Star Trek: Discovery

Science-Fiction | USA 2017 | Minuten

Regie: Jonathan Frakes

Eine Science-Fiction-Serie aus dem "Star Trek"-Universum, die einige Jahre vor der Handlung der Originalserie "Raumschiff Enterprise" einsetzt und um die Abenteuer einer Crew rund um eine junge Sternenflottenoffizierin kreist, die menschlicher Herkunft ist, aber unter Vulkaniern großgezogen wurde. Im Laufe von fünf Staffeln bekommt es die Mannschaft mit unterschiedlichsten Kreaturen, kosmischen Phänomenen und Abenteuern zu tun, bei denen es um große Themen wie Zeitreisen und ein Spiegeluniversum, aber auch um die zwischenmenschlichen Beziehungen geht. Eine mit spannenden inhaltlichen Akzenten ebenso wie mit betörenden Schauwerten aufwartende Ausdehnung des Erzähluniversums, die sich neben ihren Action-Elementen immer wieder auf die Spannungen zwischen gut konturierten Figuren stützt und nicht zuletzt um die "Selbstfindungsphase" der Sternenflotte kreist, die als Schützer der friedlichen Koexistenz aller Wesen gegen Macht- und Vorteilsdenken und tief verwurzelte Aversionen zu sich finden muss. - Ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
STAR TREK: DISCOVERY
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2017
Produktionsfirma
CBS/Living Dead Guy Productitions/Roddenberry Ent./Secret Hideout
Regie
Jonathan Frakes · Douglas Aarniokoski · Lee Rose · Akiva Goldsman · Olatunde Osunsanmi
Buch
Alex Kurtzman · Bryan Fuller
Kamera
Glen Keenan · Colin Hoult · Tico Poulakakis · Guillermo Navarro · Darran Tiernan
Musik
Jeff Russo
Schnitt
Andrew Coutts · Scott Gamzon · Jon Dudkowski · Steve Haugen · Cecily Rhett
Darsteller
Sonequa Martin-Green (Michael Burnham) · Doug Jones (Saru) · Jason Isaacs (Captain Gabriel Lorca) · Shazad Latif (Tyler Ash/Voq) · Anthony Rapp (Paul Stamets)
Länge
Minuten
Kinostart
-
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Science-Fiction | Serie

Im April 2024 startet „Star Trek: Discovery“ in die fünfte und finale Staffel. Ein würdiger Abschuss für eine Serie, der es ab 2017 gelungen ist, das Kult-Franchise um die Sternenflotte, das Raumschiff Enterprise und die Wunder, die in den Weiten des Weltalls warten, auf neuen Kurs zu bringen.

Diskussion

Es kann sehr kalt und still sein im Weltall. So kalt und still wie zwischen den Jahren 2005 bis 2017 fühlten sich die unendlichen Weiten jedoch noch nie an! Zumindest für Fans der Fernsehserie „Star Trek“. Zwar tobten sich ab 2009 im Kino Chris Pine, Zachary Quinto, Karl Urban und Zoe Saldaña als Kirk, Spock, Pille und Uhura auf ausgetretenen Enterprise-Sternenflottenpfaden aus (in den Reboot-Filmen von J.J. Abrams und Co.), doch im Fernsehen, der eigentlichen Heimat der von Gene Roddenberry erdachten Weltraumsaga, war seit dem frühzeitig herbeigeführten Finale der Prequel-Serie „Enterprise“ erstmal Schluss. Zwölf lange Jahre währte die Sendepause. Bis 2017 das Autorenteam um den Produzenten Alex Kurtzman beschloss, das „Star Trek“-Universum fürs Fernsehen wieder zu beleben. Unter völlig neuen Vorzeichen natürlich.

Die Neuerfindung von „Star Trek“ für Streaming-Zeitalter

Denn Mitte der 2010er-Jahre war im TV unter den digitalen Bedingungen des neuen Streaming-Zeitalters die große Sause so richtig am Laufen. Das Geschäftsmodell Netflix sollte auch für andere Streaming-Mitbewerber zum Erfolgsrezept werden. Zumindest hatten viele Marktteilnehmer das vor. Investoren-Gelder flossen, im Writers’ Room herrschte industrieweit Hochkonjunktur. Da schien es naheliegend, eines der ältesten und erfolgreichsten Serien-Franchises der TV-Geschichte neu zu beleben.

