Komödie | USA 2020 | (Staffel 1, 10 Folgen) Minuten

Regie: Jeffrey Blitz

In einer Zukunft besteht für Menschen die Möglichkeit, sich bei nahendem Lebensende in ein virtuelles Leben nach dem Tod "uploaden" zu lassen. Ein junger Software-Entwickler lässt sich nach einem Unfall von seiner Freundin dazu überreden, sich in ein luxuriöses Ambiente laden zu lassen, das wie ein feudales Hotel gestaltet ist. Statt himmlischem Frieden erwarten ihn da allerlei Verrücktheiten und Turbulenzen, die mit seiner finanziellen Abhängigkeit von seiner Freundin zu tun haben, die ihm den Aufenthalt bezahlt, mit seiner erwachenden Neigung zu einem "Engel" vom Kundendienst und den rätselhaften Umständen seines Todes, hinter dem ein Mord stecken könnte. Voran getrieben durch einen Krimi-Plot und eine Romanze, entfaltet sich die Serie als amüsant-hintersinnige Satire auf Glücksvorstellungen, Wertesystem und Leistungs- und „Consumer Culture“ der USA. - Ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
UPLOAD
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2020
Produktionsfirma
Amazon Studios/Reunion Pacific Entertainment/Baral Waley Productions
Regie
Jeffrey Blitz · Kacie Anning · David Rogers · Athina Rachel Tsangari · Greg Daniels
Buch
Greg Daniels (Chefautor/Serienschöpfer)
Kamera
Simon Chapman · Amy Vincent · Tyler Walzak
Musik
Joseph Stephens
Schnitt
Rob Burnett · David Rogers · Amanda Panella · Joshua Toomey · Christine Armstrong
Darsteller
Andy Allo (Nora) · Robbie Amell (Nathan) · Kevin Bigley (Luke) · Owen Daniels (A.I. Guy) · Allegra Edwards (Ingrid Kannerman)
Länge
(Staffel 1, 10 Folgen) Minuten
Kinostart
-
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Komödie | Science-Fiction | Serie

Science-Fiction-Comedy-Serie über ein virtuelles Jenseits und die Tücken einer nahen Zukunft, in der Leben und Tod nicht nur durchdigitalisiert, sondern auch durch und durch kommerzialisiert sind.

Diskussion

OP oder Upload? Der junge Software-Entwickler Nathan (Robbie Amell) trifft diese Entscheidung unter Zeitdruck. Nach einem Unfall liegt er schwer lädiert auf einer Bahre im Krankenhaus und muss mit seinem baldigen Ableben rechnen. Soll er darauf spekulieren, dass ihn die Ärzte doch noch retten können? Oder auf seine hysterische Geliebte Ingrid (Allegra Edwards) hören und sein Bewusstsein retten, indem er es ins virtuelle Jenseits schicken lässt? Nathan gibt schließlich Ingrids Drängen nach. Und findet sich – in Gestalt eines Avatars, der seinem echten Körper bis aufs Haar nachempfunden ist – in Lakeview wieder, dem Jenseits der Extraklasse: ein digitales Seelen-Spa an einem von Wäldern umgebenen See, gediegen ausgestattet wie das Overlook Hotel aus „Shining“ – und wie dieses ein Ort der Geister, denn eigentlich ist es ja genau das, was Nathan und die anderen Bewohner jetzt sind. Tatsächlich ist der von Programmierern geschaffene Ort himmlischer Glückseligkeit bei genauerem Hinsehen ziemlich befremdlich, wie Nathan schnell herausfindet. Kein Wunder, dass sich Bewohner mitunter in den Datenstrudel in der Nähe des Hotels stürzen, um sich im digitalen Nirwana aufzulösen.

Serien haben das Jenseits als Setting für sich entdeckt

Die Lust an anschaulichen Himmel- und Höllen-Imaginationen mag in der modernen Theologie längst abstrakten Konzepten wie „Gottesschau von Angesicht zu Angesicht“ bzw. „Abgeschiedenheit von Gott“ gewichen sein – in der Welt der Serien feiert sie fröhliche Urstände: Fantasy-Stoffe wie „Supernatural“, „Chilling Adventures of Sabrina“, „Good Omens“ und „Miracle Workers“, in denen die himmlischen und/oder höllischen Sphären ins irdische Leben hineinpfuschen und Apokalypsen auszulösen drohen, präsentieren Jenseitsdarstellungen irgendwo zwischen Dante, SM-Keller und kafkaeskem Verwaltungsapparat. In der tragikomischen Romanze „Forever“, in der nicht einmal der Tod die in Routine erstarrte Ehe eines Paares scheidet, sieht der Himmel wie die langweiligste Suburbia-Idylle auf Erden aus. Und in der brillanten Sitcom „The Good Place“ (2016-2020), einer spielerischen Lektion in Sachen Moralphilosophie, erwartet eine arme Sünderin, die es durch eine Verwechslung in den Himmel geschafft hat, ein bonbon-bunter Spießer-(Alb-)Traum, der ein bisschen an die künstliche Welt der „Truman Show“ erinnert.

