Dark Matter (2024)
Drama | USA 2024 | 481 (neun Folgen) Minuten
Regie: Jakob Verbruggen
Filmdaten
- Originaltitel
- DARK MATTER
- Produktionsland
- USA
- Produktionsjahr
- 2024
- Produktionsfirma
- Matt Tolmach Prod./Sony Pic. Tele.
- Regie
- Jakob Verbruggen · Celine Held · Logan George · Roxann Dawson · Alik Sakharov
- Buch
- Blake Crouch · Jacquelyn Ben-Zekry · Megan McDonnell · Ihuoma Ofordire
- Kamera
- John Lindley · Jeffrey Greeley
- Musik
- Jason Hill
- Schnitt
- Joe Leonard · Jordan Goldman · David Blackburn · Bridget Case · Timothy J. Feeley
- Darsteller
- Joel Edgerton (Jason Dessen) · Jennifer Connelly (Daniela Vargas Dessen) · Alice Braga (Amanda Lucas) · Jimmi Simpson (Ryan Holder) · Dayo Okeniyi (Leighton Vance)
- Länge
- 481 (neun Folgen) Minuten
- Kinostart
- -
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 16.
- Genre
- Drama | Literaturverfilmung | Science-Fiction | Serie | Thriller
- Externe Links
- IMDb | JustWatch
Eine Science-Fiction-Thrillerserie rund um die Viele-Welten-Theorie, in der ein Physikdozent durch ein Multiversum seiner eigenen Existenzmöglichkeiten irrt.
Was wäre gewesen, wenn? – diese Frage stellt sich wahrscheinlich jeder an irgendeinem Punkt im Leben. Die Science-Fiction-Thrillerserie „Dark Matter“ nimmt das Spekulieren über alternative Lebensentwürfe zur Ausgangslage für einen vertrackten Multiversums-Plot um einen Helden, den es in verschiedene Variationen der eigenen Existenz verschlägt und der in jeder einzelnen dieser Dimensionen erneut vor der Frage steht, wer er wirklich ist. Am Anfang führt Protagonist Jason Dessen (Joel Edgerton) ein gediegenes Leben in Chicago samt Ehefrau Daniela (Jennifer Connelly) und Sohn Charlie (Oakes Fegley). Der Wissenschaftler hat einen Job an der Uni und führt gelangweilte College-Kids in die sonderbaren Phänomene der Quantenphysik ein. „Schrödingers Katze“, ein Gedankenexperiment, das zeigt, dass ein hypothetisches Tier in zwei Quantenzuständen zugleich existieren kann – tot und lebendig – steht bei ihm ganz oben auf dem Lehrplan. Superposition heißt dieser Zustand.
Die Serienverfilmung von Blake Crouchs gleichnamigem Roman spielt dieses Gedankenexperiment nun am Schicksal ihrer Hauptfigur durch und macht daraus ein verzweigtes Plot-Multiversum, in dem Jason sich bald zu verlieren droht.
Eine Tür zu anderen Dimensionen
Von einem Kneipenabend mit Freunden kehrt der Protagonist nicht mehr nach Hause zurück: Er wird unterwegs attackiert von einem Fremden, der Jason niederschlägt. Beim Erwachen findet sich der Uni-Dozent nicht nur an einem ihm unbekannten Ort wieder, sondern auch in einer Realität, die ihm gänzlich fremd zu sein scheint. Vertraut geglaubten Menschen ist Jason gänzlich unbekannt. Die Eckpunkte seines Daseins sind zwar stimmig, doch weichen sie an entscheidender Stelle ab. Jason ist in dieser Welt kein glücklich verheirateter Ehemann, sondern ein gefeiertes Wissenschaftsgenie, das mit einer Erfindung Aufsehen erregt, welche die Grundfeste der Physik erschüttert – und, wie sich herausstellt, auch die der für unveränderlich gehaltenen Wirklichkeit.
Anders als im Gedankenexperiment ist Jasons Erfindung ein reales Objekt, nämlich ein dunkler, ominöser Würfel. Eine Eingangstür macht diese „Superpositions-Maschine“ begehbar. Wer sie betritt, erhält Zutritt zu einer Unzahl an Alternativ-Universen, die allesamt von Jasons Heimatwelt abzweigen, manche in gravierender Weise, manche nur unmerklich. Jasons Ziel ist es nun, seine Frau Daniela sowie ihren gemeinsamen Sohn wiederzufinden und damit das ursprüngliche Universum, aus dem er stammt.
