The Pembrokeshire Murders

Krimi | Großbritannien 2021 | 144 (drei Episoden) Minuten

Regie: Marc Evans

Eine dreiteilige Miniserie als Dramatisierung der Ermittlungen im Fall des walisischen Serienkillers John Cooper, der erst 2011 wegen brutaler Morde aus den 1980er-Jahren verurteilt wurde. Im Zentrum steht der ermittelnde Superintendent, der den Fall neu aufrollt und auf DNA-Verfahren und wissenschaftliche Forensik setzt. Die Inszenierung verbindet schauspielerische Kunst und trostlose Bilder der schroffen Küstenregion zu einem packenden Mehrteiler, in dem sich Ermittler und Täter auch als unterschiedliche Männertypen gegenüberstehen. - Ab 16.
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Filmdaten

Originaltitel
THE PEMBROKESHIRE MURDERS
Produktionsland
Großbritannien
Produktionsjahr
2021
Produktionsfirma
Severn Screen/World Prod.
Regie
Marc Evans
Buch
Nick Stevens
Kamera
Baz Irvine
Musik
Carly Paradis
Schnitt
Tim Hodges
Darsteller
Luke Evans (Steve Wilkins) · Keith Allen (John William Cooper) · Kyle Lima (Nigel Rowe) · Steve Meo (Lynne Harries) · Charles Dale (Gareth Rees)
Länge
144 (drei Episoden) Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 12; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Genre
Krimi | Serie
Externe Links
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Dreiteilige britische Krimi-Serie nach der realen Geschichte des walisischen Mörders John Cooper, der erst Jahre nach seiner letzten Tat überführt wurde.

Diskussion

Es ist sehr faszinierend, einem Genre beim Entstehen zuzusehen. Dabei stellen sich Fragen wie: Was verbindet Filme oder Serien inhaltlich und stilistisch, damit man überhaupt von einem Genre sprechen kann? Wann und warum kommen solche Begriffe auf? Wann ist die prägende Zeit eines Genres vorüber? Und: Was sagt das über die Zuschauenden aus und die jeweilige Epoche, die sich dazu hingezogen fühlt?

„Wahre Verbrechen“ in Dorf- und Kleinstadtkrimis

Aktuell wird von Produzenten und Sendeanstalten höchst aktiv das True-Crime-Genre gepflegt, mit besonderem Augenmerk auf der Unterart des Dorf- oder Kleinstadtkrimis. Maßstäbe hat hier die Serie „Twin Peaks“ von David Lynch gesetzt, die im sinistren Charakter der feindseligen Gebirgslandschaft auch einen weiteren Standard setzt: das junge, schöne, aber tote Mädchen mit einem dunklen Geheimnis als Ouvertüre des Dramas.

Keine Rede also von dörflicher Idylle, weder bei den mannigfaltigen skandinavischen Kriminalfilmen noch bei „Broadchurch“, dem modernen Muster. Hingegen überall Klippen, gerne im Überflug mit der Kameradrohne eingefangen, aber auch im Bereich des Zwischenmenschlichen. Die Natur erweist sich als zwiespältig – und in jeder Hinsicht abgründig. Schon der Schutzheilige aller methodischen Ermittler, Sherlock Holmes, stellte hellsichtig fest: „Sie schauen sich diese verstreuten Häuser an und sind von ihrer Schönheit beeindruckt. Ich sehe sie an, und der einzige Gedanke, der mir kommt, ist ein Gespür für ihre Isolation und die Straflosigkeit, mit der dort Verbrechen begangen werden können. (…) Gestützt auf meine Erfahrung, Watson, glaube ich, dass die niedrigsten und übelsten Straßen Londons kein schrecklicheres Sündenregister zu bieten haben als das lächelnde und wunderschöne Land.“ Beste Bedingungen also für eine ganze Reihe britischer Miniserien über böse britische Serienmörder, die ihrem grimmigen Handwerk dort nachgehen, wo andere Urlaub machen.

