Parallel Me
Drama | Deutschland 2025 | (acht Folgen)
Regie: Felix Binder
Filmdaten
- Originaltitel
- PARALLEL ME
- Produktionsland
- Deutschland
- Produktionsjahr
- 2025
- Produktionsfirma
- Gaumont
- Regie
- Felix Binder · Vanessa Jopp · Sebastian Sorger
- Buch
- Jana Burbach · Dilan GeZaza · Mireya Heider de Jahnsen · Annette Lober
- Kamera
- Marcus Kanter · Steven Priovolos
- Schnitt
- Brigitta Tauchner · Anne-Kathrein Thiele
- Darsteller
- Malaya Stern Takeda (Toni Falk) · David Kross (Jonas Dunkel) · Larissa Sirah Herden (Bea) · Caroline Peters (Selma) · Theo Trebs (Leon)
- Länge
- (acht Folgen)
- Kinostart
- -
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 14.
- Genre
- Drama | Serie
- Externe Links
- IMDb | TMDB | JustWatch
Dramedy-Serie um eine junge Frau, die mehrere Versionen ihres Lebens durchprobiert.
An Silvester nimmt man sich gerne fürs neue Jahr vor, das ein oder andere zu verändern. Mit dem Rauchen aufhören zum Beispiel. Oder abnehmen. Vielleicht auch zunehmen. Was auf Toni Falk (Malaya Stern Takeda), die Hauptfigur der deutschen Fantasyserie „Parallel Me“, zukommt, als sie nach einem desolaten Einsatz als Change-Managerin am Silvesterabend nach Hause kommt, stellt ihr gewohntes Leben aber weit mehr und weitaus unfreiwilliger auf den Kopf als gute Vorsätze. Zuerst ruft ihr Chef an und teilt ihr mit, sie müsse sich einen neuen Job suchen. Dann kündigt ihr die beste Freundin die Freundschaft auf. Und zu allem Übel haben ihre Eltern aus ihrem Zimmer eine Sauna gemacht und sie vor die Tür gesetzt; ihre Sachen sind in einer Storage Box verstaut. Toni muss sich nun gezwungenermaßen im neuen Jahr neu orientieren. Doch dann passiert etwas Magisches.
Parallele Welten und ihre Lehren
Im Fantasy-Genre ist die Was-Wäre-Wenn-Prämisse verbreitet: Es wird darüber spekuliert, was passieren würde, wenn eine spektakuläre Option zur Verfügung stünde, die es in der Realität nicht gibt. Nicht zuletzt Stoffe rund um Parallelwelten und Multiversen, die in den letzten Jahren einen kleinen Boom erlebt haben, bieten eine dankbare Spielwiese dafür. Die Serie „Parallel Me“ von Showrunnerin Jana Burbach („Bad Banks“) kreist in ihren „Was wäre, wenn“-Spekulationen nun nicht nur darum, was passieren würde, wenn ein Leben in parallelen Welten möglich wäre. Es geht vielmehr darum, welche Lehren die Protagonistin daraus ziehen wird.
Von Berufs wegen sollte Toni, wenn es ums Einschlagen neuer Wege geht, eigentlich ein Profi sein. Change-Manager oder auch Change-Agents werden engagiert, um Veränderungen in Organisationen, Unternehmen etc. auf mehreren Ebenen zu unterstützen. Und eine gelungene Kommunikation, um Widerstände abzubauen, ist dabei essenziell. Diese Kommunikation geht bei Tonis Auftritt zu Beginn der Serie allerdings ordentlich in die Binsen, wenn sie in Dubai vor Vertretern der Tabakindustrie fälschlicherweise einen Vortrag über Kinderspielzeug hält. Verzweifelt versucht sie, sich mit kommunikativen Tricks aus der Nummer herauszuargumentieren. Das gelingt ihr aber nicht, sie dreht völlig ab und bricht zusammen. Und als sie an Silvester nach Hause zurückkehrt und sie plötzlich die „Changes“ im eigenen Leben managen muss, ziehen ihr die vielen Veränderungen, mit denen sie konfrontiert wird, komplett den Boden unter den Füßen weg.
