Smile 2 - Siehst du es auch?

Horror | USA 2024 | 128 Minuten

Regie: Parker Finn

Eine Popsängerin steht nach einer beinahe tödlichen Drogen-Phase vor ihrem Comeback, als sie von einem Dämon heimgesucht wird. Dieser ernährt sich von ihren Ängsten und will sie zum Selbstmord treiben. Die Sängerin will sich nicht wehrlos ergeben, wird aber immer weiter in den Abgrund gezogen. Analog zum Vorgänger „Smile“ (2019) wird eine neue Hauptfigur auch im zweiten Teil des Horrorfilms mit der zersetzenden Kraft eines Traumas konfrontiert und beginnt, an Halluzinationen zu verzweifeln. Oft mit satirischem Unterton, löst sich der Film von Genre-Konventionen und zeigt ungewöhnlich viel Interesse an der gemarterten Psyche der Protagonistin. - Ab 18.
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Filmdaten

Originaltitel
SMILE 2
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2024
Produktionsfirma
Paramount Pic./Temple Hill Ent.
Regie
Parker Finn
Buch
Parker Finn
Kamera
Charlie Sarroff
Musik
Cristobal Tapia de Veer
Schnitt
Elliot Greenberg
Darsteller
Naomi Scott (Skye Riley) · Kyle Gallner (Joel) · Lukas Gage (Lewis) · Rosemarie DeWitt (Elizabeth Riley) · Dylan Gelula (Gemma)
Länge
128 Minuten
Kinostart
17.10.2024
Fsk
ab 18; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 18.
Genre
Horror | Thriller
Externe Links
IMDb | TMDB

Horrorfilm um eine vor ihrem Comeback stehende Pop-Sängerin, die von einem Dämon heimgesucht wird, der oft diabolisch grinsende Gestalt annimmt.

Diskussion

Das erste Mal ist Skye (Naomi Scott) in einer TV-Show zu sehen. Nach einem tragischen Unfall und einer einjährigen Auszeit präsentiert sich die Pop-Sängerin zum Auftakt ihrer Comeback-Tour im neuen Look. Mit kurzen, blondierten Haaren erzählt sie bedächtig von ihrem verstorbenen Freund und ihrer Drogensucht, und nutzt dabei wohlklingende Begriffe neoliberaler Selbstoptimierung. Ein harter Schnitt zeigt jedoch, wie die angebliche Phase des Heilens tatsächlich aussah: Infernalisch schreiend, reißt die verwahrloste Skye sich in einem kurzen Rückblick büschelweise die Haare aus.

Parker Finns Fortsetzung zu seinem Überraschungs-Hit „Smile - Siehst du es auch?“ lebt ganz von der Dissonanz zwischen glamouröser Fassade und zerrüttetem Inneren. Bereits im Vorgängerfilm rang die Protagonistin mit einer schmerzhaften Vergangenheit, bevor sie von einem Dämon heimgesucht wurde, der seine Opfer in den Wahnsinn und zum Selbstmord treibt. Der teuflische Parasit, der oft die Gestalt stets diabolisch grinsender Menschen annimmt, ernährt sich von der Angst und Trauer seiner Wirte. Gewissermaßen ist er die allegorische Verkörperung eines Traumas; nicht zuletzt auch, weil er wie ein Virus an Andere weitergegeben wird.

Ähnliche Geschichte unter anderen Vorzeichen

Das Erfolgsrezept des ersten Films wiederholt „Smile 2“ nur auf den ersten Blick. Auch Skye infiziert sich als Zeugin eines Selbstmords mit dem Dämon, und auch bei ihr führen Albträume und Halluzinationen dazu, dass sie sich zunehmend von ihrem Leben entfremdet. Wegen des Settings aus glitzernder Bühnenwelt, emsig wuselndem Backstage-Bereich und festungsgleichem Luxus-Loft wird die Geschichte diesmal jedoch unter anderen Vorzeichen erzählt.

Im Gegensatz zur introvertierten Psychologin aus dem ersten Teil ist Skye eine öffentliche Person. All ihre Gesten und Äußerungen müssen wohlüberlegt sein, jeder Schritt wird überwacht und kein Fehltritt verziehen. Während die Versuche von „Smile 2“, den Vorgänger in punkto Brutalität zu übertreffen, ein wenig bemüht wirken, potenziert er umso erfolgreicher die Paranoia seiner Protagonistin. Dabei setzt der Film etwas weniger auf effektive „Jump-Scares“ oder routinierte Horrorfilm-Momente und nimmt sich stattdessen ungewöhnlich viel Zeit, um in den durchgetakteten Alltag und die gemarterte Psyche seiner Heldin einzutauchen.

Einmal weigert sich Skye, ein transparent glitzerndes Bühnenkostüm zu tragen, durch das ihre Narbe zu sehen ist. Ständig geht es für sie darum, die Leute nicht unter die Oberfläche sehen zu lassen. Und je schwerer es ihr fällt, zu funktionieren, desto mehr Druck wird auf sie ausgeübt, um den Erwartungen von Produzenten, Veranstaltern und ihrer unterkühlten Manager-Mutter (Rosemarie DeWitt) zu entsprechen.

Ausschweifender und expressiver

„Smile 2“ ist in vieler Hinsicht ausschweifender und expressiver als sein Vorgänger. Das zeigt der Film auch in der enormen Fallhöhe seiner Heldin. Die idealisierende Inszenierung des makellosen unnahbaren Stars lässt der Regisseur mit Rückblenden kollidieren, die in grotesk verzerrenden Nahaufnahmen psychische Ausnahmezustände festhalten. Immer stärker nähern sich diese Extreme einander an. Die Bedrohung durch psychotische Fans und grimassierende Leichen, die sie durch die Wohnung jagen, kann Skye bald nur noch vorübergehend und sichtbar zitternd weglächeln. Hauptdarstellerin Naomi Scott kämpft sich mit vollem Körpereinsatz durch mal peinliche, mal tragische und mal grausame Situationen. Und während sie die besorgten Blicke ihres Umfelds durchbohren, wird sie immer weiter in den Abgrund gezogen.

Parker Finn löst sich von einem klassischen Genre-Plot, um sich exzessiv Skyes zunehmendem Kontrollverlust hinzugeben. In seinen besten Momenten wirkt der Film so unberechenbar, als wäre er selbst besessen. Illusion und Wirklichkeit lassen sich dann kaum noch unterscheiden. Gegen Ende werden die Visionen vielleicht etwas zu bequem genutzt, um sich inhaltlicher Ungereimtheiten zu entledigen, aber die entfesselte Fantasie macht selbst hier noch den Reiz von „Smile 2“ aus.

Ständige Angst vor dem Realitätsverlust

Im Gegensatz zum düster melancholischen Erzählton des ersten Teils wagt sich der Film auch in humorvollere Gefilde vor. Da das gruselige Potenzial irre grinsender Menschen begrenzt ist, lässt Parker Finn diese Momente immer wieder ins Komische kippen. Unbehaglich wird es trotzdem schnell wieder, weil der Film geschickt mit der ständigen Angst vor dem Realitätsverlust spielt. Auf die Perfektion, mit der Skye noch im TV-Interview ihr Image kontrollierte, lässt „Smile 2“ eine filmische Achterbahnfahrt ohne Gewissheiten folgen.

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