Wallace & Gromit: Vergeltung mit Flügeln

Animation | Großbritannien 2024 | 79 Minuten

Regie: Nick Park

Als der inhaftierte Verbrecher-Pinguin Feathers McGraw erfährt, dass der Erfinder Wallace einen Gartenzwergroboter erfunden hat, plant er seinen Ausbruch. Zugleich will er sich an dem Erfinder und dessen klugen Hund Gromit dafür rächen, dass sie einst seinen spektakulären Juwelendiebstahl vereitelt haben. Als Sequel des Kurzfilms „Die Techno-Hose“ (1993) setzt der einmal mehr in klassischer Stop-Motion-Technik gedrehte Animationsfilm dessen Geschichte fort und besticht wie die Vorgängerfilme um Wallace & Gromit durch seine Detailfreude, die filigranen Animationen sowie seinen Wort- und Bildwitz. Anstatt die Welt des beliebten Paars zu verändern, baut der Film diese weiter aus und lebt von seiner liebevollen Figurenzeichnung. - Ab 8.
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Filmdaten

Originaltitel
WALLACE & GROMIT: VENGEANCE MOST FOWL
Produktionsland
Großbritannien
Produktionsjahr
2024
Produktionsfirma
Aardman Animations
Regie
Nick Park · Merlin Crossingham
Buch
Mark Burton · Nick Park
Kamera
Dave Alex Riddett
Musik
Lorne Balfe
Schnitt
Dan Hembery
Länge
79 Minuten
Kinostart
-
Pädagogische Empfehlung
- Ab 8.
Genre
Animation | Komödie
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Ein neues Abenteuer für das kultige Animationsfilm-Duo: Pinguin-Gangster Feathers McGraw und eine neue Erfindung von Wallace sorgen für Scherereien.

Diskussion

Ja sicher, er mag unscheinbar wirken. Aber er zählt doch zu den größten und einprägsamsten Schurken der Filmgeschichte: Feathers McGraw, der diebische Pinguin mit dem eiskalten Blick, der sich einst im Kurzfilm „Die Techno-Hose“ (1993) als Untermieter bei dem Erfinder Wallace und dessen Hund Gromit eingenistet und sowohl Wallace als auch dessen neueste Erfindung für einen spektakulären Museumsdiebstahl ausgenutzt hatte. Das Fahndungsplakat von McGraw mit dem Gummihandschuh auf dem Kopf hat sich längst einen festen Platz in der Popkultur erobert. 32 Jahre nach seinem ersten Auftritt darf der mittlerweile im Zoo inhaftierte Pinguin nun zurückkehren. Schließlich hat er noch eine Rechnung offen mit dem Hund und seinem Herrchen, die seine Pläne einst durchkreuzt haben.

Während der Pinguin in seinem Gehege seine Muskeln stärkt und seinen Ausbruch vorbereitet, geht in der West Wallaby Street 62 irgendwo in einer Kleinstadt im nordenglischen Lancashire alles seinen gewohnten Gang. Wallace erfindet – und Gromit hat die Erfindungen auszubaden. Der neueste Clou ist ein Universal-Gartenzwergroboter namens Norbot, der in Windeseile den englischen Garten rund um das Haus in ein kubistisches Kunstwerk verwandelt und schneller im Stricken ist als Gromit. Was in den Augen von Wallace eine Arbeitserleichterung für seinen gärtnernden Hund sein soll, wird von Gromit als Störenfried betrachtet, während der Robo-Gartenzwerg für den inhaftierten technikaffinen Pinguin genau jene Art von Helferlein ist, das ihm noch gefehlt hat. So hackt sich Feathers McGraw kurzerhand in das Heimnetzwerk von Wallace, programmiert Norbot in einen bösen Gartenzwergroboter um und beginnt mit den Vorbereitungen für seinen Ausbruch.

Schattenseiten der Erfindungen

Im Grunde waren die Wallace und Gromit-Filme schon immer technologiekritisch. Ob Gassigeh- oder Hund-Tätschel-Maschinen, Cyberhunde, Gedankenübertragungsmaschinen oder eben Gartenzwergroboter – in Nick Parks heimeligem Plastilin-Kosmos sind Maschinen stets aberwitzige Konstrukte mit großen Tücken, verführerisch zwar, aber eben auch verhängnisvoll. Und so führen alle Filme, die in Handarbeit als klassischer Puppentrick entstehen und digitale Effekte nur dezent einsetzen, mit großer Freude die Schattenseiten der Erfindungen vor, während sie diese in Geschichten mit Genre-Elementen einfügen. Denn wie immer sind die Filme über den liebenswert-naiven menschlichen Erfinder und seinen treuen und klugen Hund auch ein Spiel mit der Filmgeschichte. War „Die Techno-Hose“ noch ein Heist-Movie mit Film-noir-Anklängen, so ist „Vergeltung mit Flügeln“ zugleich Einbruchs- wie Ausbruchsfilm, der sich zum Ende hin zu einem Actionfilm wandelt und dabei die Erwartungen unterläuft. Auf einem idyllischen Narrowboat in englischen Kanälen flieht es sich eben ganz anders als auf einem wendigen kleinen Spielzeugzug.

Wie schon die anderen „Wallace und Gromit“-Filme – bislang vier halbstündige und zehn ein- bis dreiminütige Kurzfilme sowie ein langer Spielfilm – ist auch „Vergeltung mit Flügeln“ eine Wundertüte aus Zitaten, Wort- und Bildwitz, der eine mehrmalige Sichtung oder den Druck auf die Pausentaste nötig macht. Zeitungsartikel und Memos auf der Fahndungspinnwand, Buchtitel und Plattencover sind gespickt mit Wortspielen und führen ebenso wie die ungemein ideenreiche Ausstattung vor Augen, mit wie viel Liebe zum Detail Nick Park und sein Ko-Regisseur Merlin Crossingham ihre Welt gestaltet haben.

Die Stärken der Filmreihe werden bekräftigt

Auf neues Terrain begeben sich Park und Crossingham dabei nicht. „Vergeltung mit Flügeln“ bekräftigt vielmehr die Stärken der Filmreihe und wandelt diese nur sanft ab. So wirkt die akribisch ausgestaltete Miniaturwelt, in der die Restbestände der 2023 eingestellten Knetmasse von Lewis Newplast verbaut wurden, von Anfang an sehr vertraut. Der Keller, den man über eine schmale Treppe betritt und in der sich einst in „Alles Käse!“ die orangefarbene Rakete befand, mit der Wallace und Gromit zum Käse-Mond reisten, die blaue Tapete mit dem Hundeknochenmuster aus „Die Techno-Hose“, das rote Motorrad mit dem Beiwagen aus „Unter Schafen“, die Morgenrituale, die Hund und Herrchen auf kuriose Weise zum Esstisch befördern, die vielsagende Mimik des sprachlosen Gromit.

Zugleich aber ist der Film nicht nur eine Hommage, sondern auch eigenständig, weil er sich nicht auf die Anhäufung von Referenzen beschränkt. Anstatt die Welt zu verändern, bauen Nick Park, Merlin Crossingham, die Animatoren, Figurenbauer und Szenenbildner sie Stück für Stück aus. Dass das funktioniert und nicht langweilig wird, liegt ebenso in der Animationskunst wie in der Figurenzeichnung begründet. Wallace und Gromit haben Charakter und eine Seele. Mit ganz bewusst platzierten Fingerabdrücken. Schließlich ist niemand perfekt!

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