Ein Polizist und Anwalt, seine frustrierte Ehefrau und deren Liebhaber, seine traumatisierte Sekretärin und eine undurchsichtig-skrupellose Klientin in mörderischer Verstrickung von Leidenschaft, Habgier und Rachsucht. Eine Parodie, die verschiedene Filmgenres geistvoll ausschöpft. Der hintergründige Witz setzt sich implizit mit dem Zerfall ethischer Werte in der modernen Gesellschaft auseinander, die den Erfolg gewalttätiger Filmgenres erst ermöglicht. (Fernsehtitel auch: "Fatal Instinct")
- Ab 16.
Crazy Instinct
Krimi | USA 1993 | 86 Minuten
Regie: Carl Reiner
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Filmdaten
- Originaltitel
- FATAL INSTINCT
- Produktionsland
- USA
- Produktionsjahr
- 1993
- Produktionsfirma
- MGM
- Regie
- Carl Reiner
- Buch
- David O'Malley
- Kamera
- Gabriel Beristain
- Musik
- Richard Gibbs
- Schnitt
- Bud Molin · Stephen Myers
- Darsteller
- Armand Assante (Ned Ravine) · Sherilyn Fenn (Laura) · Kate Nelligan (Lana Ravine) · Sean Young (Lola Cain) · Christopher McDonald (Frank Kelbo)
- Länge
- 86 Minuten
- Kinostart
- -
- Fsk
- ab 12
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 16.
- Genre
- Krimi | Komödie
- Externe Links
- IMDb | TMDB | JustWatch
Diskussion
Für viele Parodisten gilt zweifellos Loriots Wort, daß "die Herstellung von Komik sehr mühsam ist". Zu Carl Reiner paßt indessen Oscar Wildes Bemerkung, Komik sei "Intellekt auf dem Bummel". Wie geistvoll souverän Reiner zu "bummeln" versteht, hat er schon früh mit der Parodie auf die Detektivfilme vergangener Jahrzehnte "Tote tragen keine Karos" (fd 23 593) gezeigt. Und er beweist es auch mit seiner neuesten Lektion über mehrere Kapitel der jüngsten Kinogeschichte. Zwerchfellerschütterungen erzielt er nicht nur mit der Basis seines Films, für die er vor allem Thriller und Love-Stories wie "Der Rosenkrieg" (fd 29 152), "Fessle mich!" (fd 29 460), "Grifters" (fd 29 937), "Das Schweigen der Lämmer" (fd 29 939) und "Basic Instinct" (fd 29 576) heranzieht, wobei er schon mit dem Titel seines Films launig auch dem originalen Erfolgsmustem hinterherhechelnden Epigonentum nach Art von John Dirlams "Fatal Instinct" (auf Video, fd 30 290) eins draufgibt. Reiner durchwirkt sein Spaßwerk zusätzlich mit Verulkungen des Krimi-, Action- und Horror-Genres; greift hierzu sogar auf Gattungsklassiker wie Henri-Georges Clouzots "Die Teuflischen" (fd 4 026) zurück, wenn er beispielsweise aus voller Badewanne triefend eine vermeintliche Leiche "auferstehen" läßt; und er scheut selbst vor ironisierender Verwertung von "suggestiven Symphonien des Schreckens" aus psychologisierender Meisterhand nicht zurück (Stanley Kubricks "Shining", fd 22 670). Ja, Reiner spitzt seine Überdrehungen von Genres ins Absurde noch zu, indem er alte Genre-Parodien unter anderem von Mel Brooks, parodiert. Daraus ergibt sich ein mit verbalen Ausreißern gespicktes Spiegelbild von Stimmungstiefs innerhalb der gesamten gesellschaftlichen Realität.Jedem Genre im Stil perfekt nachgehend, entwickelt Reiner ein Tohuwabohu um einen gutaussehenden Mann, der Cop und Anwalt in Personalunion ist, so daß er nach erfolgreichem Gangsterfang dem Festgenommenen sich immer per Visitenkarte gleich als Verteidiger andienen