Thor: Love and Thunder

4K UHD | USA 2022 | 119 Minuten

Regie: Taika Waititi

Nach diversen Schicksalsschlägen hat Asgards Donnergott dem privaten Glück entsagt und beschränkt sich darauf, mit seiner Kampfkraft immer da zu helfen, wo er gebraucht wird. Doch dann taucht ein Gegner auf, der eine Waffe führt, die ihm das Töten von Göttern ermöglicht; bei seinem Vernichtungsfeldzug kreuzt er schließlich den Weg Thors. Der nimmt den Kampf auf, wobei er unerwartet wieder seiner verlorenen Liebe begegnet. Das vierte „Thor“-Abenteuer lässt sich mehr als Teil 3 auf die melodramatischen Elemente des Stoffs ein, doch auch die Lust an gepflegtem Unsinn, parodistischen Elementen und exaltierter Action feiert wieder fröhliche Urstände. Daraus ergibt sich eine etwas unebene Mischung, die gut unterhält, das dramatische Potenzial des Stoffs aber nicht annähernd ausschöpft. - Ab 12.
Zur Filmkritik

Filmdaten

Originaltitel
THOR: LOVE AND THUNDER
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2022
Produktionsfirma
Fox Studios Australia/Marvel Studios/Walt Disney Pict.
Regie
Taika Waititi
Buch
Taika Waititi · Jennifer Kaytin Robinson
Kamera
Barry Baz Idoine
Musik
Michael Giacchino
Schnitt
Peter S. Elliot · Tim Roche · Matthew Schmidt · Jennifer Vecchiarello
Darsteller
Chris Hemsworth (Thor) · Natalie Portman (Jane Foster / Mighty Thor) · Christian Bale (Gorr the God Butcher) · Chris Pratt (Peter Quill / Star-Lord) · Tessa Thompson (Walküre)
Länge
119 Minuten
Kinostart
07.07.2022
Fsk
ab 12; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 12.
Genre
4K UHD | Abenteuer | Action | Comicverfilmung | Fantasy
Externe Links
IMDb | TMDB | JustWatch

Heimkino

DVD und BD enthalten eine Audiodeskription für Sehbehinderte, allerdings nur in englischer Sprache. Die Standardausgabe (DVD) enthält keine erwähnenswerten Extras. Die Extras der umfangreicheren BD umfassen u.a. einen Audiokommentar des Regisseurs sowie ein Feature mit vier im Film nicht verwendeten Szenen (8 Min.).

Verleih DVD
Walt Disney (16:9, 2.35:1, DD5.1 engl./dt.)
Verleih Blu-ray
Walt Disney (16:9, 2.35:1, dts-HDMA7.1 engl., DD7.1dt.) 4K: Walt Disney (16:9, 2.35:1, dolby_Atmos engl., DD7.1dt.)
DVD kaufen

Der vierte Teil des Franchise konfrontiert Marvels Donnergott mit einem Gegner, der sämtliche Götter vernichten will – und führt ihn wieder mit seiner großen Liebe Jane Foster zusammen.

Diskussion

Es ist ein verlustreicher Weg, den Thor (Chris Hemsworth) im Marvel Cinematic Universe hinter sich gebracht hat: Im Zuge der beiden vorherigen „Thor“-Teile war seine gesamte Familie ausgelöscht und seine Heimatwelt Asgard vernichtet worden; nebenbei ging auch noch im Off die Beziehung zu seiner großen Liebe Jane Foster (Natalie Portman) in die Brüche. Was für die Macher allerdings kein Grund war, schlechte Laune zu schieben: Die Untergangsfabel „Thor: Ragnarök“ geriet unter der Regie von Taika Waititi ganz und gar nicht zur Tragödie, sondern zur irrwitzigen Komödie und zum exaltierten Action-Weitpinkelwettbewerb; Thors Trauer über den im Finale erlittenen Verlust wurde schließlich in den letzten beiden „Avengers“-Filmen sogar gezielt als Comic Relief eingesetzt und auf ein knuffig-bierseliges Sich-Gehen-Lassen reduziert. In der Storyline rund um den Donnergott scheint das MCU zuletzt mit fröhlicher Schamlosigkeit sämtliche bildungsbürgerlichen Vorurteile, dass Superheldenstoffe primär infantile Jungs-Fantasien seien, bestätigen zu wollen – was meistens mit ansteckendem Spaß gelingt, allerdings auch dafür sorgt, dass Thors Geschichte durch die Weigerung, innere Konflikte auch mal ernst zu nehmen, mehr und mehr eine gewisse Kaltschnäuzigkeit entwickelt hat.