Mit dem Produkt „Star Trek“ war es allerdings so eine Sache. So richtig fügen wollte sich der zwar abenteuerliche, aber auch eigenwillig entschleunigte und kopflastige Science-Fiction-Stoff den neuen Gegebenheiten nicht. Im Trend lagen straffe Dramaturgien, hohes Tempo und enorme Schauwerte. Die sieben Staffeln „Star Trek: The Next Generation“ unter Captain Picard waren längst Geschichte und fühlten sich im Vergleich zu den neuen Turboserien an wie ein gemütlicher Kreuzfahrttrip, zu dessen Schiffsprogramm bisweilen die eine oder andere längliche Philosophie- wie Weltraumgeschichtsstunde zählte. Ein Fest für Nerds, aber ein Schrecken für jeden ambitionierten Fernsehproduzenten, der auf ein mögliches Massenpublikum schielt. „Star Trek“ musste gewissermaßen neu erfunden werden.

Alex Kurtzman erwies sich dafür als der richtige Mann. Er hatte bereits Zusammenarbeiten mit Produzenten-Regisseuren wie J.J. Abrams und Michael Bay hinter sich, als er von CBS für eine Neuauflage der Weltraumserie angeheuert wurde. Ihm zur Seite gestellt wurde der Serienschöpfer Bryan Fuller („Hannibal“). Im Tandem entwickelten die beiden die Weltraum-Show, die unter dem Namen „Star Trek: Discovery“ im September 2017 an den Start ging.

Cineastischer denn je

„Discovery“ sollte einiges anders machen als die Star-Trek-Vorgängerserien „The Next Generation“, „Deep Space Nine“, „Voyager“ und „Enterprise“. Waren die „Star Trek“-Serien des analogen Fernsehzeitalters samt seines Syndikat-Modells der Lizenzierung und häufigen Wiederausstrahlung vergleichsweise günstige Produktionen, zeigten schon die ersten Sequenzen von „Discovery“, auf welch hohe Produktionswerte die Schöpfer des neuesten Enterprise-Ablegers setzten. Visuell präsentierten sich die 15 Episoden der ersten Staffel cineastischer denn je. Digitale Spezialeffekte, ausgefeilter Set- und Modellbau und ein prägnantes Produktionsdesign aus nostalgischen Elementen und solchen, die eine gänzlich neue Anmutung besaßen, gingen eine gelungene Verbindung ein.

Das Raumschiff „Discovery“ selbst war mit seiner runden Untertassen-Sektion eindeutig als Sternenflottenschiff auszumachen, wirkte mit seinem langgezogenen Antriebssystem und seiner pfeilförmigen Rumpfgestalt aber eigenwillig genug, um sich von vorherigen „Star Trek“-Designs abzusetzen.

Eine frische Crew um eine unorthodoxe Heldinnen-Figur

Wichtiger als die Raumschiffe waren im Roddenberry-Universum aber natürlich stets die jeweiligen Crews. Und auch da eröffnete „Discovery“ neue Aspekte. Waren es in den Vorgängererzählungen stets die Captains – von Kirk (William Shatner) über Picard (Patrick Stewart) und Sisko (Avery Brooks) bis zu Janeway (Kate Mulgrew) – und um sie herum ihre Brückencrew, die im Zentrum des erzählerischen Geschehens standen, rückte „Discovery“ erstmals eine vergleichsweise subalterne Figur in den Handlungsfokus. Lieutenant-Commander Michael Burnham lautet der Name der von Sonequa Martin-Green verkörperten Heldin, die anfangs durch alles andere als heldenhaftes Betragen auf sich aufmerksam macht.

