A Good Man in Africa

Komödie | USA 1993 | 94 Minuten

Regie: Bruce Beresford

Die Nöte eines jungen, gelangweilten Diplomaten, der sich auf seinem Posten in einem gerade unabhängig gewordenen afrikanischen Land in einem Gewirr aus politischen Winkelzügen und eigenen Fehltritten verfängt. Weniger eine bissige politische Satire als ein weitgehend amüsantes Filmlustspiel, das in erster Linie über Typen- und Situationskomik funktioniert und von einer sehr guten Besetzung getragen wird. (Fernsehtitel: "Der letzte Held von Afrika") - Ab 16.
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Filmdaten

Originaltitel
A GOOD MAN IN AFRICA
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
1993
Produktionsfirma
Polar/Iceberg Africa Prod.
Regie
Bruce Beresford
Buch
William Boyd
Kamera
Andrzej Bartkowiak
Musik
John Du Prez
Schnitt
Jim Clark
Darsteller
Colin Friels (Morgan Leafy) · Sean Connery (Dr. Alex Murray) · John Lithgow (Arthur Fanshawe) · Diana Rigg (Chloe Fanshawe) · Louis Gossett jr. (Sam Adekunle)
Länge
94 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 12; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Genre
Komödie | Literaturverfilmung
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Diskussion
Er hat es nicht leicht, der Held. Von Anfang an nicht. Der Posten in Kinjanja, dem frisch in die Unabhängigkeit entlassenen afrikanischen Land, hat sich längst als Sackgasse für alle Karrierehoffnungen des jungen Diplomaten erwiesen. Also schlägt Morgan Leafe, so gut es eben geht, die Zeit tot, naiv, gedankenlos, immer ein Glas in der Hand, gegen den Frust, genervt von den Allüren seines blasierten Vorgesetzten Arthur Fanshawe. Trost und Abwechslung findet er einzig bei Hazel, seiner farbigen Geliebten.

Bis eines Tages die Dinge in Bewegung kommen - und alles nur noch schlimmer wird. Damit die englische Industrie nach den anstehenden Wahlen bei der Verteilung der Öl-und Mineralvorkommen des Landes nicht leer ausgeht, schickt Fanshawe Leafy vor. um bei Sam Adekunle, dem voraussichtlichen Wahlsieger, schön Wetter zu machen und ihn zu einem Besuch im Vereinigten Königreich zu bewegen. Nebenbei verspricht sich Fanshawe vom Gelingen dieses Manövers eine Absprungmöglichkeit in reizvollere diplomatische Gefilde. Tatsächlich reist Adekunle nach England - und Morgan kommt unverhofft zu einer Nacht mit dessen attraktiver europäischer Frau Celia. Zu seinem Leidwesen fliegt der Seitensprung auf, und Morgan muß nun auch für Adekunle tätig werden: er soll den Mann umstimmen, der bislang das große Bauprojekt des Politikers blockiert. Das ist nun ausgerechnet jener Dr. Alex Murray, mit dem Morgan schon einige unangenehme Begegnungen hatte - insbesondere vor einigen Tagen, als der Arzt bei ihm diagnostizierte, was man im Volksmund "Tripper" nennt. Die Konfrontation mit dem Mediziner, der ganz in seiner aufopferungsvollen Arbeit aufgeht und das Lotterleben des Diplomaten nur mit moralischer Verachtung straft, wird zu einem Prüfstein, der Leafy in echte Selbstzweifel stürzt. Alles übrige Ungemach wird da Nebensache: die Avancen von Fanshawes Tochter und von Fanshawes Frau, der Zorn von Shango, dem Gott des Blitzes, den er auf sich zieht, als er die Leiche des Dienstmädchens "entsorgen" soll, der unfreiwillige Auftritt als Weihnachtsmann im Zimmer der Herzogin, die aus England zu Besuch gekommen ist, schließlich die Unruhen nach der Wahl... Am Ende steht der Pechvogel buchstäblich im Regen. Morgan Leafy, der begossene Pudel?! Nein, der Wolkenbruch scheint eher die Reinwaschung von aller Schuld einzuleiten. Der nächste Morgen jedenfalls sieht einen ganz anderen Morgan.