Hiobsgeschichte mit luziferischer Wende

Entsprechend wirkt der Anfang des neuen Films erstmal verblüffend, denn da scheint Taika Waititi sich endlich doch aufs Pathos einzulassen. Die Auftaktsequenz, die Thors neuen Antagonisten vorstellt, entfaltet eine markerschütternde Hiobsgeschichte mit grimmig-luziferischer Wendung: Man sieht einen kahlköpfigen Mann (Christian Bale) unter glühender Sonne mit einem Kind in den Armen in Agonie durch ein ausgetrocknetes Land irren, auf Knien herzzerreißend und vergeblich zu einer Gottheit um Rettung für seine Tochter flehen und schließlich entkräftet am Grab des Kindes den Tod erwarten. Dann geschieht doch noch ein Wunder: In der Wüste erscheint eine Oase, und darin begegnet der Mann seinem Sonnengott. Doch anstatt Gnade und eine Heilsaussicht für sein totes Kind findet er nur Hohn und Verachtung – und in der Wut, die er darüber empfindet, kommt ihm ein magisches Schwert zu Hilfe und ermöglicht ihm blutige Rache. Fortan zieht er durch die Welten, um sämtliche Götter auszulöschen. Und kreuzt dabei schließlich den Weg von Thor.

Zwischen Götterschlächter und Ex-Geliebter

Ein Mann, der an den Göttern wegen ihrer Gleichgültigkeit gegenüber seinem Leiden verzweifelt ist, und ein Gott, dem zwar Überheblichkeit nicht fremd ist, der aber doch auch Leid und Verlust kennt und die Menschen im Zug seiner Abenteuer kennen- und lieben gelernt hat – eine durchaus vielversprechende Steilvorlage nicht nur für Action, sondern auch für emotionale Dramatik. Das gilt auch für die zweite Konfrontation, die auf Thor wartet: Jane Foster tritt, nachdem die Macher sie nach dem zweiten „Thor“-Teil aus dem Franchise rausgeschrieben hatten, wieder in sein Leben. Thors zerstört geglaubter Hammer Mjölnir hat sich die Wissenschaftlerin zur neuen Trägerin auserkoren, was sie nun selbst zu einem weiblichen Thor-Pendant macht.

Als der Götterschlächter die Siedlung New Asgard attackiert und die Kinder des Ortes entführt, kommt sie Thor und dessen Verbündeter Valkyrie (Tessa Thompson) zu Hilfe, reißt aber freilich auch die alte Wunde der zerbrochenen Liebe wieder auf. Die gemeinsame Mission, die Kinder zu retten, schafft die Gelegenheit, sich wieder anzunähern. Was allerdings dadurch überschattet wird, dass Jane ein tragisches Geheimnis hütet.

Es wird wieder kräftig herumgeblödelt

Für Waititi-Verhältnisse ist das jede Menge Melodram-Stoff, und tatsächlich zeigt sich der Regisseur hier eher bereit, sich darauf einzulassen, als das in „Ragnarök“ der Fall war. Aufs parodistisch angelegte Herumblödeln will er aber trotzdem keineswegs verzichten, was dafür sorgt, dass „Thor: Love and Thunder“ eine einigermaßen unebene Mischung ergibt. Zwar treibt der Waititi’sche Sinn für Unsinn durchaus wieder sehr unterhaltsame Blüten, wenn etwa in einem Cameo-Spiel-im-Spiel Matt Damon, Luke Hemsworth, Sam Neill und Melissa McCarthy eine Amateurtheater-Kurzfassung von „Ragnarök“ auf die Bühne bringen, die Ziegenböcke Tanngnjostr und Tanngrisnir, die in der nordischen Mythologie dem Donnergott zugeschrieben sind, einen lautstarken Auftritt haben, Russell Crowe als dekadenter Zeus Faxen macht oder Thors neue Streitaxt quasi-menschliche Eifersuchtsanfälle bekommt, als Mjölnir wieder auf der Bildfläche erscheint. Allerdings nimmt diese Sketchparade einen so großen Raum ein, dass Waititi in den knapp zwei Stunden Laufzeit nicht mal annährend dazukommt, das Melodram-Fass, das er rund um den Götterschlächter und Janes Geheimnis aufmacht, auch nur annähernd auszuschöpfen. Entsprechen bekommt das Face-off zwischen Thor und seinem Gegner zu wenig Spielraum, sich auf Motive und Haltungen der Figuren einzulassen, sondern entlädt sich in schlichten Effektgewittern; und wenn das Ganze am Ende dann statt auf einen klassischen Showdown doch auf eine Art Apotheose zuläuft, wirkt das viel zu abrupt und an den Haaren herbeigezogen, um zu berühren.

Kommentar verfassen

Kommentieren