kann. Seine frustrierte Ehefrau tröstet sich mit einem benachbarten jüngeren Automechaniker nicht nur über ihren liebeleeren Alltag hinweg, sie versucht den Liebhaber auch zum Mörder ihres vielbeschäftigten Mannes zu machen. Der indessen hat sich des sinnlichen Begehrens seiner arg traumatisierten Sekretärin zu erwehren, der ihrerseits eine Rivalin in einer geheimnisvollen Klientin erwächst, die den Cop/Anwalt in ihren von Habgier und Skrupellosigkeit diktierten Plänen einen gefährlichen Platz zuweist, ihn vor der Beförderung ins Jenseits aber erst noch zu "vernaschen" wünscht. Das immer explosiver werdende Gemisch aus Ehebruch, Leidenschaft, Gier, Mordlust und Rachsucht zwischen diesen Personen kommt durch das Hinzutreten eines aus der Strafhaft entlassenen Gangsters und eines schaudererregenden Psychopathen in furioser Wirbeligkeit derart zum Ausbruch, daß nach dem Vollzug der ausgefallensten Mord- und Totschlagsformen nur der Anwalt und seine sich endlich am Ziele dünkende Sekretärin übrigbleiben.Das ist in Reinkultur eine kunstvoll verflochtene Verhohnepiepelung von Klischees und Typen wie auch von psychologisch genau ausgeführten Fallstudien und Krisensituationen aus Filmen über Beziehungsdramen, Zustände maskenloser Privatheit, krimineller Energie, Märchen von heldischer Männlichkeit, alltäglichem Horror zwischen Egozentrik und verschiedenen negativen Affektlagen. Aber so sehr Carl Reiner den Lachreiz hervorruft, wenn er Menschen zeigt, die in absurder Logik aneinander vorbeireden, sich gegenseitig dem Psycho-Terror aussetzen, die gefühlserfüllte Kultur der Liebe durch sexuelle Akrobatik nach Lehrbuch ersetzen und Glück im blanken Materialismus suchen -es bleibt nicht bei oberflächlicher Verulkung. So zeigt Reiner beispielsweise in der Person der Sekretärin außer der lächerlichen Naivität eines fest behaupteten Anspruchs auf Glück mit sondierendem Ernst, wie sehr ein psychosexuelles Trauma zum Schlimmsten im menschlichen Leben zählt. Vor allem bringt er mit hintergründigem Witz das Kunststück fertig, kritische Nachdenklichkeit zu erregen und vor den Parodien die Frage nach den Ursachen des phänomenalen Erfolgs bestimmter Filme aufkommen zu lassen. Und da wird ganz deutlich als Grund für das Gefallen selbst an den Auswüchsen dieses oder jenes Genres der zunehmende Abbau von ethischen Wertvorstellungen im allgemeinen Bewußtsein, die Verflüchtigung von Idealen und Gefühlskultur in unserer Gesellschaft und die immer mehr Gewalt und Kriminalität erzeugende geistige Rückneigung in versunkene Epochen des Barbarentums.Ein Polizist und Anwalt, seine frustrierte Ehefrau und deren Liebhaber, seine traumatisierte Sekretärin und eine undurchsichtig-skrupellose Klientin in mörderischer Verstrickung von Leidenschaft, Habgier, Rachsucht und Immoralität. Eine verschiedene Filmgenres geistvoll ausschöpfende Parodie. Mit hintergründigem Witz bereitet sie ein nachdenklich machendes Schmunzelvergnügen, weil sie indirekt zeitkritisch auf das Phänomen des allgemeinen ethisch-seelischen Wertezerfalls innerhalb der modernen Gesellschaft verweist, der als Ursache für das Gefallen an harten Genres ihren Erfolg erst ermöglicht.
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