The Chosen: Das letzte Abendmahl

Bibelfilm | USA 2017-2024 | 175 Minuten (Staffel 1), 389 (St. 2), 514 (St. 3), 397 (St. 4), 227 ("Das letzte Abendmahl")

Regie: Dallas Jenkins

In den ersten beiden Folgen der fünften Staffel aus der Serie „The Chosen“, die als Auskopplung vor Ostern als Film ins Kino kommen, geht es um den Einzug Jesu in Jerusalem, seinen Aufenthalt in der Stadt vor dem Pessach-Fest und die wachsenden Spannungen mit den jüdischen Autoritäten. Der Film endet mit der sogenannten Tempelreinigung. Im Mittelpunkt stehen weiterhin die Personen, die Jesus folgen. Inszenatorisch werden biblische Texte, volkstümliche Bildmotive und dezente Aktualisierungen miteinander verbunden. Die Menschlichkeit Jesu wird unterstrichen, ohne seinen Charakter jedoch psychologisch zu vertiefen. - Ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
THE CHOSEN: LAST SUPPER
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2017-2024
Produktionsfirma
Out of Order Studios
Regie
Dallas Jenkins
Buch
Dallas Jenkins · Ryan Swanson · Tyler Thompson
Kamera
Akis Konstantakopoulos · Brent Christy · Dallas Jenkins
Musik
Dan Haseltine · Matthew S. Nelson · Dallas Jenkins
Schnitt
John Quinn
Darsteller
Jonathan Roumie (Jesus) · Shahar Isaac (Petrus) · Elizabeth Tabish (Maria Magdalena) · George Harrison Xanthis (Johannes) · Joey Vahedi (Thomas)
Länge
175 Minuten (Staffel 1), 389 (St. 2), 514 (St. 3), 397 (St. 4), 227 ("Das letzte Abendmahl")
Kinostart
10.04.2025
Fsk
ab 6 (Staffel 1) & ab 12 (Staffel 2-4, "Das letzte Abendmahl")
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Bibelfilm | Serie
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Die ersten beiden Folgen der fünften Staffel aus der Serie „Chosen“ sind ab 10. April im Kino zu sehen.

Aktualisiert am
09.04.2025 - 23:18:11
Diskussion

Der Kinofilm „The Chosen: Das letzte Abendmahl“ ist eine Auskoppelung der ersten beiden Folgen aus der fünften Staffel der Jesus-Serie „The Chosen“. Ab 10. April 2025 werden sie in vielen Kinos gezeigt. Erzählt wird darin von Jesu Einzug in Jerusalem im Vorfeld des Pessach-Festes, seinem Aufenthalt in der Stadt und wie er immer mehr ins Visier des Hohenpriesters und der herrschenden Autoritäten gerät. Sie enden mit der sogenannten Tempelreinigung.

In Deutschland ist die Serie „The Chosen“ in synchronisierter Fassung seit dem Sommer 2021 zu sehen. Seither sind vier Staffeln mit je acht Folgen veröffentlicht worden; hinzu kamen zwei Weihnachtsfolgen: „The Chosen: Der Hirte“ (2017) und „The Chosen: Die Boten“ (2021). Das ursprünglich durch Crowdfunding gestartete Projekt wird seit der vierten Staffel durch die speziell für die Serie gegründete Organisation „Come and See Foundation“ produziert. Anfangs war „The Chosen“ als reine Web-Serie konzipiert, die per App frei zugänglich gestreamt werden konnte. Inzwischen gibt es neben einzelnen Kinovorführungen auch DVDs und Blu-rays im Handel sowie Streamingdienste, die die Serie kostenpflichtig anbieten. Bis zu 500 Millionen Zuschauer sollen die einzelnen Folgen oder auch die gesamte Serie gesehen haben.

Einzelne Personen im Zentrum

Was macht den Erfolg der Serie aus und was ist das Besondere an ihr? Der Titel deutet an, dass die von Jesus „erwählten“ oder berufenen Menschen im Mittelpunkt der Handlung stehen. Doch was trieb die Frauen und Männer an, Jesus zu folgen, ihn zu unterstützen, sich für seine Anliegen einzusetzen? Um auf diese Fragen zu antworten, stehen immer wieder einzelne Personen im Zentrum. Zu Beginn sind dies Maria Magdalena, Simon (Petrus) und sein Bruder Andreas sowie der für die römischen Behörden tätige Steuereintreiber Matthäus.

