Mama Muh ist wie ein Fels in der Brandung. Was auch passiert: die liebenswerte Kuh gerät nicht aus der Fassung. Neugierig beobachtet sie die Welt um sich herum und fasst manchmal auch scheinbar unmögliche Pläne. Damit ist sie ganz anders als ihre beste Freundin, die Krähe Krah. Die motzt immerzu und ist allem Neuem gegenüber erst einmal ablehnend, außerdem vorlaut und sehr vorsichtig. Kein Wunder also, dass Krah es zunächst mal wieder total blöd findet, wenn sie Mama Muh im Kopfstand entdeckt. Kühe machen so etwas einfach nicht, meint Krah. Mama Muh denkt hingegen: Wenn das Kindern so viel Spaß macht, warum sollte eine Kuh das dann nicht auch ausprobieren?
Schon mit der Eröffnungsszene trifft der Film den Ton der Bilderbuchvorlagen von Jujja Wieslander, die von „Pettersson und Findus‟-Erfinder Sven Nordqvist illustriert wurden. Prägnant werden die beiden gegensätzlichen Figuren charakterisiert, die trotz ihrer Unterschiede aber immer sehr respektvoll miteinander umgehen und füreinander da sind. Wie eng ihre Freundschaft ist, wird dann vor allem sichtbar, sobald ein drittes Tier auf dem Hof von Mama Muh auftaucht: eine Störchin.
Einmal die Welt und zurück
Die Störchin ist Krah sofort ein Dorn im Auge. Sie gibt Mama Muh einen Kosenamen, zieht bei Krah ein und ramponiert mit ihrer Schusseligkeit das Nest. Vor allem weckt sie mit ihren Erzählungen über ferne Länder das Fernweh von Mama Muh. Warum nur eine normale Kuh zu sein, die immerzu nur auf der Weise herumsteht und grast? Warum nicht einmal die Welt entdecken? Für Krah sind so viele Wünsche nach Veränderung eindeutig zu viel des Guten; ihr reicht es vollkommen, dass sie den Bahnhofsvorplatz der nächsten Stadt kennt.
Vermittelt über wenige Figuren und in sich geschlossene Episoden greift „Mama Muh und die große weite Welt‟ viele Themen auf, die jüngeren Kindern aus ihrem Alltag vertraut sind. Es geht um Freundschaft und Eifersucht, um Neugier und den Wunsch, in die Welt hinauszuziehen und Abenteuer zu erleben, aber auch um jenen, ein sicheres Zuhause zu haben.
Wie die Bücher lebt der Film, der eine neue Geschichte erzählt, von seinem Wortwitz und seiner Fabulierlust. Es sind herrlich absurde Bilder, wenn Mama Muh auf einem Skateboard fährt, das sie den Kindern des Bauern stibitzt hat, oder aber von einer Wasserrutsche träumt, die sie auf einer Postkarte entdeckt hat – und die die erfindungsreiche Krähe ihr sogleich zusammenzimmert.
Dabei überfordert „Mama Muh und die große weite Welt‟ Kinoanfänger nicht und nimmt sie in ihren Wahrnehmungsbedürfnissen ernst. Wo andere Filme wie „Die Mucklas und wie sie zu Pettersson und Findus kamen‟, die sich an eine ähnliche Zielgruppe richten, auf Überwältigung setzen und selbstverliebt andere Filme zitieren, die jüngere Kinder noch gar nicht kennen, bleibt dieser bewusst einfach gehaltene, langsam inszenierte und mit nur knapp einer Stunde Laufzeit überschaubare Animationsfilm ganz nahe bei der Vorlage.
Viel Lob fürs Zuhause
Für erwachsene Vorstellungen kann das tatsächlich alles zu simpel und zu träge wirken, für junge Kinder im Vorschulalter aber ist er genau richtig. Die Bilder sind nicht überladen und ermöglichen eine schnelle Orientierung, kurze musikalische Einschübe sorgen für Entspannung, die Dosis an Spannung ist dezent, so dass niemand lange um Mama Muh bangen muss. Einzig das Lob des Zuhauses ist vielleicht ein wenig zu mächtig geraten. Ein wenig mehr Abenteuer in der weiten Welt hätte die neugierige und aufgeschlossene Mama Muh ganz sicher gut vertragen, bevor sie wieder auf ihren vertrauten Hof zurückkehrt.