Abenteuer | Dänemark 2021 | 92 Minuten

Regie: Martin Miehe-Renard

Ein elfjähriger Junge ist begeisterter Hobbyzauberer und will einen Talentwettbewerb gewinnen. Beim Training hilft ihm ein pensionierter Zirkusartist, von dem er auch Tipps erhält, wie er die Zuneigung einer Mitschülerin gewinnen kann. Doch dann muss der alte Herr ins Krankenhaus. Die geradlinige Neuverfilmung eines dänischen Kinderbuchklassikers verlegt die Handlung in die Gegenwart und macht den jungen Außenseiter zum sympathischen Helden mit großem Identifikationspotenzial. Für Schwächen wie die Vorhersehbarkeit der Story entschädigt das unaufdringliche Plädoyer für Werte wie Toleranz, Rücksichtnahme, Liebe und Humanität. - Ab 6.
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Filmdaten

Originaltitel
BUSTER: OREGON MORTENSEN
Produktionsland
Dänemark
Produktionsjahr
2021
Produktionsfirma
Crone Ungfelt Film
Regie
Martin Miehe-Renard
Buch
Jesper N. Christiansen
Kamera
Bastian Schiøtt
Musik
Frans Bak · Keld Haaning Ibsen
Schnitt
Søren B. Ebbe
Darsteller
Manfred Weber Cortzen (Buster Oregon Mortensen) · Magnus Millang (Vater) · Ibi Støving (Mutter) · Henning Jensen (Hr. Larsen) · Kerstin Jannerup Gjesing (Ingeborg)
Länge
92 Minuten
Kinostart
04.08.2022
Fsk
ab 0; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 6.
Genre
Abenteuer | Familienfilm | Kinderfilm | Literaturverfilmung
Externe Links
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Dänischer Kinderfilm um einen elfjährigen Zauberer, der einen Talentwettbewerb gewinnen will, um seiner Familie zu helfen und einer Mitschülerin zu imponieren.

Diskussion

Der elfjährige Buster Oregon Mortensen ist ein unbeirrbarer Optimist. Er kümmert sich liebevoll um seine jüngere Schwester Ingeborg, die wegen ihrer Beinschiene in der Schule gehänselt wird. Und er bringt dem pflegebedürftigen Rentner Herrn Larsen, der im gleichen Haus in Bronskoj wohnt, einem Vorort von Kopenhagen, jeden Tag das Abendessen. Auch mit seinen Eltern versteht er sich gut. Sein arbeitsloser Vater und die verständnisvolle Mutter unterstützen Busters Wunsch, ein „Meistermagier“ zu werden. Buster übt bereits fleißig das Zaubern für einen Auftritt bei einem Talentwettbewerb auf dem Sommerfestival in Bronskoj, wo ein Preisgeld von 10.000 Kronen ausgelobt ist.

Das kann Busters Familie, die nicht so viel Geld hat wie andere Familien im Viertel, gut brauchen. Bis zum Meisterzauberer muss Buster aber noch einen langen Weg zurücklegen, zu oft gehen seine Kunststücke noch schief. Dabei möchte der Junge mit dem sonnigen Gemüt so gerne der hübschen Joanna imponieren, die gerade in eine Nachbarstraße gezogen ist. Um Joanna wirbt jedoch auch der ältere Mitschüler Simon-Olaf, ein eingebildeter Sunnyboy, der sich als talentierter Streetdancer große Chancen beim Wettbewerb ausrechnet.

Daher trainiert Buster fleißig mit Larsen, der als früherer Zirkusartist viele Zaubertricks kennt. Um das nötige Geld für Rauchbomben aufzutreiben, mit denen Buster seine Show aufmöbeln möchte, verdingt sich „Magic Mortensen“ als Bote für eine Blumenhändlerin. Zudem holt sich der redselige Junge von Larsen Ratschläge, wie er Joanna beeindrucken kann. Doch dann muss der alte Herr plötzlich ins Krankenhaus.