Der neue Superintendent will es wissen

„The Pembrokeshire Murders“ (Buch: Nick Stevens; Regie: Marc Evans) führt einen von ihnen recht bald ein in Gestalt von John Cooper (Keith Allen); das Gute daran ist, dass er bereits im Gefängnis sitzt! Allerdings für eine Reihe kleinerer Einbrüche und Raubtaten an der walisischen Küste. Eine Serie grausamer Vergewaltigungs- und Tötungsdelikte in den 1980er-Jahren konnte ihm nicht nachgewiesen werden, obwohl viele Indizien auf ihn deuteten. Im Jahr 2006 sind die Ermittlungsmethoden jedoch wesentlich ausgefeilter, und der soeben zum Detective Superintendenten beförderte Steve Wilkins (Luke Evans) macht sich mit Hilfe neuester DNA-Technik und einem bunt gemischten Team entschlossen daran, Coopers Schuld zu beweisen, bevor der wieder auf freien Fuß gesetzt wird.

In der ersten der drei gut einstündigen Episoden liegt der Fokus auf Wilkins’ Figur und ihrem Kampf mit den knappen Budgets sowie allerlei Rollenerwartungen und -klischees: familiären, sozialen, beruflichen. Er ist entweder „Dad“, für den stets leicht genervten Sohn (Steffan Cennydd) oder „Boss“ seiner loyalen Arbeitsgruppe. An der Stelle einer Ehefrau oder Partnerin gähnt eine Leere. Zu sich selbst kommt Wilkins am ehesten beim meditativen Bügeln seiner vielen peinlich sauberen Hemden, und nicht nur da sieht Luke Evans wie Gerard Butler in der Werbung für „Olymp“-Herrenoberbekleidung aus.

Eine schauspielerische Herausforderung

Der Stoff „Väter und Söhne“ erweist sich im Laufe der Serie noch als handlungsleitend, wenn offenbar wird, dass Cooper auch Frau und Sohn tyrannisiert, sogar aus dem Knast heraus. Seine schwer kranke Gattin Pat (Caroline Berry) betäubt sich mit lediglich halb gerauchten Zigaretten und verdrängt alles andere; der in Folge elterlicher Verwahrlosung gehbehinderte Junge (Oliver Ryan) vegetiert in schmählichen Verhältnissen, ist im Herzen aber ein Kämpfer, der sich vielleicht lösen und einen Neuanfang schaffen kann.

Sein Vater ist ihm gegenüber von geradezu kalter Geringschätzung. Keith Allen spielt Coopers narzisstische Persönlichkeitsstörung sehr eindrücklich, unterstützt vom Drehbuch, das der Figur nur wenig Dialog zubilligt, sodass ihre Glaubwürdigkeit vor allem einen Triumph von Allens mimischer Begabung darstellt. Allens Kunst glänzt etwa in den finalen Szenen vor Gericht, in denen seine Figur stumm durch alle Phasen von Hochmut bis zum tiefen Fall geht. Erst ganz zum Schluss muss er seine Maske fallen lassen; sein Ende ist das eines Tobsüchtigen.

Ebenso stumm betrachtet ihn Wilkins, der es nicht fassen kann, mit welcher Leichtigkeit ein solches Scheusal Macht und Gewalt über Frau und Sohn behielt, während ihm selbst das Familienglück trotz ehrlicher Bemühungen zwischen den Fingern zerbröselt. Oft sah Wilkins während der Ermittlungen aus dem Fenster, auf die unwirtlich-zerklüftete Küstenlinie von Wales; fast so, als blicke er in die Seele des Täters, so ominös wurde das in Szene gesetzt. Die Blumen des Bösen, das legt „The Pembrokeshire Murders“ zweifelsohne nahe, sind Produkte vom regionalen Erzeugermarkt.

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