Drama | Frankreich 2020 | 96 Minuten

Regie: Nicole Garcia

Wegen eines tödlichen Unfalls eines seiner Kunden verlässt ein junger Dealer seine Geliebte, um überstürzt unterzutauchen. Nachdem die ziellose Frau Jahre später einen älteren, reichen Mann geheiratet hat, trifft sie bei einem gemeinsamen Urlaub ihren Freund von einst wieder und gerät in einen emotionalen Zwiespalt. Ein Liebesdrama mit Thriller-Elementen, das sich um den Konflikt zwischen Vernunft und Leidenschaft dreht. Die vertraute Dreiecksgeschichte wird durch die souveräne Regie und die elegante Kamera zur sinnlichen Meditation über vermeintlich richtige Lebensentscheidungen. - Ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
AMANTS
Produktionsland
Frankreich
Produktionsjahr
2020
Produktionsfirma
Les Films Pelléas/France 3 Cinéma/Mars Films
Regie
Nicole Garcia
Buch
Jacques Fieschi · Nicole Garcia
Kamera
Christophe Beaucarne
Musik
Grégoire Hetzel · Daniel Pemberton
Schnitt
Frédéric Baillehaiche · Juliette Welfling
Darsteller
Pierre Niney (Simon) · Stacy Martin (Lisa) · Benoît Magimel (Léo Redler) · Christophe Montenez (Pierre-Henri) · Nicolas Wanczycki (Lisas Vater)
Länge
96 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 12
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Drama | Liebesfilm | Thriller
Externe Links
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Heimkino

Verleih DVD
EuroVideo (16:9, 1.78:1, DD5.1 frz./dt.)
Verleih Blu-ray
EuroVideo (16:9, 1.78:1, dts-HDMA frz./dt.)
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Sinnliches Dreiecks-Drama: Eine junge Frau gerät in einen Zwiespalt, als der Mann auftaucht, der sie einst verließ, nachdem sie längst einen anderen geheiratet hat.

Diskussion

Geborgen schmiegen sich Lisa (Stacy Martin) und Simon (Pierre Niney) im Bett aneinander. Man spürt ihre zärtliche Verbundenheit, während Regisseurin Nicole Garcia ihre Umgebung in einem unheilvollen Meer aus Dunkelheit versinken lässt. Eines deutet „Lovers – Die Liebenden“ bereits in seiner Eröffnungsszene an: Mit Leidenschaft allein wird dieses Paar nicht weit kommen.

Lisa weiß, dass sie Simon will, steht ihrer Zukunft ansonsten aber etwas ratlos gegenüber. Freunde hat sie scheinbar keine, und ihre Hotelfachlehre wirkt wie eine Verlegenheitslösung. Die Richtung, in die es die junge Frau zieht, scheint etwas mit ihrer Herkunft zu tun zu haben. So erfahren wir, dass Lisa sich um ihren bodenständigen Vater (Nicolas Wanczycki) sorgt, der als Berufssoldat zu gefährlichen Auslandseinsätzen geschickt wird. Auch Simons Dasein als Drogendealer für Pariser Yuppies ist vom ständigen Risiko geprägt, verspricht dabei aber auch einen Wohlstand, den Lisa nie hatte.

Ein Bruch, ein Neuanfang

Simon hat ein feines, aristokratisches Gesicht und zugleich eine raue proletarische Aura. Er ist still, ehrgeizig und ein bisschen unberechenbar. Da auch sein attraktives Äußeres für seine Wirkung auf Lisa entscheidend ist, setzt Garcia mehrmals seinen schlanken, durchtrainierten Körper in Szene. Das Wesentliche von Simon erfahren wir aber bereits durch sein schummriges Appartement, das voller kostspieliger Neuanschaffungen ist, aber trotzdem wie eine improvisierte Studentenbude wirkt. Geld ist hier auf jeden Fall vorhanden, ein Plan für die Zukunft jedoch nicht. Als ein befreundeter Kunde an einer Überdosis stirbt, flieht Simon dann auch überstürzt aus der Stadt und lässt Lisa allein zurück.

Die jeweils durch einen größeren Zeitsprung getrennten Kapitel ihres Films benennt Garcia nach den jeweiligen Schauplätzen. Auf die urbane Finsternis folgt der türkis schimmernde Indische Ozean. In einem Urlaubsresort auf Mauritius sehen wir, wie Lisa sich zwei Jahre später mit ihrem Mann Léo (Benoît Magimel) auf die Adoption eines Kindes vorbereitet. Er ist ein gutes Stück älter und beleibter als sie, strahlt ein träges, auf einem großen Vermögen basierendes Selbstbewusstsein aus und ist seiner Frau hoffnungslos ergeben. Statt der großen Liebe sucht Lisa diesmal nach Sicherheit.

Eine ewig mit sich selbst ringende Heldin

„Lovers“ steuert auf einen Konflikt zu, der an einen trivialen Liebesroman erinnert. Im Hotelresort trifft Lisa zufällig auf ihre einstige Liebe Simon, der hier mittlerweile als Surflehrer arbeitet. Immer tiefer gerät sie daraufhin in einen Zwiespalt, der auf Gegensätzen wie jung und alt, reich und arm sowie leidenschaftlich und vernünftig beruht. Obwohl die Geschichte um dieses Liebesdreieck ein bisschen banal sein mag, lassen das die sinnlich elegante Kamera von Christophe Beaucarne und die Spannungen zwischen den Figuren schnell vergessen.

Anders als der Titel nahelegt, erzählt „Lovers“ nicht nur von einer Liebe ohne Zukunft, sondern noch nuancenreicher von einer ewig mit sich selbst ringenden Heldin. Immer wieder blicken wir auf die hübsche, ernste und auch ein wenig eigenschaftslose Lisa, an der unser Blick scheinbar abrutscht. In den schicken Breitwandbildern steht sie in opulenten Wohnungen oder vor Postkartenkulissen und wirkt dabei doch immer verloren. Garcias Protagonistin wird zur Femme fatale, aber nicht, weil sie bewusst intrigant ist, sondern weil sie sich nicht entscheiden kann. Als Léo bei einem Tauchunfall fast ertrinkt, erkennt man die Gleichgültigkeit auf ihrem Gesicht. Und doch wirkt es, als wäre sie nie in der Lage, diesen Mann zu verlassen.

Im Schwebezustand

Im dritten Kapitel sitzt Lisa schließlich in ihren goldenen Käfig am Genfer See. Simon ist ihr nachgereist, lebt in einem schäbigen Motel und hat Sex mit ihr, falls sie mal Zeit hat. Als Lisa dann endlich einmal die Initiative ergreift, weiß sie selbst nicht so genau, was sie damit bezwecken will. Für ein Abendessen mit Léos Freunden engagiert sie Simon als Koch, woraufhin sich die beiden Männer näherkommen. „Lovers“ beginnt schon recht früh mit der Ungewissheit zu spielen, dass das Melodram jederzeit zum Thriller werden könnte, will sich aber ebenso wie seine Heldin lange nicht richtig festlegen. Eine Schwäche ist das jedoch nicht, denn gerade in diesem unsicheren Schwebezustand reizt Garcia die Intensität ihrer Geschichte aus.

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