Die Legende von Ochi

Abenteuer | USA/Großbritannien/Finnland 2025 | 96 Minuten

Regie: Isaiah Saxon

In einer abgelegenen Bergwelt nimmt sich ein Mädchen eines verletzten Ochi-Babys an, obwohl diese affenähnlichen Fabelwesen mit einem blau schimmernden Fell von den Menschen als Bedrohung empfunden und getötet werden. Das Mädchen will das kleine Wesen pflegen und dann zu seiner Sippe zurückbringen. Auf seiner Odyssee durch unwegsame Berge und Wälder wird es von seinem Vater und einer Horde Jugendlicher aus seinem Dorf verfolgt. Der Film pendelt zwischen Fantasy, Märchen und Abenteuer und beeindruckt mit prächtigen Naturlandschaften, einem originellen Fabelwesen und seiner ökologischen Botschaft. Allerdings trüben der dünne Handlungsplot und eine klischeehafte Darstellung der erwachsenen Figuren das Gesamtbild. - Ab 12.
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Filmdaten

Originaltitel
THE LEGEND OF OCHI
Produktionsland
USA/Großbritannien/Finnland
Produktionsjahr
2025
Produktionsfirma
A24/AGBO/Access Ent./Encyclopedia Pictura/IPR.VC/Year of The Rat
Regie
Isaiah Saxon
Buch
Isaiah Saxon
Kamera
Evan Prosofsky
Musik
David Longstreth
Schnitt
Paul Rogers
Darsteller
Helena Zengel (Yuri) · Willem Dafoe (Maxim) · Emily Watson (Dasha) · Finn Wolfhard (Petro) · Răzvan Stoica (Ivan)
Länge
96 Minuten
Kinostart
01.05.2025
Fsk
ab 6; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 12.
Genre
Abenteuer | Familienfilm | Fantasy | Kinderfilm
Externe Links
IMDb | TMDB

Ein Jugend-Fantasyabenteuer um eine von gefährlichen Tieren bevölkerte Welt, in der sich ein junges Mädchen mit einem verletzten Baby aus der Gattung der Ochis anfreundet, vor denen es stets gewarnt wurde.

Aktualisiert am
25.04.2025 - 17:01:07
Diskussion

Auf einer abgelegenen Insel im Schwarzen Meer lebt ein Mädchen mit dem jungenhaften Namen Yuri (Helena Zengel). Ihr Vater Maxim (Willem Dafoe), ein eigenartiger Kauz, der von seiner Frau verlassen wurde, hätte gerne einen Sohn gehabt; womöglich spiegelt sich dieser Wunsch in der Namensgebung wider. Er schärft seiner Tochter, aber auch allen halbwüchsigen Jungen im Dorf ein, dass sie Ochis erlegen müssen. Die Tiere mit dem bläulich schimmernden Fell, die wie eine Mischung aus dem „Star Wars“-Wurzelzwerg Yoda und Menschenaffen aussehen, seien böse und gefährlich, verkündet er. Mit einem Ritterhelm, einer metallenen Rüstung sowie einer Lanze trommelt er mitten in der Nacht zur Jagd und lädt die Heranwachsenden auf seinen Truck. Yuri macht mit, jedoch ohne allzu große Überzeugung.

Das Singen schlägt eine Brücke

Das Mädchen, das nicht viel spricht und in seinem Zimmer gerne dröhnenden Black Metal hört, stößt im Wald auf ein Ochi-Baby. Das ist eher niedlich als furchterregend und hat sich die Hinterpfote in einer Falle verletzt. Yuri versucht, in hohem Singsang mit dem kleinen Ochi zu kommunizieren. Trotz der Indoktrinierung durch ihren Vater freundet sie sich mit dem Tier an, nimmt es mit nach Hause und beschließt, es wieder zu den Seinen zu bringen.