Es werden aber auch Personen vorgestellt, die in den biblischen Evangelien nicht genannt oder nur am Rande erwähnt werden, etwa das Ehepaar Thomas und Rama, die den Wein für die in der Bibel erzählte Hochzeit in Kana beisteuern. Nach dem „Weinwunder“ bleiben sie bei Jesus und seinem Kreis. Oder die Ägypterin Tamar. Sie hilft mit, um ihren gelähmten Freund zu Jesus zu bringen und bleibt nach Heilung des Gelähmten bei Jesus. In „The Chosen“ ist deutlich das Bemühen zu erkennen, dass Frauen und Männer, Juden und Nicht-Juden Jesus nachfolgen und er keinen Unterschied macht, was Geschlecht, Herkunft, Religion oder Nationalität betrifft.

Aufgrund der immensen Zeitfülle, die zum Erzählen der biblischen Begebenheiten zur Verfügung steht – die einzelnen Folgen dauern zwischen 45 und 90 Minuten, übersteigt der Anteil des hinzugedichteten Materials bei Weitem die aus der Bibel übernommenen Inhalte. Dieses Vorgehen prägte einschließlich einer Evangelienharmonie und eigener dramaturgischer Schwerpunkte auch schon frühere Bibelverfilmungen. In „The Chosen“ wird das Hinzuerfinden von Personen und ihre charakterliche Ausgestaltung allerdings zum Prinzip der Serie. Die Menge und Vielfalt an Figuren stellt den Zuschauern ein großes Identifikationspotenzial zur Verfügung, sodass die Figuren durchaus Fragen anstoßen können: Wie hätte man sich selbst angesichts dieser Ereignisse verhalten? Kann man diese Faszination für Jesus und sein Wirken auch heute noch nachempfinden?

Zwischen Gegenwart und Historie

Dieser Ansatz zur Aktualisierung der Jesusgeschichte wird allerdings sehr ambivalent umgesetzt. Die Charaktere sprechen und handeln wie Menschen der Gegenwart. Zugleich bewegen sie sich aber in einem klischeehaften Arsenal aus schlichten Kulissen und einem Kostümfundus, der einer Mischung aus Passionsspiel und altem Bibelfilm entspricht. Die große Nähe zum biblischen Text verhindert zudem, dass Neuinterpretationen oder auch nur originelle Deutungsansätze sichtbar werden. Reflexionen einzelner Charaktere bleiben oft an der Oberfläche und erschöpfen sich in Fragen und Vorwürfen.

Die historische Bibelforschung spielt für die Serie nur eine marginale Rolle. Lieber folgt sie alten Erzähltraditionen. Die Evangelisten Matthäus und Johannes werden auf diese Weise zu Jüngern Jesu, die quasi live ihre Evangelien schreiben. Historische Persönlichkeiten wie Herodes Antipas oder Pilatus unterscheiden sich kaum von herkömmlichen Darstellungen aus früheren Verfilmungen. Gebräuche des antiken Judentums werden manchmal aufwändig erläutert, an anderen Stellen aber wähnt man sich eher in der modernen als in der antiken Welt, wenn es um Kommunikation, Verhaltens- oder Lebensweisen geht.

Die erste Folge der fünften Staffel zeigt den Einzug in Jerusalem als Bebilderung des biblischen Textes, so wie ihn auch heutige Passionsspiele volkstümlich auf die Bühne bringen würden. Jesus reitet inmitten seiner Jünger auf eine jubelnde Menge zu. Jesus hatte allerdings in den vergangenen Staffeln schon gezeigt, dass er nicht nur freundlich und sanftmütig ist. Auch unter seinen Jüngern hat er damit immer wieder für Unverständnis gesorgt. Vor den Stadtmauern Jerusalems überkommt ihn eine Ahnung des bevorstehenden Leidens und er erstarrt für einen Augenblick, während um ihn herum weiter Palmzweige geschwenkt werden und Hosanna-Rufe erschallen. Auch in Jerusalem wirkt Jesus manchmal abwesend. Ihn überfällt Angst und Traurigkeit und er zieht sich zurück. Eine psychologische Deutung des Charakters unterbleibt zwar, aber die Gratwanderung zwischen einem sehr menschlichen Jesus und dem Sohn Gottes, der um sein Schicksal und das Schicksal der Welt weiß, wird mit deutlichem Schwerpunkt auf der Menschlichkeit Jesu fortgesetzt.