Mit dem Humor von „The Good Place“ hat „Upload“ einiges gemeinsam, was wohl kein Zufall ist. Die Schöpfer der beiden Serien, Michael Schur („The Good Place“) und Greg Daniels („Upload), haben früher bei der US-Variante von „The Office“ und bei „Parks and Recreation“ zusammengearbeitet. Ähnlich wie „The Good Place“ konfrontiert „Upload“ eine oberflächlich-spaßorientierte Figur durch den vorzeitigen Tod mit den surrealen Absurditäten des Jenseits und zugleich mit existenziellen Daseinsfragen, und die überspitzte Gestaltung des „Paradieses“ wird zur satirischen Auseinandersetzung mit den Glücksvorstellungen, dem Wertesystem und der Leistungs- und „Consumer Culture“ der USA. Angesiedelt ist „Upload“ in der nahen Zukunft des Jahres 2033, in der die Digitalisierung fortgeschritten ist und selbstfahrende Autos genauso zum Alltag gehören wie vollautomatisierte Supermärkte.

Der Himmel funktioniert nach kapitalistischen Regeln

Nathan kommt sehr bald dahinter, dass in Lakeview ähnlich knallharte kapitalistische Spielregeln herrschen wie auf Erden. Die plötzlich aufploppende Werbung, die den Bewohnern jederzeit um die Ohren segeln kann, ist noch das geringste Übel. Dass Bedürfnisse jenseits des Lakeview-Basisprogramms extra kosten, ließe sich noch verschmerzen; schließlich könnte man exzentrische Sehnsüchte wie etwa die nach einer Erkältung, um der gepflegten Wellness-Eintönigkeit zu entrinnen, auch einfach unterdrücken. Unangenehmer ist für Nathan der generelle Aufwand, der betrieben werden muss, um das virtuelle Jenseits zu finanzieren, denn dieses steht keineswegs allen offen – das Unternehmen Horizen, dem Lakeview gehört, ist Teil einer Jenseits-Industrie, mit der Milliarden verdient werden. Nathan kann sich seinen Aufenthalt nur solange leisten, wie seine Freundin Ingrid dafür bezahlt; ansonsten wird er gelöscht; das bringt ihn in eine Abhängigkeit, unter der Nathan immer mehr leidet.

Krimi-Elemente treiben die Handlung voran

Zum Motor der Handlung wird ein Krimi-Plot rund um die Umstände von Nathans Unfall, der die Amoral dieses Systems, in dem das Leben, der Tod und auch das Jenseits nicht nur durchdigitalisiert, sondern vor allem auch durchkommerzialisiert sind, noch einmal auf den Punkt bringt. Zu Nathans wichtigster Bezugsperson in Lakeview wird sein „Engel“, eine junge Frau namens Nora (Andy Allo), die für ein dürftiges Gehalt den technischen Support für Horizen-Kunden macht und hofft, dadurch einen Lakeview-Mitarbeiter-Rabatt für ihren todkranken Vater zu ergattern. Mit Noras Unterstützung findet Nathan heraus, dass bei seinem Uploading an seinen Erinnerungen herumgepfuscht wurde. Und auch bei seinem Unfalltod hat wohl jemand nachgeholfen. Was damit zu tun haben könnte, dass Nathan zu Lebzeiten an einem Projekt mitgearbeitet hat, das die Jenseits-Industrie in ihren Grundfesten erschüttert hätte. Doch wer genau steckt dahinter?

Diese Frage und die sich anbahnende romantische Annäherung von Nora und Nathan bilden den roten Faden, mit dem „Upload“ Episoden-übergreifend Spannung aufbaut. Ihren Charme entfaltet die Serie aber nicht zuletzt in den vielen kleinen komischen Seitensträngen rund um Nathans absurde Erlebnisse in Lakeview – und durch zahlreiche komisch angelegte Nebenfiguren. Dabei geht es augenzwinkernd immer wieder um die Erkenntnis, dass auch im Anthropozän, in dem die Gestaltungsmöglichkeiten der Menschen durch die Digitalisierung größer denn je sind, ihre Vorstellungskraft, Weitsicht und moralische Größe begrenzt bleiben – weswegen es kein Schaden ist, wenn beim kosmischen Design doch auch noch höhere Mächte am Werke sind.

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