Almar - Der Ruf des Jakobsweges

Dokumentarfilm | Deutschland 2024 | 98 Minuten

Regie: Sascha Günther

Zehn Jahre nach einer ersten Wanderung auf dem Jakobsweg nach Santiago de Compostela begibt sich der deutsche Familienvater Sascha Günther erneut auf den Pilgerweg. Unterwegs trifft er Menschen, mit denen er sich damals anfreundete. In den intensiven Begegnungen wird deutlich, dass vielen das Pilgern aus persönlichen Krisen geholfen hat. Das dokumentarische Road Movie offenbart nicht nur eine tiefe Verbundenheit zwischen den Pilgern, sondern gibt auch Einblicke in das Seelenleben des Protagonisten. Selbst komponierte Lieder von Pilgerinnen und Pilgern unterstreichen die spirituellen Erfahrungen der Reise. - Ab 14.
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Filmdaten

Produktionsland
Deutschland
Produktionsjahr
2024
Produktionsfirma
Geomar-Film/ALMAR-Film
Regie
Sascha Günther
Buch
Sascha Günther
Kamera
Marcel Beloqui Evardone
Musik
Jens Eckhoff · Amigos del Camino · Greg Taro
Schnitt
Constantin Löhrmann
Länge
98 Minuten
Kinostart
21.11.2024
Fsk
ab 0; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Dokumentarfilm
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TMDB

Musikalisch akzentuierte Doku über einen deutschen Pilger, der auf dem Jakobsweg Freunde und Bekannte von früher wiedertrifft.

Diskussion

An Weihnachten 2015 kam die Filmkomödie „Ich bin dann mal weg“ von Julia von Heinz in die Kinos, die auf dem Reisebericht des Schauspielers Hape Kerkeling beruhte. Kerkeling hatte in dem gleichnamigen Buch auf recht humorvolle Weise seine Erlebnisse während einer Pilgerreise auf dem Jakobsweg beschrieben. In „Almar - Der Ruf des Jakobswegs“ wandelt nun Sascha Günther gleichsam auf Kerkelings Spuren und schildert seine eigenen Erfahrungen auf dem Weg nach Santiago de Compostela. Da Günther kein professioneller Filmemacher ist, ließ er sich von dem Regisseur Constantin Löhrmann unterstützen.

In „Almar“ greift Günther auf Erfahrungen zurück, die er nach einer Lebenskrise auf seiner Pilgerschaft zehn Jahre zuvor gesammelt hat. 2013 entschloss er sich, 30 Tage lang bis nach Santiago de Compostela zu gehen. Auf den langen Fußmärschen und durch die Verbundenheit mit anderen Pilgern fand er zu innerer Ruhe und schloss mit einigen Wanderern Freundschaften, die noch heute bestehen.

Was ist aus den Gefährten geworden?

Im Sommer 2023 bricht er erneut auf, um diese Freunde zu suchen, die damals so großen Eindruck auf ihn gemacht haben. Was ist aus ihnen geworden? Wie geht es ihnen heute? Hat ihnen die Pilgerfahrt auf ihren Lebenswegen geholfen? Solche Fragen möchte der 48-jährige Günther bei seiner erneuten Wanderung erörtern.

Zum Auftakt reist Günther, der die Ereignisse aus dem Off oder mit Blick in die Kamera kommentiert, nach Bayern. In Oberelchingen trifft er den strenggläubigen Katholiken Tom wieder und wandert eine Weile mit ihm. Der erfolgreiche Sportjournalist ist in seinem Leben weit herumgekommen; etwa 10.000 Kilometer wanderte er auf Jakobswegen durch ganz Europa. So erfährt man eher beiläufig, dass es nicht nur in Spanien einen Jakobsweg gibt, sondern dass auch in anderen Ländern ein ganzes Netzwerk von solchen Pilgerwegen besteht.

Anschließend trifft Günther in Paris die ehemalige Pilgerkollegin Anais, die nach einer schweren inneren Prüfung auf den Jakobsweg ging. Zusammen mit der Musical-Sängerin steigt Günther dabei auch auf den Turm des Heiligen Jakob und pflegt einen philosophischen Gedankenaustausch.

Das Gehen als therapeutische Praxis

Nachdem er die Französin Helène in Bordeaux nicht angetroffen hat, begegnet er in Bilbao einer ehemaligen Liebschaft, mit der er noch immer befreundet ist. Etliche Kilometer legt der Protagonist mit dem jüdischen US-Geschäftsmann Solomon zurück, der auf den Pilgerwegen eine innere Balance finden will. Den intensivsten Austausch hat er in Lugo mit dem Spanier Alejandro, der auf dem Pilgerweg die Trauer über das langsame Sterben seines Vaters zu überwinden versuchte; er berichtet, wie das Gehen ihm aus der Krise geholfen hat.

Günther wandert einzelne Abschnitte teils allein, teils mit Wegbegleitern auf dem Camino del Norte, der vor allem durch das Baskenland und Kantabrien führt; andere Strecken liegen auf dem Camino Primitivo, der in Asturien und Galicien angesiedelt ist. Er nutzt die Zwischenstopps, um Hintergrundinformationen zu den einzelnen Ortschaften beizusteuern. Da immer wieder auch Drohnenaufnahmen von den Städten und Landschaften eingebaut werden, gewinnen diese Passagen manchmal geradezu einen reisekundlichen Charakter.

Die Lieder des „El Camino“

Mit der Zeit formieren sich Günthers Bekanntschaften zu einer Gruppe, die kurz vor dem Ziel auf sechs Personen wächst; zuletzt stoßen die Schwestern Vivi und Titi dazu, die viel gute Laune und Lebensfreude mitbringen.

Eine wichtige Rolle in „Almar“ spielt die Musik. Schon auf dem ersten Pilgerweg fiel Günther beim gemeinsamen Singen in den Herbergen die musikalische Begabung von Mitwanderern auf. „Manche dieser Pilger sind gesegnet mit Stimmen, die es verdient haben, gehört zu werden“, sagt er. So entwickelte er die Idee, sie in einem Musikprojekt zusammenzubringen. Er tat sich mit dem Musiker Jens Eckhoff zusammen, mit dem er im November 2015 das Album „Walk with me“ veröffentlichte, das Lieder in sechs Sprachen rund um das Thema El Camino vereint. Einige dieser Lieder finden jetzt auch den Weg in den Soundtrack des Films.

Der mehrdeutige Filmtitel signalisiert, wie wichtig für den Protagonisten die Suche nach Seelenheil war. In „Almar“ steckt der spanische Ausdruck für „zum Meer“, aber auch „Alma“, das spanische Wort für Seele. Unterwegs erlebt Günther immer wieder Augenblicke der Stille und Besinnung; er freut sich über intensive Gespräche und genießt das ausgelassene Zusammensein mit Weggenossen oder ein herzliches gemeinsames Lachen. „Der Weg gibt dir nicht immer, warum du ihn bittest. Er gibt dir, was du brauchst“, ist Sascha Günther überzeugt.

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