in das Gezeigte hinein: Veränderungen in der Kleidung, dem wohnlichen Ambiente, vor allem aber auch in der von hervorragenden Darstellern eindrucksvoll vermittelten körperlichen Haltung erzählen von dem Wandel, der zugleich habituelles Reifen wie resignatives Verharren umschließt. Ganz von Ferne erinnert die Dreiecksgeschichte an Truffauts "Jules und Jim", und dies gar nicht so sehr wegen der inhaltlichen Verwandtschaft beider Geschichten, sondern vor allem wegen der überraschenden Leichtigkeit, mit der Rainer Kaufmann Verwicklungen und Personen umschreibt, und die auch ein wenig den liebenswürdig-melancholischen Charme des Truffaut-Films atmet. Humor und Komik bestimmen die präzisen Dialoge stets mit, wobei nie leichtfertig mit dem Gefühlen und Begehrlichkeiten der Personen umgegangen wird. Daß sie an sich selbst leiden, ist kein Anlaß zur Larmoyanz, sondern allenfalls zum leicht ironischen Blick auf die "unerträgliche Leichtigkeit des Seins". Wollte man das offene Ende schließlich als einen Sieg der (Männer-)Freundschaft über Ehe und Liebe interpretieren, würde man es sich wohl etwas zu leicht machen und die vielen subtilen Zwischentöne des Films ignorieren. Immerhin aber ist zum Ende wieder alles offen, die Personen bekommen die Chance zugebilligt, sich aus ihren festgefahrenen Lebenssituationen zu lösen. Und vielleicht werden sich Marion, Michael und Charley noch mindestens weitere sieben Jahre zanken und lieben - mit allen Höhen und Tiefen, die das Leben erst lebendig sein läßt.
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