Ein düsterer „Mindfuck“-Thriller
Die Viele-Welten-Theorie hat in den letzten Jahren in der Film- und Serienwelt einiges an Resonanz gefunden. Vom Superhelden-Blockbuster „Doctor Strange in the Multiverse of Madness“ bis zum deutschen Arthouse-Film „Die Theorie von allem“, von der Serie „Constellation“ bis zum „Oscar“-Gewinner „Everything Everywhere All at Once“ kann man die potenziell synapsenüberfordernde Materie geradezu als Trend bezeichnen. Die aus neun rund einstündigen Teilen bestehende Miniserie „Dark Matter“ liefert nun eine sehr düstere, bisweilen verstörende Variation des Vielwelten-Themas – als „Mindfuck“-Thriller, in dessen Handlungsverlauf zunehmend die Frage nach der Identität des Protagonisten im Zentrum steht.
Blake Crouch, der hier als Showrunner seinen eigenen, aus dem Jahr 2016 stammenden Roman adaptiert, konzentriert sich auf zwei zentrale Handlungsstränge. In dem einen begibt sich Jason auf eine Abenteuerreise in verschiedene Parallelwelten. Manche Ausflüge geraten fantastisch, in Dimensionen, die im Vergleich zu Jasons eigener futuristisch, mitunter gar paradiesisch anmuten, andere wiederum sind schlicht die Hölle auf Erden, regelrechte Horrorversen voller Pandemien, Sintfluten, Rieseninsekten-Befall und sonstigen Apokalypsen.
Glückssuche im Wust zahlloser Möglichkeitswelten
Ein zweiter Handlungsstrang widmet sich dem „Erfinder“-Jason, der das paradoxe Objekt, den Quanten-Würfel, erschaffen hat und trotz all seiner Auszeichnungen und seines Ruhms keine Erfüllung im Leben findet. Dieser Jason entscheidet schließlich, sein vertrautes Leben aufzugeben und sein Glück im Multiversum zu suchen. Beide Jasons jagen derselben Frau nach, für beide verkörpert sie das vollständig geglückte Dasein. Notwendigerweise werden sie dabei irgendwann aufeinandertreffen - als Feinde, die einander gegenseitig nicht besser kennen könnten.
Joel Edgerton und Jennifer Connelly zeigen sich in ihren Rollen als Ehegatten, die von den paradoxen Ereignissen auseinandergerissen werden, höchst intensiv. Jedes der Multiversen scheint einen anderen Aspekt ihrer Beziehung zu beleuchten. Dabei entsteht eine psychologische Dynamik zwischen den beiden, die wahrscheinlich in jedem der verschiedenen Universen früher oder später zum Konflikt geführt hätte.
Das Gedankenexperiment wird greifbar
Der Präsenz von Edgerton und Connelly verdankt es der mitunter sehr vertrackte Thriller-Plot, dass die Aufmerksamkeit für das Wesentliche im spekulativen Kuddelmuddel des Wirklichkeit werdenden Gedankenexperiments nicht verloren geht. Zu der philosophischen Frage nach dem „Was wäre wenn“ gesellt sich die urmenschliche nach der Möglichkeit des Glücks.
Blake Crouch und seinem Kreativteam gelingt die Vergegenständlichung des Gedankenexperiments in dunklen, atmosphärischen Bildern. Das menschliche Gehirn, das lernt Protagonist Jason, ist nicht dafür gemacht, die Realität multipler Welten auch nur ansatzweise zu verarbeiten. Um in der komplexen Wirklichkeit mitzukommen, muss er ein Medikament einnehmen, das ein bestimmtes Hirnareal triggert. Seinem Bewusstsein fächern sich die vielen Welten und mit ihnen all ihre Möglichkeiten auf. Wie ein langer, dunkler Korridor, dessen Seiten versehen mit Türen sind, erscheint ihm das Multiversum – eine greifbare Metapher für ein physikalisches Phänomen, das noch viele Generationen zum Staunen und Zweifeln bringen dürfte.