Weltreise mit Buddha

Dokumentarfilm | Deutschland 2019 | 83 Minuten

Regie: Jesco Puluj

Ein junger Filmemacher aus Deutschland versucht das Geheimnis des inneren Friedens zu erkunden, das hinter dem Lächeln zahlloser Buddha-Abbildungen steckt. Dazu reist er durch die ganze Welt und entdeckt den Facettenreichtum der buddhistischen Religion zwischen Einsiedelei und spiritueller Cocktail-Bar. Aus der Haltung eines naiven, wissbegierigen Forschungsreisenden heraus präsentiert die dokumentarische Weltreise zahlreiche interessante Stationen, wobei vieles an der Oberfläche bleibt. Dennoch spricht der Film viele lohnende Fragen an und behält seine Offenheit durchweg bei. - Ab 14.
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Filmdaten

Produktionsland
Deutschland
Produktionsjahr
2019
Produktionsfirma
Jesco Puluj Prod.
Regie
Jesco Puluj
Buch
Jesco Puluj
Kamera
Jesco Puluj
Musik
Vowz
Schnitt
Jessica Ehlebracht · Sigrid Reede
Länge
83 Minuten
Kinostart
30.07.2020
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Dokumentarfilm
Externe Links
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Heimkino

Verleih DVD
Happy Entertainment (16:9, 1.78:1, DD2.0 dt.)
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Ein vom Buddhismus faszinierter junger Filmemacher aus Deutschland reist um die Welt, um mehr über die Religion herauszufinden, und trifft sie in unterschiedlichsten Erscheinungsformen an.

Diskussion

„Im Alter von 29 Jahren begab er sich auf eine Reise, um die Natur des Lebens zu ergründen. Es scheint, als ob er eine Antwort gefunden hat“, erklärt eine muntere männliche Stimme, während die Kamera langsam über ein Wandgemälde fährt, das Buddha im Kreis meditierender Jünger zeigt: „Schau dir sein ewig friedliches Lächeln an. Die Erleuchtung steht ihm gut!“ Die Stimme gehört dem Filmemacher Jesco Puluj aus Deutschland, der gerade seine Koffer packt. Er ist bereits 30, und auch er möchte auf die Reise gehen und nach den Ursachen des inneren Friedens, der hinter den lächelnden Buddha-Statuen steckt, suchen. Allein, nur mit seiner Kamera möchte er das Geheimnis ergründen, und statt die alten Schriften zu lesen, möchte er buddhistische Nonnen und Mönche sprechen, von ihnen lernen und vielleicht am Ende selbst Buddhist werden.

Jesco fliegt als erstes nach Mae Hong Son in den Norden Thailands, eines Land, das zu 90 Prozent buddhistisch ist. Hier besucht er Julian, einen buddhistischen Mönch, der ursprünglich aus Kanada stammt und seit Jahren einsam in den Bergen meditiert. Er macht viel Sport und lebt allein mit seiner veganen Katze. Jesco ist beeindruckt von Julians Zufriedenheit, aber weiß auch: „Den ganzen Tag in den Bergen meditieren, das könnte ich nicht. Gibt es denn keinen anderen Weg, Buddhismus zu praktizieren und damit sein Leben zu bereichern?“

Buddhismus mit Alkohol und Musikbands

Er setzt seine Suche im Ausgehviertel der Metropole Tokio fort. In der Vowz-Bar findet er Cocktails mit spirituell klingenden Namen wie „Nirvana im Land der Reinheit“ oder „Ewig in der Hölle schmoren“. Die Bar wird von Mönchen betrieben und ist auch ein buddhistischer Tempel mit allen Ritualen und Gebeten, aber auch mit Alkohol und Musikbands, die „buddhistische Lehren unterhaltsam verbreiten wollen“. Aber der reisende Filmemacher sucht nach „einem buddhistischen Ort, der ihm eine tiefere und nachhaltigere Erfahrung bieten kann“ und fliegt dazu nach Irland. Victor, ein 77-jähriger Ire, wurde in Indien zum Mönch und hat mit „Victor’s Way“ bei Roundwood einen großen Park erschaffen mit zahlreichen indischen Statuen, die mit Buddhismus und Selbstfindung zu tun haben.

Von dort geht es weiter nach Nepal, nach Lumbini, dem Palast, in dem der Prinz Siddhartha geboren, aufgewachsen und erleuchtet worden sein soll. Aber auch hier findet Jesco statt spiritueller Erleuchtung nur einen Haufen Steine. In Nepal besucht er auch ein Nonnenkloster, aber auch mit dem Hinweis der Äbtissin, in jedem von uns stecke ein Buddha, kann er nichts anfangen. In der Mongolei besucht er die Ruinen buddhistischer Klöster, denn im Jahre 1937 wurden auf Anweisung Stalins die meisten Mönche verhaftet, erschossen oder für Jahrzehnte eingesperrt. „Viele“, sinniert Jesco, „hat ihr Glaube ins Unglück gestürzt.“

Wieder im Aufschwung ist der Buddhismus dagegen im mehr als 1000 Jahre alten Kloster Longquan in der Nähe von Peking. Seit 2005 ist es wieder im Betrieb und verbindet Tradition und moderne Technologie: Die Mönche produzieren animierte Videos zum Schutz der Tiere und auch der Mönch-Roboter Xian’er steht für religiöse Fragen bereit. Jesco wird unruhig und möchte nun selbst mitmachen. Er geht in ein Kloster zum Mitleben im Westen Chinas und zieht die buddhistische Kutte an. Aber die Zweifel wachsen: Wird er wirklich jemals begreifen, was es mit dieser Religion auf sich hat?“

Ein langer Weg der Erkenntnis

„Weltreise mit Buddha“ nimmt den Zuschauer mit auf einen langen Weg der Erkenntnis und lässt den Zuschauer, wie in den Reiseberichten des 19. Jahrhunderts, an der Unwissenheit und der Neugierde des Autors teilnehmen. Jesco Pulujs Debüt unterscheidet sich von spirituellen Wellnessfilmen ebenso wie von selbstironischer Kritik an Meditationslehren wie dem brillanten Dokumentarfilm David wants to fly von David Sieveking. Jesco Pulujs Weltreise hat etwas von der naiven Wissbegier des Handwerksburschen in Johann Peter Hebels Erzählung „Kannitverstan“ (1808), und wie bei jeder Weltreise bleibt vieles an der Oberfläche. Aber der Film öffnet viele Fenster und weckt das Interesse an vielen offenen Fragen.

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