Komödie | Deutschland 2022 | 94 Minuten

Regie: Arne Feldhusen

Film-Spin-off zur Serie „how to sell drugs online (fast)“, das Vorgeschichte und Hintergründe der Figur des Kleinkriminellen und Dealers Jakob „Buba“ Otto näher beleuchtet. Der Film macht aus dessen Lebensgeschichte in der Ruhrpott-Provinz ein tragikomisches Märchen über Bruderliebe, Loyalität und Selbstaufopferung. Er verortet die Geschichte zwischen absurden Popkulturanekdoten aus den 1980er-Jahren, rauen Mythen und pädagogischer Märchenlogik. Der Hauptdarsteller verleiht dabei der oft überdrehten Handlung eine herzliche Note und schreibt seiner sturen Figur ein besonderes Maß an Menschlichkeit ein. - Ab 16.
Zur Filmkritik

Filmdaten

Produktionsland
Deutschland
Produktionsjahr
2022
Produktionsfirma
Bildundtonfabrik
Regie
Arne Feldhusen
Buch
Sebastian Colley · Isaiah Michalski
Kamera
Yoshi Heimrath
Musik
Carsten „Erobique“ Meyer
Schnitt
Benjamin Ikes · Rainer Nigrelli
Darsteller
Bjarne Mädel (Jakob „Buba“ Otto) · Georg Friedrich (Dante) · Anita Vulesica (Jule) · Maren Kroymann (Doro) · Michael Ostrowski (Abnor)
Länge
94 Minuten
Kinostart
-
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Genre
Komödie | Krimi
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Ein Spin-off zur Serie „how to sell drugs online (fast)“, in dem Bjarne Mädel die Vorgeschichte seiner Figur als tragikomisches Märchen über Bruderliebe, Loyalität und Selbstaufopferung beleuchtet.

Diskussion

Der Gangster Buba war ein harter Hund. Betonung auf: war. In der ersten Staffel der Serie „how to sell drugs online (fast)“ lieferte er den Schülern Felix, Lenny und Dan für ihren Online-Shop zunächst Drogen in rauen Mengen, entführte Lenny, als die Jungs nicht zahlen konnten – und erschoss sich bei dieser Gelegenheit aus Versehen selbst.

Bis dahin hatte Bjarne Mädel als überdrehter Gangster allerdings eine solche Show abgeliefert, dass Erfinder und Regisseur Arne Feldhusen der verschroben schillernden Nebenfigur nun ein eigenes Spin-off gönnt: Im Spielfilm „Buba“ erzählt dieser rückblickend seine eigene Geschichte – angefangen bei der Großmutter, die das Leben für ein Märchen hielt, aber eines der blutrünstigen, in denen Gliedmaßen abgehackt und Kinder gefressen werden.

Als Buba noch Jakob hieß

Damals hieß Buba noch Jakob und gewann einmal einen Breakdance-Wettbewerb gegen Leonardo DiCaprio, der auf Deutschlandbesuch bei seiner Omi im Nachbardorf war. Ja, dieses Ereignis ist tatsächlich belegt, Feldhusen verortet Bubas Geschichte zwischen absurden Popkulturanekdoten aus den 1980er-Jahren, rauen Mythen und pädagogischer Märchenlogik und macht aus dieser Figur eine gleichermaßen herzliche wie absurde Figur, die ihr Gangster-Dasein mit selbstvergessener Schicksalsergebenheit hinnimmt.

Am selben Tag wie der Breakdance-Erfolg hat nämlich ein Autounfall seine gesamte Familie umgekrempelt, und seitdem ist Jakob davon überzeugt, dass sein Glück immer Unglück für andere bedeute. Den kindlichen Umkehrschluss macht er dann auch zu seinem Lebenscredo: Solange es ihm nur ausreichend schlecht geht, ist sein Umfeld sicher – vor allem sein Bruder Dante (Georg Friedrich), der seit dem Unfall am Stock geht und einen merkwürdigen österreichischen Akzent hat.

Hans im Unglück

Deshalb führt Jakob minutiös Buch über sein Pech – er nennt es sein Konto –, um fortan glückstechnisch immer im Minus zu sein. Droht er in Richtung Null zu tendieren, lässt er sich schnell mal die Fresse polieren oder begeht mit seinem Bruder Samenraub bei einem Pferdezüchter, dann kann er wieder ruhig schlafen.

„Dir sind Schmerzen wirklich komplett egal, was? Wie so ein richtiger Buba!“, ruft einer der neuen Kumpel aus der selbsternannten albanischen Mafia und verpasst ihm seinen Spitznamen – angeblich nach einem albanischen Gott, in den slawischen Sprachen aber mindestens als kinderfressender Poltergeist verankert. Filmemacher Arne Feldhusen, der bereits „Der Tatortreiniger“ verantwortete und in allen drei Staffeln von „how to sell drugs online (fast)“ Regie führte, lässt in „Buba“ seiner Fantasie freien Lauf und macht Jakobs Schicksal zu einem Parade-Märchen.

Eine Verschnaufpause vom selbst auferlegten Schicksal

Bjarne Mädel spielt diesen Halunken als Mischung aus selbstlosem Beschützer, Hans im Unglück und etwas schusseligem Hans-guck-in-die-Luft. Erst im Verband mit den neuen Gangsterkumpels bekommt er für seine Aktionen Anerkennung, denn sein Bruder versucht immer nur noch mehr Herzblut aus ihm herauszupressen. Bruderliebe, Loyalität und Selbstaufopferung sind eben nicht dasselbe, das lernt der gutmütige Buba auf die harte Tour.

Zumindest für einen kurzen Augenblick kann diese tragikomische Figur sich von ihrem selbst auferlegten Schicksal lösen, nicht zuletzt, weil Bubas Jugendliebe Jule wieder auftaucht. Feldhusen und Mädel machen so aus einem dunkel-pädagogischen Märchen ein optimistisches Lebenskonzept für einen festgefahrenen und oft flachen Figurentypus. Mädel erdet dabei die gewohnte Überdrehtheit der Handlung mit einer herzlichen Gutmütigkeit, die er diesem naiven und doch schicksalsergebenen Buba mitgibt und ihm so die beste Form der Sturheit einschreibt: Menschlichkeit.

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