"A good Man in Africa", die zweite Zusammenarbeit von Regisseur Bruce Beresford und Autor William Boyd (und die Verfilmung von Boyds erstem, 1981 erschienenem Roman), ist eine Katastrophenkomödie nach dem Schema: "Es kommt alles noch viel schlimmer, als man denkt." Mister Leafy ist eigentlich nur eine kleine Katastrophe; die wirklichen, großen sind die Selbstherrlichkei-ten einer ehemaligen Kolonialmacht in einem Land der Dritten Welt, das um Unabhängigkeit, Stabilität und Fortschritt ringt (und dabei selbst schon dabei ist, seine politische Unschuld zu verlieren), Beresford behält gleichwohl die vertraute Dramaturgie solcher Filme bei: genüßlich türmt das Buch eine Kalamität auf die andere, bis Held und Handlung darunter zusammenbrechen. Selbst die Überraschungsmomente sind da serienmäßig eingebaut, und die schadenfrohen Lacher stellen sich wie von selbst ein. Nun beschwören die Intrigen und Verwicklungen, in die sich Leafy verstrickt, auch reichlich komische Situationen herauf. Die meisten gestaltet Beresford unterkühlt und pfiffig. Manchmal übertreibt er, dann wird der Witz allzu platt und erinnert an die Afrika-Farcen eines Tom Sharpe. Es bleibt allerdings nur bei wenigen Ausrutschern dieser Art, dafür sorgt ein nicht nur teures, sondern auch gut ausgesuchtes Ensemble. Das Durchschnittsgesicht von Colin Friels, dem Australier, auf dessen Stirn ständig ein paar Schweißtropfen zu glänzen scheinen, gibt dem armen, dummen Morgan die nötige, alltägliche Tragikomik - ein Verlierer in der Maske des Sonnyboys. John Lithgow, der Amerikaner, befleißigt sich als Fanshawe einer hochnäselnden dauernden Indigniertheit, die auch ein gebürtiger Brite nicht besser hinbekommen hätte. Sean Connerys Auftritte strahlen die selbstgewisse Autorität des Veteranen aus: mit wenigen, aber präzisen Sätzen setzt sein Dr. Murray so etwas wie die ethischen Rettungsinseln im Chaos. "A good Man in Africa" - das schlechte Gewissen von Kinjanja.

Aber man wird das Gefühl nicht los. daß Boyd und Beresford dem Publikum hier ein postkoloniales Fossil vorsetzen. Gibt es diese heldenhaften Weißen wirklich noch, die ihr Leben, im vorliegenden Fall eines passionierten Golfspielers sogar ihre satten europäischen "Greens", der guten Sache in Afrika opfern? Und weiter: Wie steht es mit dem Diplomaten, ganz alte Schule, ganz britische Commonwealth-Selbstherrlichkeit, bis ins kleinste Nasenrümpfen, wie mit der hinter ihrer prüden Fassade absolut sexhungrigen Diplomatengattin, welche die erste Gelegenheit nutzt, dem Untergegebenen des Mannes an die Hose zu gehen? Sind das noch Karikaturen aktueller Realität oder Schatten der Vergangenheit? Sam Adekunle, der einheimische Politiker mit akademischer Ausbildung in Europa und ausgeprägtem Sinn für die Sicherung eigener Interessen (mit lässigem, kühlem Understatement von Louis Gossett jr. gespielt), scheint noch am ehesten der afrikanischen Gegenwart nachgezeichnet. Gewiß, es gibt viel zu lachen und zu schmunzeln in Beresfords Film, aber letztlich bleibt sein Witz unverbindlich, ihm fehlt das Salz der Satire, der eigentlich nötige politische Biß.
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