Wegen Befehlsverweigerung wird die junge Offizierin zunächst versetzt. Bei einem Weltraumspaziergang als Crewmitglied der Discovery löst sie schließlich einen intergalaktischen Vorfall aus, der zum Krieg zwischen der Föderation und dem Reich der Klingonen führt. Die Handlung von „Discovery“ setzt im Jahr 2256 ein, 9 Jahre vor den Ereignissen der Originalserie. Vom Beginn an stand „Discovery“ so in einem Spannungsverhältnis aus Kanon und neuen Akzenten. Nicht immer zum Behagen der treuen wie sendungsbewussten Fans. Heiß debattiert wurde in Kommentarspalten und einschlägigen Foren, ob etwa der neue Look der Klingonen eine gute Sache sei. Die ersten Folgen erfuhren neben den heißgeführten Diskussionen aber auch viel Zuspruch. Vor allem der Umstand, dass mit Commander Burnham erstmals eine schwarze Frau die Hauptrolle spielte, fand innerhalb der „Star Trek“-Community Anklang. Bereits die Originalserie hatte in den 1960er-Jahren in dieser Hinsicht Akzente gesetzt, lange bevor die Vokabel „Diversity“ ein geflügeltes Wort der gesellschaftlichen Debatte wurde.

Spiegeluniversen, Zeitreisen und Co.

„Discovery“ knüpfte an das multiethnische und diverse Grundprogramm der Originalserie an und führte es dem Zeitgeist gemäß konsequent fort. Bei der Begegnung zwischen Ingenieur Paul Stamets (Anthony Rapp) und Schiffsarzt Hugh Culber (Wilson Cruz) zeigte „Discovery“ den ersten schwulen Kuss zweier Crewmitglieder als Selbstverständlichkeit. Homosexualität war zuvor im „Star Trek“-Universum mehrfach thematisiert worden, wurde jedoch nicht explizit gezeigt. Mit der Figur Adira (Blu del Barrio) gehörte auch erstmals eine non-binäre Figur zur Crew der Discovery. Durch die Widrigkeiten des Krieges zwischen Föderation und Klingonen leitet die höchst ambivalente Figur von Captain Lorca (Jason Isaacs) die Discovery. Waren die Captains des „Star Trek“-Universums zuvor stets verlässliche „Good Guys“, so zeigten sich anhand von Lorca unberechenbarere Charakterzüge. Im Verlauf der Handlung wird Michael Burnham gegen ihn eine Meuterei anzetteln.

Die charakterlichen Extreme treten vor allem in Episoden hervor, die in ein übel geartetes Spiegeluniversum führen: Aus dem dunklen Mirrorverse verschlägt es auf abenteuerliche Weise die Imperatorin Georgiou auf die Brücke der Discovery, eine schillernde, bisexuelle Bösewichtin, die als Leibgericht Kelpianer verspeist – die Spezies, der einer der wichtigsten Führungsoffiziere, Saru (Doug Jones), angehört. Michelle Yeoh spielt die Rolle mit Bravour und avancierte zum geheimen Star der Serie. Da es für Georgiou kein Zurück in ihre alte Welt mehr gibt, schließt sie sich dem Sternenflottengeheimdienst Sektion 31 an. Ein entsprechendes Spielfilm Spin-Off mit dem Titel „Section 31“ – ein intergalaktischer Agententhriller –, befindet sich derzeit in Produktion.

Eine Serie, die neue Stoffe gebiert

Überhaupt verdankt sich dem Start von „Discovery“ gleich ein ganzes Bündel an neuen „Star Trek“-Produktionen, das ohne „Disco“, wie die Serie von Fans liebevoll bezeichnet wird, nicht möglich gewesen wäre. Im Jahr 2020 startete mit „Star Trek: Picard“ und Patrick Stewart in der Hauptrolle des legendären Captains die Fortsetzung der „Next Generation“-Timeline. Außerdem erblickten die beiden Animationsserien „Lower Decks“ und „Prodigy“ das Licht der Welt. Als wichtigster „Discovery“-Ableger erwies sich aber „Star Trek: Strange New Worlds“ rund um den Captian-Kirk-Mentor Christopher Pike, charismatisch verkörpert von Anson Mount, der in „Star Trek: Discovery“ in Staffel 2 eingeführt wird – in einem Handlungsstrang, in dem sich die Discovery gemeinsam mit der legendären Enterprise auf die Suche nach einem der zentralen Charaktere des Erzählkosmos macht – Mr. Spock (Ethan Peck). Die Gastauftritte der beiden Star-Trek-Legenden Pike und Spock kamen beim Publikum derart gut an, dass Paramount beschloss, den beiden eine eigene Show zu geben.

