Die kleinen Hexenjäger

Fantasy | Serbien/Mazedonien 2018 | 86 Minuten

Regie: Rasko Miljkovic

Ein an Kinderlähmung erkrankter Zehnjähriger ist in seiner Klasse ein einsamer Außenseiter, bis er sich mit einem Mädchen anfreundet, das wild und mutig auftritt, insgeheim aber unter der Trennung seiner Eltern leidet und die neue Freundin des Vaters für eine Hexe hält. Da der Junge groß darin ist, sich ein Leben als Superheld zu erträumen, bietet er seine Hilfe an. Mit Kreativität und Humor inszenierter, erfrischend gespielter Jugendfilm, der sein anspruchsvolles Thema insbesondere in den Wechseln von Real- zu Traumwelt gut bewältigt. Auch wenn ihm einige Figuren entgleiten, überzeugt das Spielfilmdebüt im Werben für Mitmenschlichkeit. - Ab 10.
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Filmdaten

Originaltitel
ZLOGONJE
Produktionsland
Serbien/Mazedonien
Produktionsjahr
2018
Produktionsfirma
Action Prod.
Regie
Rasko Miljkovic
Buch
Marko Manojlovic · Milos Kreckovic
Kamera
Miksa Andjelic
Musik
Nevena Glusica
Schnitt
Djordje Markovic
Darsteller
Mihajlo Milavic (Jovan) · Silma Mahmuti (Milica) · Jelena Djokic (Isidora) · Bojan Zirovic (Filip) · Jelena Jovanova (Svetlana)
Länge
86 Minuten
Kinostart
02.05.2019
Pädagogische Empfehlung
- Ab 10.
Genre
Fantasy | Jugendfilm | Literaturverfilmung
Externe Links
IMDb | TMDB

Mit Kreativität und Humor inszenierter, erfrischend gespielter serbischer Jugendfilm über die Freundschaft zweier Außenseiter, das sich überzeugend für Mitmenschlichkeit und Akzeptanz des anderen ausspricht.

Diskussion

Das serbische Kino ist im Ausland vor allem durch Emir Kusturica wahrgenommen worden, dessen Glanzzeit freilich um einiges zurückliegt. Dass es in Serbien zumindest Regie-Nachwuchstalente gibt, zeigt nun Rasko Miljkovic. Der 28 Jahre alte Belgrader, der die Hochschule für Schauspielkunst in seiner Heimatstadt absolvierte, realisierte zunächst Werbespots, Musikvideos und Kurzfilme. Für sein abendfüllendes Spielfilmdebüt hat er sich einer Vorlage der ebenfalls aus Belgrad stammenden Kinderbuchautorin Jasminka Petrović bedient.

In „Die kleinen Hexenjäger“ geht es um den zehnjährigen Jovan. Er leidet an Kinderlähmung, kann nur unter größter Anstrengung gehen und keine Treppen steigen. Eltern und Lehrer tun alles, um Jovan ein halbwegs „normales“ Leben zu ermöglichen. Trotzdem ist der Junge ein Einzelgänger, ein Außenseiter, der keine Freunde hat und den Kontakt zu seinen Mitmenschen meidet. Das ändert sich, als die wilde, mutige Milica neu in seine Klasse kommt. Die ist im Gegensatz zu Jovan körperlich gesund, hat aber ein nicht weniger gewichtiges, wenn auch psychisches Problem: Ihre Eltern leben in Trennung, der Vater hat eine Neue. Sie heißt Svetlana, und Milica ist überzeugt davon, dass sie eine Hexe ist, weil sie ihrem Papa seltsame Sachen zu essen gibt und ihn dazu zwingt, unnatürliche körperliche Verrenkungen zu machen. Da trifft es sich gut, dass Jovan groß darin ist, sich ein Leben als Superheld zu erträumen. Mit seiner Hilfe sollte es doch möglich sein, Milicas Vater aus Svetlanas Klauen wieder zu befreien.

Schweres Thema, kreative Umsetzung

Trotz der Schwere des Themas, die eine Outsider-Story dieser Kategorie besitzt, weiß Rasko Miljkovic auf hohem Niveau zu unterhalten. Er nimmt seine Hauptfiguren ernst, lässt den Zuschauer behutsam an deren Innenleben teilhaben. Die beiden jungen Protagonisten danken es ihm mit starken, erfrischend unverbrauchten darstellerischen Leistungen. Daneben bezeugt „Die kleinen Hexenjäger“ die Kreativität des jungen Regisseurs. So schafft es Miljkovic mit ganz einfachen Mitteln, zwischen der realen und der Traumwelt hin und her zu wechseln. Ein Schwenk auf Jovans Spielzeug-Modellstadt in seinem Kinderzimmer, die er – in Anlehnung an Batmans Gotham City – Shade City nennt, genügt, um aus dem gebrechlichen Jungen einen Fantasy-Helden zu machen – Maske und Kostüm inklusive.

So nimmt der Regisseur den nach wie vor anhaltenden Superhelden-Boom auf, ohne aber dessen vordergründiges, auf reines Entertainment ausgerichtetes Effekte-Spektakel zu kopieren. Damit befindet er in bester Gesellschaft mit dem Dänen Ask Hasselbalch, der mit seinen „Antboy“-Filmen Ähnliches geleistet hat. Was man Miljkovic vorwerfen kann, ist, dass er ein paar wichtige Nebenfiguren zwar einführt, im Laufe der Handlung allerdings vernachlässigt oder gar vergisst. So spielt der dicke Anführer der Mobbing-Bande, der in der Eingangssequenz Jagd auf Jovan macht, in der Folge faktisch keine Rolle mehr, und auch Jovans verständnisvoller, kumpelhafter Vater, der seinen Sohn eben nicht wie einen Behinderten oder Kranken behandelt, bekommt später kaum noch Leinwandzeit. Dies mag daran liegen, dass der Film im letzten Drittel den Fokus mehr auf Milica und die Bewältigung ihres Traumas legt.

Insgesamt halten sich bei den „kleinen Hexenjägern“ Spannung, Drama und Humor die Waage, zudem beeindruckt der im besten Sinne analoge Film (man benutzt Walkie-Talkies und spielt mit Plastiktieren und Monopoly) mit einer klaren wie einfachen Botschaft: Akzeptiere deine Mitmenschen, wie sie sind, und hilf ihnen dabei, das Beste aus ihrer Situation zu machen.

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