Der Waisenjunge Petro (Finn Wolfhard), ein Schützling von Maxim, hält sie nicht auf. Zu Fuß oder mit gestohlenen Fahrzeugen irrt Yuri mit dem Ochi im Rucksack durch Wälder, Berge und Täler. Dabei stößt sie auch auf ihre Mutter, die naturverbundene Einsiedlerin Dasha (Emily Watson). Die lehrt Yuri, auf Naturgeräusche zu achten, und unterstützt sie in ihrem Vorhaben, das Ochi in seine Heimat zurückzubringen. Doch Maxim und seine Truppe sind Yuri schon dicht auf den Fersen.

Dass aus dieser Verfolgung keine übermäßige Spannung entsteht, resultiert nicht zuletzt daraus, dass man weder die Figur von Willem Dafoe noch seine überschaubare Kinderarmee allzu ernst nehmen kann. Maxim strahlt in seiner infantilen Rhetorik und Gestik keine große Gefahr aus. Auch die Bedrohung durch die Ochis vermag der Haudegen nicht überzeugend zu vermitteln. Die Verortung der Geschichte in einer halb archaischen, halb modernen Welt, in der Mechanisches neben Motorisiertem existiert, ist zunächst gewöhnungsbedürftig. Die Jungen haben slawische und rumänische Vornamen; sie heißen Oleg, Ivan, Vlad, Tudor. Dennoch werden die Karpaten nicht explizit erwähnt.

Inmitten einer wuchernden Natur

Allmählich findet man sich jedoch in diesen märchenhaften Kosmos hinein. Dazu trägt nicht zuletzt die majestätische Natur bei. Nebelverhangene Berge mit ihren felsigen, unwegsamen Pfaden und schwer zu durchdringende, über und über mit Moos bewachsene Wälder fängt die Kamera von Evan Prosofsky auf beeindruckende Weise ein. Gedreht wurde hauptsächlich in Rumänien in weitgehend unberührter Natur. Durch diese grandiose natürliche Kulisse fällt es dem Film leicht, seine ökologische Agenda zu vermitteln. Gleichzeitig macht er sich für die tierischen Bewohner der rauen Landschaften stark – auch wenn es sich bei den Ochis um Fabelwesen handelt. Zu einer echten Symbiose zwischen Mensch und Natur kommt es zwar nicht, doch selbst bei den uneinsichtigsten Protagonisten setzt gegen Ende eine Läuterung ein.

Bei den meist jugendlichen Figuren, vor allem bei der Protagonistin Yuri, ist die Abgrenzung zur Natur nicht so ausgeprägt. Deshalb fungiert das kleine Ochi in seiner Verspieltheit und Schutzbedürftigkeit als Botschafter für die Erhaltung seiner Welt. Helena Zengel verortet ihre Figur überzeugend zwischen halb kindlicher, halb jugendlicher Rebellin mit ausgeprägtem Abenteuersinn. Finn Wolfhard dagegen wirkt im Unterschied zu seiner Rolle in „Stranger Things“ unterfordert; die Figur von Emily Watson krankt nicht zuletzt an einer schlechten Maske. Überhaupt sind die erwachsenen Protagonisten eher Karikaturen als vielschichtige Charaktere, was ihre Glaubwürdigkeit schmälert – insbesondere bei Willem Dafoe.

Mit einer sympathischen Körperlichkeit

So laviert der Film, dessen Optik an Jugendfilme aus den 1980er-Jahren erinnert, zwischen Fantasy, Märchen und Abenteuer und präsentiert seine eher dünne Story. Auf altmodische Weise sympathisch erweist sich allerdings die Gestaltung der Ochis. Dass das überschaubare Budget des Films kaum computergenerierte Effekte zuließ, entpuppt sich als Segen. So werden die Fantasy-Tiere animatronisch zum Leben erweckt, sind Puppe und Animation in einem und erlangen auf diese Weise eine Körperlichkeit, die Fabelwesen in vielen anderen Filmen heutzutage abgeht.

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