Mit Ariadnes Faden
Da erscheint ihr aber so etwas wie eine Glücksfee, die sich Ariadne (Maria Schrader) nennt. Sie überreicht Toni einen magischen Schal mit einem losen Faden, an dem man nur ziehen muss – und schon ist man in einer parallelen Welt.
Das ist dramaturgisch etwas simpel gestrickt, hat aber auch seinen Reiz. Im Mythos der Ariadne half ihr Faden Theseus dabei, aus dem Labyrinth des Minotaurus herauszufinden. In der Serie ist es nun Toni, die sich mit Hilfe von Ariadnes Faden aus dem Labyrinth ihres Lebens herauswurschteln und sich im günstigsten Fall selbst einen neuen Lebensfaden spinnen muss.
In der ersten Welt, in die es Toni mit Hilfe ihres magischen Schals verschlägt, hat sie irgendwann die Wahl getroffen, mit ihrer besten Freundin Bea eine Surfschule in Kolumbien zu eröffnen. Bea ist kolumbianischer Herkunft und eröffnete Toni in der ursprünglichen Version des Silvesterabends, dass sie wieder zurück in ihre Heimat möchte. In der neuen Realitäts-Version ist Toni ihr dorthin gefolgt. Das Problem für sie ist nur, dass sie in diese neue Welt (und auch in alle folgenden) immer noch als dieselbe alte Toni geht, dass sie also auf dem Stand in Sachen Persönlichkeitsentwicklung ist, auf dem sie in ihrem echten Leben ist. Sie hat keine Ahnung, wie die Realität, in die sich nun eingetaucht ist, genau beschaffen ist. Und sie verfügt auch nicht immer über die Fähigkeiten, die für das andere Leben, das sie darin führt, notwendig wären. Das sorgt für viele komische Momente, zieht aber auch das eine oder andere Logik-Problem nach sich. Das zeigt sich vor allem in der zweiten Parallelwelt, in der sie ein Popstar ist.
Idylle mit Dämpfer
Wahrgewordene Wunschfantasien sind die alternativen Lebensentwürfe, die Toni austesten kann, nur auf den ersten Blick. Die kolumbianische Karibik mutet zwar paradiesisch an, aber wenn die Version ihres Chefs, mit der sie es dort zu tun bekommt, sich als übergriffiges Ekel entpuppt, das es für normal hält, Toni anzugrabschen, bekommt die Idylle einen deutlichen Dämpfer versetzt. Und die Wunschfantasie, ein Star zu werden, kann sich plötzlich wie ein Albtraum anfühlen, wenn man ohne Vorwarnung auf einer Bühne vor Tausenden kreischender Teenager landet und alle Augen auf einen gerichtet sind. Welche Rolle wird Toni wohl danach ereilen? Die Kombinationsmöglichkeiten, wie es in all diesen Welten ihr, ihren Freunden, ihrem Bruder, ihrer Mutter und ihrem Vater ergeht, sind jedenfalls vielfältig.
Egal welche Entwicklung Tonis Reise durch Raum und Zeit auch nimmt, im Wechsel der Welten ändern sich in der von Felix Binder, Vanessa Jopp und Sebastian Sorger inszenierten Serie immer wieder der Look und das Tempo. Kombiniert mit dem Witz, den viele der Szenarien entwickeln, ergibt sich daraus ein sehr unterhaltsames Spekulations-Spiel rund um die zeitlose Frage, was ein gutes, gelungenes Leben ausmacht. Es wird letztlich natürlich darum gehen, was Toni auf ihrer Welten-Reise lernt, welche Schlüsse sie aus den parallelen Welten zieht. Wird sie noch Unternehmen beraten oder sich als Change-Agent vielleicht höhere Ziele stecken, gar die Welt positiv verändern wollen?
Es wäre zu wünschen, dass die von der Serie ausgemalten Möglichkeitswelten, die ja auch Wunschträume der Hauptfigur darstellen, in kommenden Folgen nicht in weiblichen Stereotypen steckenbleiben, sondern überraschende Wendungen bieten.