Die Menschlichkeit Jesu

Klassische Bibelfilme aus der Mitte des 20. Jahrhunderts wie „König der Könige“ oder „Die größte Geschichte aller Zeiten“ haben Jesus immer als den göttlichen Erlöser inszeniert. Auch „Die Passion Christi“ von Mel Gibson zeigte trotz aller Kreuzigungsgemetzel in den Rückblenden eher einen entrückten Gottessohn. Martin Scorsese („Die letzte Versuchung Christi“) oder Denys Arcand („Jesus von Montreal“) hatten in den 1980er-Jahren hingegen neue Zugänge zur Menschlichkeit Jesu gefunden. „The Chosen“ stellt ebenfalls einen sehr menschlichen und nahbaren Jesus ins Zentrum, hält diese Perspektive angesichts der Betonung von Heilungen, Wundern oder göttlichen Stimmen aus dem Himmel aber nicht konsequent durch.

Die beiden Folgen aus der fünften Staffel, die nun im Kino zu sehen sind, beginnen mit einem Vorgriff auf ein späteres Ereignis: einer sehr klassisch-konventionell inszenierten Abendmahlsszene, in der Jesus zu seinen Jüngern vom Ende der gemeinsamen Zeit und dem kommenden Leiden spricht. Gerade die Ankündigung, dass alle ihn verlassen werden, ruft heftigen Widerspruch hervor. Im weiteren Verlauf nimmt sich die Erzählung viel Zeit, um die Jünger darzustellen, die sich zu emanzipieren beginnen. So sieht man Petrus, wie er zum ersten Mal allein zu einer Menschenmenge spricht – souffliert durch seinen Bruder Andreas. Zum anderen wird die Konfrontation der herrschenden Autoritäten, allen voran der Hohepriester Kajafas, mit Jesus vorbereitet.

Die Spannung zwischen den Opponenten erreicht in der finalen Tempelreinigung einen ersten Höhepunkt, wenn Jesus mit einer eigens hergestellten Peitsche im „Vorhof der Heiden“ gewalttätig gegen Händler und Geldwechsler vorgeht. Vorbild für diese Szene ist die Schilderung im Johannesevangelium, wenngleich der Zeitpunkt des Ereignisses aus den anderen drei Evangelien entnommen ist und die Szene zuvor ausführlich durch umfangreiche Schilderung der Seriencharaktere vorbereitet wurde, damit die Zuschauer auch verstehen, worum es sich beim Tempelbezirk, den Opferungen und dem Vorhof der Heiden handelt. So schwankt die Serie auch hier zwischen zeitgemäßer Dramatisierung und recht trockener Belehrung.

Bis heute strittig

Auch die Szenen mit Herodes Antipas und Pontius Pilatus wirken in der Art der Darstellung unfreiwillig komisch, da sowohl in den Kostümen und der Ausstattung als auch in der Charakterzeichnung viele Stereotype bemüht werden. Zugleich wird in den Gesprächen die komplexe Gemengelage aus römischer Besatzung, jüdischem Klientelkönigtum und Selbstverwaltung durch den Hohen Rat deutlich. Bis heute ist historisch umstritten, welche Gründe zum Todesurteil und der Kreuzigung Jesu geführt haben. Die Hoffnungen der Menschen, die Jesus folgen, also den titelgebenden „The Chosen“, treffen auf eine heterogene Gesellschaft in einem unübersichtlichen Machtgefüge. Auch hier liegen Ansätze zu einer spannenden Aktualisierung, die in diesen ersten beiden Folgen lediglich angedeutet werden. Es wird sich zeigen, ob „The Chosen“ diese Themen in den anderen Folgen weiterverfolgt.

Durch die bislang vier Staffeln hat „The Chosen“ gezeigt, dass es gelingen kann, mit einem seriellen Erzählkonstrukt und einer modernen Sprache Interesse für die durch die biblischen Evangelien überlieferte Botschaft Jesu vom Königreich Gottes zu wecken. Die kritischen Punkte fehlender Originalität im Umgang mit dem biblischen Text, zahlreicher Klischees und eines gewissen Hangs zur schlichten Bebilderung des bekannten Stoffes stehen die positiven Effekte einer durch die zeitgemäße Erzählform enormen Breitenwirkung und ein vom Umfang bisher so noch nie dagewesenes Bibelprojekt gegenüber. Wenn durch „The Chosen“ die Neugier auf die biblische Grundlage und ihre Botschaft wachgehalten oder sogar neu geweckt werden kann, dann ist das durchaus sehr viel.

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