Stowaway - Blinder Passagier

Drama | USA/Deutschland 2019 | 116 Minuten

Regie: Joe Penna

Eine dreiköpfige Raumschiff-Crew befindet sich auf einer Reise zum Mars, als sie einen blinden Passagier an Bord entdeckt. Da der Sauerstoff nur für drei Menschen ausreicht und sie noch tagelang unterwegs sind, stehen die vier vor dem ethischen Dilemma, was sie in dieser Lage machen sollen. Packendes Science-Fiction-Drama mit viel Gespür für die genreeigenen Spannungsmöglichkeiten und einem ausgefeilten Sounddesign, das atmosphärisch die Bedrohlichkeit des Weltalls vermittelt. Zugunsten glaubwürdig ausgemalter Figuren und ihrer Motive verzichtet der Film wohltuend auf stereotypische Zuspitzungen. - Ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
STOWAWAY
Produktionsland
USA/Deutschland
Produktionsjahr
2019
Produktionsfirma
XYZ Films/Augenschein Filmprod./Rise Pictures
Regie
Joe Penna
Buch
Joe Penna · Ryan Morrison
Kamera
Klemens Becker
Musik
Volker Bertelmann
Schnitt
Ryan Morrison
Darsteller
Anna Kendrick (Zoe Levenson) · Daniel Dae Kim (David Kim) · Toni Collette (Marina Barnett) · Shamier Anderson (Michael Adams)
Länge
116 Minuten
Kinostart
24.06.2021
Fsk
ab 12; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Drama | Science-Fiction
Externe Links
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Heimkino

Die BD-Edition enthält eine Audiodeskription für Sehbehinderte.

Verleih DVD
EuroVideo (16:9, 2.35:1, DD5.1 engl./dt.)
Verleih Blu-ray
EuroVideo (16:9, 2.35:1, dts-HDMA engl./dt.)
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Ein Weltraumdrama um eine Raumschiff-Crew, die auf dem Weg zum Mars einen blinden Passagier entdeckt, was ihrer aller Überleben gefährdet.

Diskussion

Marina, David und Zoe sind auf dem Weg. Als wissenschaftliche Vorhut einer künftigen Kolonie sind sie unterwegs zum Mars. Vielleicht aber auch zur Unsterblichkeit, weil ihre Namen einmal dafür stehen, dass der menschliche Geist sich die Elemente untertan gemacht hat. Das lässt das Trio vieles ertragen, die harte Ausbildung, die Verantwortung, den Abschied von den Familien, aber auch die Stille des Weltalls, die eigentlich etwas Wunderbares hat.

Die Lautlosigkeit nach dem ohrenbetäubenden Lärm und dem scheinbaren Chaos beim Weg durch die Atmosphäre besitzt immer etwas Befreiendes, bevor deutlich wird, dass es sich auch in „Stowaway“ nicht um einen unspektakulären Routineflug handelt. Auch hier geht nicht alles glatt. Das verheißt schon das sanfte, aber beklemmende Sounddesign des Komponisten Volker Bertelmann, das sich mit Eintritt in den interstellaren Raum bemerkbar macht. Droht das Unheimliche von jenseits der dünnen Raumschiffhaut? Oder geht es von der kleinen Crew aus? Dass etwas kommen wird und bis zum Abspann nicht verschwindet, klingt im melancholischen Hall der Filmmusik unüberhörbar an, Traurigkeit und Angst so meisterhaft in die Unendlichkeit einsickern lässt.

Einer zu viel an Bord

Zuerst passiert nichts Dramatisches. Der Botaniker David (Daniel Dae Kim) hat mit der künstlichen Schwerkraft und seinem Magen zu kämpfen, die Medizinerin Zoe (Anna Kendrick) arrangiert sich voller Empathie und Entdeckerdrang mit dem Umstand, dass sie Geschichte schreiben wird, und Marina (Toni Collette) strahlt die Souveränität einer versierten Kapitänin aus, die in einer Mischung aus Konzentration und Routine das große Ganze im Blick hat. Nichts steht unspektakulären Monaten im All entgegen.

Doch durch die Filmmusik kommt es nicht unvorbereitet, als der bewusstlose Michael Adams (Shamier Anderson) aus einem Schacht fällt und Marina den Unterarm bricht. Wie sich ein blinder Passagier bei einer solche Mission einschleichen konnte, bleibt unklar. Eine dramaturgische Kröte, die man schlucken muss. Aus ihr resultieren die zentralen zwischenmenschlichen Konflikte und ethischen Fragen. Ein Mensch ist zu viel in einer Kapsel, aus der es kein Entrinnen gibt. Es gibt kein Zurück, aber womöglich auch kein Hin. Binnen zehn Tagen muss das Problem gelöst sein, sonst  gibt es überhaupt keine Überlebenden.

Kein Abdriften in Wahnsinn oder Aggression

„Stowaway“ könnte in Wahnsinn abdriften, in Verzweiflung, Aggression und emotionale Übersprungshandlungen, mit stroboskopisch blinkenden Armaturen und zischenden Überdruckventilen. Doch auf all das verzichten Regisseur Joe Penna und sein Co-Autor Ryan Morrison. Stattdessen lassen sie einfach vier Akteure auf beengtem Raum miteinander agieren. Das ist nachvollziehbar und konsequent, untermauert durch Hintergrundgeschichten, die das Handeln plausibler, wenn auch nicht akzeptabler machen. Keiner der unterschiedlichen Ansätze, für die jede der vier Figuren steht, wird diskreditiert. Alles, was sie machen, ist logisch – und verdeutlicht das unmenschliche Dilemma, das nur aufzulösen ist, indem man ein Stück weit die Menschlichkeit aufgibt.

Penna und Morrison kennen ihre Vorbilder gut. Sie haben „Solaris“ von Steven Soderbergh verinnerlicht und „Moon“ von Duncan Jones. Science-Fiction-Filme, in denen Weltraumfahrer in die Tiefe des Alls starren und nicht sofort Antworten auf alle Fragen wissen.

„Stowaway“ ist trotzdem auch ein Genre-Film, der den Spannungsfaktor nicht vernachlässigt. Wie in „Gravity“ müssen die Figuren auch in „Stowaway“ die dünne Haut des Schiffes verlassen, um eine letzte Chance zu ergreifen, die sich ihnen vielleicht noch bietet. Dabei transportiert nichts so sehr Urängste wie die dunkle Tiefe des Weltalls, wo jeder Griff ins Leere ein Abschied für immer ist.

„Stowaway“ steht diesen Vorbildern kaum nach. Toni Collette behauptet sich dabei in einem Team gleichwertiger Akteure als außergewöhnliche Vertreterin einer Glaubhaftigkeit im Genrekino. Schon die Horrorfilme Krampus und Hereditary – Das Vermächtnisgewannen durch ihre Darstellung eine erdende Kraft. Man möchte ihr Talent nie mehr an schlichte romantische Komödien verschwendet sehen.

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