„Der einzig wahre Ivan“ ist ein gewaltiger Silberrücken-Gorilla, der in einer Einkaufs-Mall in Florida als Hauptattraktion einer kleinen Tier-Menagerie-Show lebt. Sein Auftritt besteht im gewaltigen Brüllen, wobei er gleichzeitig mit seinen riesigen Händen gegen die Brust trommelt, um dem Publikum Respekt einzuflößen. Der Blick hinter die Kulissen der kleinen Tiershow mit einem Pudel, einem Hamster, dem Huhn und der alten Elefantendame Stella zeigt dann rasch den Unterschied zwischen Vorführung und realem Leben. Direktor Mack (Bryan Cranston) ist zwar ein liebevoller Tiernarr und würde so ziemlich alles opfern, um die Show irgendwie am Leben zu halten. Doch das Publikums hat das Interesse an ihm und seinen tierischen Akteuren verloren.
Ivan ist trotz seiner Rolle ein sanftmütiger Zeitgenosse mit einer künstlerischen Ader, die er auszuleben beginnt, als die Tochter eines Mitarbeiters ihm heimlich Buntstifte und Papier zuschiebt. Sein Leben und das aller anderen Tiere ändert sich, als der Direktor das Elefantenkind Ruby ersteht und zur neuen Hauptattraktion macht. Doch als Stella, die Ruby zunächst in ihre Obhut nimmt, immer gebrechlicher und kränker wird, muss Ivan ihr versprechen, sich nach ihrem Tod um Ruby zu kümmern und in die Freiheit zu führen. Doch was ist Freiheit für Tiere, die ihr bisheriges Leben in einer Mall verbracht haben? Und kann man mit Hilfe von Kunst und Kreativität wirklich ein besseres Leben führen?
Eine glänzende „Real“-Verfilmung
Regisseurin Thea Sharrock und Drehbuchautor Mike White erzählen die liebenswerte Story konsequent aus dem Blickwinkel der Tiere, wobei sie durchaus auch die Sicht des Direktors Mack miteinbeziehen, der wie ein liebenswert-besorgter Vater agiert.
Sprechende und denkende Tiere sind das ureigenste Spielfeld der Walt Disney Studios, und entsprechend routiniert gelingt hier solide Familienunterhaltung. Alle Tiere sind ausnahmslos computeranimiert und interagieren makellos und rundum überzeugend mit der realen Umgebung und ihren menschlichen Spielpartnern. Hinter dem traurig-melancholischen Ausdruck in Ivans Gesicht scheint stets die schüchtern-sensible Seele eines grundsympathischen Zeitgenossen durch. Den Animatoren gelingt es durchgehend, den Tieren eine überzeugende physische wie charakterliche Präsenz zu verleihen; das ästhetische Können dafür haben sie schon bei der „Real“-Verfilmung von „Der König der Löwen“ unter Beweis gestellt.
Ivans Story beruht auf dem gleichnamigen Kinderbuch von K.A. Applegate, das seinerseits lose auf realen Ereignissen basiert. Welchen Wert dabei die Stimmen der tierischen Akteure haben und wie wichtig die Leistung des sogenannten „Voice Cast“ ist, zeigt „Ivan“ (in der englischen Originalfassung) auf herausragende Weise. Die beiden Hauptfiguren Ivan und der Streunerhund Bob werden von Sam Rockwell und Danny DeVito als individuelle Charaktere geradezu verlebendigt. Dazu gesellen sich als Stimmen der übrigen Tiere unter anderem Angelina Jolie als Elefantin Stella, Helen Mirren als weißer Pudel und Chaka Khan als Huhn. Brooklyn Prince stiehlt als Elefantenjunges Ruby besonders die Sympathie des Publikums; spätestens mit ihrem Auftritt ist klar, dass „Der einzig wahre Ivan“ die wahre Fortsetzung von Disneys „Dumbo“ darstellt.
Rundum gelungene Familienunterhaltung
Natürlich kann man auch diesem Film eine Schönfärberei der Tierhaltung im Zirkus vorwerfen. Doch mit seiner ansteckenden Liebe zu den tierischen Figuren dürfte der Film beim anvisierten Zielpublikum von 5 bis 125 Jahren wahrscheinlich mehr für die Sensibilisierung fürs Tierwohl erreichen als jedes Tierschutz-Pamphlet.