Die rapide Veränderung in der Altersstruktur der amerikanischen Bevölkerung, deren soziale Problematik sich am Horizont bedrohlich abzeichnet, scheint ihr Gutes zu haben für Hollywoods Filmproduzenten. Während über Jahrzehnte hinweg alte Leute sozusagen von der Leinwand verbannt waren, ist es heute kein Kunststück mehr, Sechzig- und Siebzigjährige zu den Hauptfiguren zu machen. Filme wie "Cocoon"
(fd 25 296), "Grüne Tomaten"
(fd 29 791) und "Die Herbstzeitlosen"
(fd 30 144) haben der Industrie bewiesen, daß filmische Gerontologie, attraktiv zubereitet, durchaus wieder respektable Kasseneinnahmen garantiert. Interessanterweise sind es oft genug junge Leute, die sich dem Thema zuwenden. Steve Conrad, der Autor dieses Films, war 21, als er das Drehbuch schrieb.Darauf ist möglicherweise manche Übertreibung zurückzuführen, unter der dieser Film leidet. Seine "Helden" erscheinen oft mehr zum Feuereifer zweier großartiger Schauspieler geschaffen als zur Reflexion altersbedingter Isolation. Die Figuren besitzen zu wenig Hinter- und zu viel Vordergrund, sie scheinen sich mehr zu verselbständigen, als von ihren Mitmenschen im Stich gelassen zu werden. Doch Robert Duvall und Richard Harris sind einfach zu gut, als daß aus den Paraderollen im Lauf des Films nicht doch fühlbare Schicksale erwachsen würden. Der eine, Walter, ist ein in Florida gestrandeter Kubaner, ehemaliger Friseur, einer der Stillen im Lande, dessen alte Tage mit der Routine eines verläßlichen Uhrwerks ablaufen. Aus der Ferne bewundert er die hübsche freundliche Kellnerin eines Coffee Shops, der zuliebe er täglich das gleiche ungesunde Sandwich bestellt. Kreuzworträtsel, die er auf einer Parkbank zu lösen versucht, sind seine einzige Beschäftigung. Er weiß, daß er kein schlechter Tänzer ist; doch da er sich Frauen nicht zu nähern wagt, übt er lieber im geheimen. Der andere, Frank, ist das genaue Gegenteil, ein extrovertierter Seemann, der sich nicht genug tun kann, jedem zu erzählen, wie er einst in besseren Tagen Ernest Hemingway im Ringkampf besiegt habe, und der auch im hohen Alter noch täglich Liegestütz absolviert und jeder halbwegs attraktiven Frau nachstellt. Während Walter sein Äußeres und seinen Tagesablauf mit penibler Korrektheit in Ordnung hält, reicht es bei Frank nur zu nonchalanter Schlampigkeit, mit der er sich vermutlich sein ganzes Leben umgeben hat.Den gegensätzlichen Typen entsprechend, legen Duvall und Harris ihre Figuren sehr unterschiedlich an. Während Harris alle Register eines urwüchsigen Schauspielers zieht, nimmt Duvall von Szene zu Szene immer noch ein wenig mehr zurück, unterspielt bis zu einem Punkt, wo bereits eine winzige Regung, ein kleines Funkeln der Augen, ein müdes Lächeln die Spontaneität seines Partners in die Schranken weist. Obwohl vorrangig ein hochkarätiger Schauspielerfilm, wird die Handlung durch die greifbare Gegenwärtigkeit der Darsteller allmählich zu einem bewegenden Drama des Alterns. Randa Haines, die schon mit "Gottes vergessene Kinder"
(fd 26 060) und "Der Doktor"
(fd 29 354) ihre Fähigkeit unter Beweis gestellt hat, menschliche Gefühle zu inszenieren, ohne der billigen Sentimentalisierung zu verfallen, schafft es auch diesmal, die unzweifelhaften Klischees der Story in die Geschichte zweier Menschen umzumünzen, die des Publikums Interesse verdienen. Je länger der Film dauert, um so mehr wachsen einem Walter und Frank ans Herz, und jenseits der Emotionalität des Schlusses wird eine viel echtere Anteilnahme geweckt, die auch auf die (sehr unterbelichteten) Frauenfiguren des Films ausstrahlt. "Walter und Frank" ist gewiß kein großer Film, aber einer, der aus seinem Material mehr herausholt, als zu hoffen war.Der Alltag zweier sehr gegensätzlicher alter Männer im "Pensionärsparadies" Florida. Ein Film, der zwei Vollblutschauspielern (Duvall und Harris) dankbare Rollen liefert und trotz vieler Klischeesituationen ein einfühlsames Porträt im Alter isolierter Menschen vermittelt. -Ab 16.