Abenteuer | USA 2024 | 102 Minuten

Regie: Eli Roth

Auf einem abgelegenen Planeten soll ein sagenhafter Schatz vergraben sein, den eine kunterbunte Gruppe aus galaktischen Sonderlingen unter der Führung einer Kopfgeldjägerin bergen will, ehe er in falsche Hände fällt. Die überdrehte Videospiel-Verfilmung wirkt nach einer komplizierten Produktionsgeschichte wie zusammengeflickt aus gängigen Science-Fiction-Elementen. Was eine Mischung aus „Guardians of the Galaxy“ und „Mad Max“ sein soll, taugt nur zum B-Movie mit prominenter Besetzung, die immerhin mit sichtlichem Spaß bei der Sache ist, aber auch nicht verhindern kann, dass der Film weder inszenatorisch noch erzählerisch über einen drögen Aufguss hinauskommt. - Ab 14.
Zur Filmkritik

Filmdaten

Originaltitel
BORDERLANDS
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2024
Produktionsfirma
Arad Prod./Gearbox Studios/Picturestart
Regie
Eli Roth
Buch
Eli Roth · Joe Crombie
Kamera
Rogier Stoffers
Musik
Steve Jablonsky
Schnitt
Evan Henke
Darsteller
Cate Blanchett (Lilith) · Kevin Hart (Roland) · Jack Black (Claptrap) · Jamie Lee Curtis (Dr. Patricia Tannis) · Ariana Greenblatt (Tiny Tina)
Länge
102 Minuten
Kinostart
22.08.2024
Fsk
ab 12; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Abenteuer | Action | Science-Fiction
Externe Links
IMDb | TMDB | JustWatch

Heimkino

Verleih DVD
Leonine
Verleih Blu-ray
Leonine
DVD kaufen

Videospiel-Adaption um eine zusammengewürfelte Truppe intergalaktischer Sonderlinge, die sich auf die Suche nach dem größten Schatz des Universums machen.

Diskussion

Es gibt Legenden, die davon handeln, dass Aliens unvorstellbare Technologien auf dem Planeten Pandora versteckt haben. Doch nur eine Auserwählte soll die geheime Schatzkammer öffnen können. Eine andere Legende besagt, dass es keinen langweiligeren Filmbeginn gibt als mit der Kamera durchs Weltall zu schweben und dabei von Aliens und Auserwählten zu erzählen. Das weiß auch der Science-Fiction-Film „Borderlands“, der seinen Eröffnungsmonolog damit beendet, dass selbst die Erzählerin (Cate Blanchett) das für hochtrabenden Unsinn hält. Doch weil keinem der vielen Drehbuchautoren ein besserer Anfang eingefallen ist, muss der Film kurz hervorheben, wie abgedroschen das ist. Ohne das die Selbstironie das Ganze besser macht.

„Borderlands“ kapituliert damit von der ersten Szene an vor sich selbst, was auch an seiner unglücklichen Entstehungsgeschichte liegen mag: Ein Drehbuch, das so oft und von so vielen Autoren umgeschrieben wurde, dass einer von ihnen seinen Namen wieder zurückzog, übereilte Nachdrehs, für die ein neuer Regisseur gesucht werden musste, ständige Studiointerventionen und eine Videospiel-Fanbase, die schon längst die Hoffnung aufgegeben hat. Dass der Film drei Jahre nach den Dreharbeiten nun doch das Licht der Leinwand erblickt und nicht auf einem Streamingdienst abgeladen wurde, grenzt an ein kleines Wunder. Das hat wahrscheinlich damit zu tun, dass die Laufzeit kurz und das Tempo hoch ist.

Bunt garniertes Science-Fiction-Püree

Die Schatzsuche auf Pandora fühlt sich dabei wie die Resterampe des Science-Fiction-Kinos an. Die stoische Lilith (Cate Blanchett) und ihr Team aus plappernden Robotern und verhaltensauffälligen Kleinkindern wirkt wie die C-Besetzung der „Guardians of the Galaxy“, und der Planet selbst versprüht den Charme eines „Mad Max“-Sequels, das es nur in die Videotheken geschafft hat. Was genau die Figuren machen und warum sie etwas tun, lässt sich manchmal nur erahnen. Aber es reicht, um in den kosmischen Ödlanden von einem Abenteuer ins nächste zu schliddern. Die dysfunktionale Gruppe kämpft sich durch Abwässerkanäle, Urin-Geysire und Spielcasinos und wird dabei von einem Konzernchef namens Atlas (Édgar Ramirez) verfolgt, der den Inhalt der Kammer für sich haben will.