Kinderbuch-Klassiker in die Gegenwart übertragen

38 Jahre nach Bille Augusts Kinderfilmerfolg Buster, der Zauberer und dessen Kinderfernsehserie wagt sich sein dänischer Landsmann Martin Miehe-Renard an ein Remake, das den kurzweiligen Stoff in die Gegenwart transferiert. Beide Filme beruhen auf dem Kinderbuch „Busters verden“ von Bjarne Reuter aus dem Jahr 1979. Schrieb Reuter für Augusts Verfilmung das Drehbuch noch selbst, so wurde für das Remake Jesper Nicolaj Christiansen mit dem Drehbuch beauftragt. Während dieser die Grundstruktur weitgehend beibehält, überträgt er die Handlung in der Gegenwart. So spielen nun Smartphones und Internet eine wichtige Rolle. Busters Mutter erfährt zum Beispiel so von einer Schulparty, zu der Ingeborgs Mitschülerin Sofie eingeladen hat. Und Buster nutzt einen fingierten Anruf auf dem Handy, um in der Klinik eine Krankenschwester zu überlisten.

Christiansen ändert auch etliche Einzelheiten im Figurenarsenal. So ist Busters Vater kein erfahrener Zauberkünstler mehr, sondern ein verpeilter Tagträumer mit allerlei schrulligen Ideen. An die Stelle der alten Nachbarin Frau Larsen tritt der gutmütige Nachbar Herr Larsen, der nun als Zaubertrainer fungiert. Die gehbehinderte Ingeborg träumt nicht mehr vom klassischen Ballett, sondern bewundert eine Girls-Truppe, die zu moderner Popmusik tanzt. Und aus dem Klavierwunderkind Joanna wurde ein sympathisches Mädchen mit italienischer Mutter, aber ohne musikalische Ambitionen.

Konsequent aus der Kinderperspektive

Christiansen und Miehe-Renard erzählen ihren geradlinigen Unterhaltungsfilm konsequent aus der Kinderperspektive und machen Buster, der vom blonden Newcomer Manfred Weber Cortzen ebenso charmant wie natürlich verkörpert wird, zu einem sympathischen Helden mit großem Identifikationspotenzial. Die fröhliche Grundstimmung wird gleich zu Beginn durch ein – später mehrmals aufgegriffenes – Lied aus dem Off unterstrichen, in dem es heißt: „Hey, Buster, gib niemals deine Träume auf.“ Der erfahrene Regisseur gibt aber auch den Erwachsenenfiguren genügend Raum zur Entfaltung, sodass etwa der Komiker Magnus Millang als tollpatschiger Vater immer wieder überraschende humoristische bis absurde Akzente setzen kann, etwa wenn er eine gebrauchte Badewanne in die Wohnung schleppt, die für alle Zimmer viel zu groß ist, was seine Frau auf den ersten Blick erkennt.

Die streckenweise allzu vorhersehbare Inszenierung wartet mit allerlei Situationskomik auf, schreckt aber zuweilen auch nicht vor kitschigen Übertreibungen zurück, etwa wenn Buster bei der Übergabe eines Straußes roter Rosen an Joanna in eine Falle seines Rivalen tappt und nach dem peinlichen Debakel prompt in einen Regenguss gerät. Und in Sachen Plausibilität müssen kleine und große Zuschauer gelegentlich großzügig sein, etwa wenn Buster mit Larsen im Rollstuhl seinen erwachsenen Verfolgern bei der Flucht aus dem Krankenhaus entkommt.

Tiefe Vertrautheit unter Geschwistern

Während die zentrale Romanze zwischen Buster und Joanna mit ihren Aufs und Abs recht konventionell geraten ist, punktet der Film umso mehr mit anrührenden Szenen der tiefen Vertrautheit des Jungen mit seiner jüngeren Schwester. Zwar verlässt Buster in der Konfrontation mit einer übermächtigen Mobbing-Figur auch schon mal der Mut, aber sonst steht er Ingeborg oft bei, die nicht nur seine engste Vertraute ist, sondern ihm im Gegenzug entscheidende Hilfe bei Joanna leistet.

Jenseits der inszenatorischen Schwächen übermittelt der warmherzige Außenseiterfilm überzeugende Botschaften: So wirbt er eindringlich für mehr Toleranz gegenüber außergewöhnlichen Menschen, Rücksichtnahme auf Schwache und Behinderte sowie für familiären Zusammenhalt. Dazu kommt der Appell, Äußerlichkeiten wie Erfolg und Ruhm nicht so ernst zu nehmen. Wie sagt doch Busters Vater zum Sohn: „Glücklichsein ist wichtiger als gewinnen.“

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