Ein Science-Fiction-Film um eine junge Frau und einen Abenteurer, die auf einem lebensfeindlichen Planeten zu unfreiwilligen Schicksalsgenossen im Kampf ums Überleben werden.
Cee (Sophie Thatcher) musste ihren Vater Damon (Jay Duplass) schon immer mäßigen. Seiner Natur nach war er stets eher draufgängerisch und unbesonnen, während seine Tochter versuchte, trotz ihrer jungen Jahre Vernunft in beider Aktionen zu bringen. Von Erfolg waren sie dennoch selten gekrönt. Das Erwerben der Rechte am Abbau der Bodenschätze in einem abgelegenen Teil der Galaxis hat die Schulden der kleinen Familie nur noch vergrößert, und jetzt wird zudem seitens der Sternenflotte auch noch die Raumstation abgezogen, die für den Anflug auf den kaum frequentierten Mond essentiell ist. Für eine Expedition hätten sie noch ein letztes Zeitfenster; eigentlich zu wenig, um aus den giftigen Wäldern genug kristallene Perlen zu bergen, mit denen sie sich ein würdiges Leben sichern könnten.
Doch Damon hat gesicherte Koordinaten für einen ganz besonderen Schatz gespeichert, der einen riskanten Ausflug wert sein könnte. Unten angekommen, ist nicht nur ihre Raumkapsel lädiert, zudem sind sie auf dem eigentlich kaum besiedelten grünen Mond nicht die einzigen Sammler. Der schlaksige Ezra (Pedro Pascal) ist mit seinem Kumpel „Nummer 2“ schon länger hier, chronisch erfolglos und ohne ein Shuttle. Diese Notlage hat Ezras eigentlich zuvorkommende und nachsichtige Natur hin ins Hartnäckige und Ungerechte, ja Kriminelle verändert. Doch der Versuch, Cee, Damon und ihr „Schiff“ in seine Gewalt zu bringen, gelingt nur suboptimal. Nun sind nur noch Ezra und Cee übrig. Keiner weiß genau, wer hier die Gewalt über wen hat. Cee hat die Waffe, Ezra den Überblick. Beide können nicht mit-, aber auch nicht ohneeinander. Doch die Zeit zum Sammeln und Überleben wird knapp.
Trotz knappem Budget eine atmosphärische Weltraum-Fabel
Mit kaum 4 Millionen Dollar einen Science-Fiction-Film zu realisieren, ist ein mutiges Unterfangen, zumal es für die beiden Regisseure/Autoren Zeek Earl und Christopher Caldwell auch darum ging, die Visionen ihres Kurzfilms „Prospect“ (2014) adäquat in ein Langfilmabenteuer zu übertragen. Doch sie schaffen es mit recht schlichten Mitteln, eine gewisse Major-Tom-Romantik zu erzeugen: Das Innere einer Raumkapsel, abenteuerlich anmutende Raumanzüge und Darsteller, die Ernsthaftigkeit in ihrem Tun spüren lassen.
Das Gros der Handlung spielt ohnehin im Wald; einem stickigen Gestrüpp aus Feuchtigkeit, Unübersichtlichkeit und tödlich flirrenden Sporen in der Luft. Ein wenig mutete es an, als würde die unnahbare Welt aus Hayao Miyazakis „Nausicaä aus dem Tal der Winde“ mit dem futuristischen Realismus eines Stanislaw Lem zum Leben erweckt. Es dauert nicht lange und der Zuschauer ist gefangen in dieser so vertrauten und doch so unnahbaren Dschungelwelt, in der sich die Protagonistin und der Antagonist verbünden, um zu überleben.
Charakterstudie von zwei Menschen in einer Extremsituation
Die Geschichte von Cee und Ezra ist traurig, nicht unbedingt dystopisch. Und sie ist spannend, weil die Personen der Handlung in kein Raster passen wollen. Hier treffen sich zwei Underdogs, die nun einmal nicht anders können, als wider ihre Natur zu handeln: Das Mädchen, das lieber Nerd als Abenteurerin sein würde, und der Abenteurer, der lieber nett als ein Mörder wäre. Sophie Thatcher und Pedro Pascal verkörpern diese Antihelden auf eine glaubwürdige, weil beiläufige Weise. „Indiana Jones“ und „Star Wars“ sind hier Lichtjahre entfernt. Earl und Caldwell ist trotz (oder vielleicht gerade wegen) ihres schmalen Budgets ein organischer, glaubwürdiger Science-Fiction-Film gelungen, der als melancholische Charakterstudie von Menschen in einer Extremsituation daherkommt und sein Abenteuer mit einem kleinen Fünkchen Hoffnung enden lässt