Die Lieblingsbeleidigung der Kopfgeldjägerin Lilith lautet „Hirn-püriert“, was sich durchaus auch auf den Film als solchen anwenden lässt. Der fühlt sich nämlich so an, als sei er durch einen Mixer gedreht und die einzelnen Szenen dann in zufälliger Reihenfolge aneinander gepappt worden. Eine halbherzige Voice-Over versucht den Flickenteppich ansatzweise zusammenzuhalten, doch das lässt die Nähte der holperigen Produktionsgeschichte nur noch deutlicher hervortreten. Die Absicht, bewährte Science-Fiction-Konzepte miteinander zu mischen, ist an sich ja nicht abwegig; das zugrundeliegende Ego-Shooter-Spiel „Borderlands“ hat das ja genauso gemacht. Doch während es beim Videospiel noch gelang, alte Ideen frisch erscheinen zu lassen, indem man sie mit schrulligen Figuren spickte und einen unverwechselbaren Look entwarf, fühlt sich der „Borderlands“-Film so an, als hätte man alles schon tausendmal gesehen. Die schillernden Persönlichkeiten, die im Spiel allgegenwärtig waren, sucht man im Film vergebens.

Party mit leerer Tanzfläche

„Borderlands“ wäre gerne eine große Party, bei der alle ausgelassen mitfeiern können. Doch auch wenn bei einem Schusswechsel im Lagerhaus der Motörhead-Song „Ace of Spades“ aufgedreht wird, um Stimmung zu machen, schafft es der Film einfach nicht, das Publikum mitzureißen. Denn obwohl die Playlist stimmt, geht das Timing völlig daneben. Der holperige Schnitt der Actionszenen würgt jegliche Spannung ab, und die One-Liner sind so gesetzt, dass die Lacher keinen Platz haben. In solchen Augenblicken sehnt man sich nach der schieren Handwerkskunst, die selbst bei den seelenlosesten Marvel-Filmen am Werk ist.

Zumindest aber das Darstellerensemble kämpft wacker gegen alle Widrigkeiten an. Ihnen scheint bewusst zu sein, dass sie in einem billigen Science-Fiction-Ausverkauf mitwirken, und sie nutzen diese Chance in vollen Zügen. Jack Black und Ariana Greenblatt bringen manische Energie mit, während Kevin Hart entgegen aller Logik einen harten Söldner spielt. Den meisten Spaß aber hat Cate Blanchett in der Hauptrolle als Lilith, die voller Vergnügen ihre roten Haare ins Bild hält, coole Sprüche klopft und revolverschwingend durch die Wüste ballert. Ihre Figur ist zwar 20 Jahre jünger, doch Blanchett ist das komplett egal, was ihre Darbietung noch charmanter macht. Richtig surreal wird es, wenn man sich vergegenwärtigt, dass sie sich während der Drehpausen auf ihren Part in „Tár“ vorbereitet hat.

B-Movie im Blockbuster-Gewand

Roger Corman hätte in den 1980er-Jahren einen Film wie „Borderlands“ in der halben Zeit und mit einem Zehntel des Budgets gedreht. Das Ergebnis wäre vielleicht nicht besser, aber sicherlich interessanter gewesen. „Borderlands“ gehört in jene Unterkategorie der B-Movies, die sich für vollwertige Blockbuster halten. Zumeist, weil ein Teil des Teams – in diesem Fall das Ensemble – hoffnungslos überqualifiziert ist. Das weckt Erinnerungen an Eddie Murphys fehlgeleite Science-Fiction-Farce „Pluto Nash“ oder die Weltraumoper „Jupiter Ascending“. Beide Filme wurden in einschlägigen Kreisen zum Kult. „Borderlands“ fehlt dazu jedoch der Wahnsinn. Der Film ist in vielen Aspekten schlicht zu belanglos und zu poliert, um wirklicher Trash zu sein. Zum Partyfilm taugt er nicht; aber er fühlt sich so an, als wäre er für den Kater danach bestimmt: mit kurzer Laufzeit, bunten Farben, einer unzusammenhängenden Handlung und dem surrealen Charme, Cate Blanchett in all diesem Chaos dabei zuzusehen, wie sie sich selbst abfeiert.

Kommentar verfassen

Kommentieren