„Discovery“ erfand sich derweil in der dritten und vierten Staffel völlig neu. In Folge eines Konflikts mit einer zur Weltherrschaft strebenden KI findet sich die Crew der Discovery in die Zukunft des 32. Jahrhunderts versetzt. Zum Entsetzen der Wissenschaftler existiert die Föderation in Folge einer galaktischen Ökokatastrophe, bezeichnet als „The Burn“, in dieser Zeit nur noch in rudimentärer Form. Die Mannschaft muss sich innerhalb der neuen Gegebenheiten zurechtfinden und erlebt fortan ihre Abenteuer von den Fesseln des „Star Trek“-Kanons gelöst, 900 Jahre in die Zukunft versetzt.

David Cronenberg gibt sich als KI-Psychoanalytiker die Ehre

Einen wundervollen Aufritt in dieser Ära hat der Horrorfilm-Regisseur David Cronenberg als seltsamer Psychiater Dr. Kovich. Ihm fällt kurz nach dem Eintreffen des Raumschiffs aus der glorreichen Vergangenheit die Aufgabe zu, eine Psychoanalyse der hochintelligenten schiffsweiten KI-Lebensform Zora zu leisten. Der Mann mit der markanten Hornbrille scheint aber mit noch sehr viel weitreichenderen Intelligence-Aufgaben in der nach neuerlicher Expansion strebenden Föderation betraut zu sein.

Die Aufgabe, sich im unbekannten 32. Jahrhundert zu bewähren, gelingt insbesondere der Offizierin Sylvie Tilly (Mary Wiseman). Vom jungen Fähnrich steigt die Wissenschaftlerin mit charmant-komischem Talent zur Dozentin an der Starfleet-Academy auf. (Auch hier befindet sich eine Spin-Off-Serie in Planung: „Star Trek“ unternimmt erstmals einen Ausflug in den Young-Adult-Bereich und plant mit einer „Academy“-Serie die Sternenflotten-Kaderschmiede der Zukunft).

In der fünften und finalen Staffel von „Discovery“ kommt erneut Michael Burnham, die mittlerweile ebenfalls Karriere gemacht hat und zum Captain der Discovery aufgestiegen ist, eine tragende Rolle zu. Ebenso dem charmanten Weltraumschmuggler Cleveland „Book“ Booker (David Ajala), Captain Burnhams unstetem Love Interest. Der übergeordnete Plot der fünften und finalen Staffel stellt ein Jahrhunderte zurückreichendes Ereignis ins Zentrum des Geschehens. An Bord eines Romulaner-Raumschiffs – neben den Klingonen war die Spezies in der Originalserie der größte Feind der Föderation – befindet sich ein technologisches Artefakt, das, sollte es in falsche Hände geraten, eine Bedrohung für sämtliche Zivilisationen der Galaxis darstellen könnte.

So wie alle „Star Trek“-Serien ihr jeweils spezielles technologisches Gimmick (Beamen, Warpgeschwindigkeit, Holodeck et cetera) aufwiesen, zeigt sich in „Discovery“ besonders die Technologie der programmierbaren Materie als besonders nützlich; sie lässt auf wundersame Weise Gegenstände aus dem Nichts entstehen.

Fein platzierte Winke in Richtung der „Star Trek“-Historie

Der Sprung ins 32. Jahrhundert bedeutete für die Produktionsdesigner der Show ein freies Betätigungsfeld, auf dem sie sich nach Gusto ausleben konnten. Entstanden ist bei allen Herausforderungen eine schwungvoll-leicht anmutende Version der Zukunft, die Anlass für Hoffnung lässt. Bemerkenswert, da in heutigen Zeiten Science-Fiction-Erzählungen allzu oft mit zutiefst pessimistischen und zur Dystopie neigenden Zukunftsversionen aufwarten.

Um dem Jahrhunderte alten Rätsel, um das es in der fünften Staffel „Discovery“ geht, ein Stück weit auf die Spur zu kommen, empfiehlt es sich übrigens, die Episode „The Chase“ aus der sechsten Staffel von „The Next Generation“ erneut zu sichten. Captain Picard begibt sich hier auf archäologische und diplomatisch hochgradig heikle Mission. Derart fein platzierte Winke in Richtung der „Star Trek“-Historie vermochten die Produzenten von „Discovery“ zuletzt immer gelungener zu setzen. Und so bleibt bei den geneigten Zuschauern angesichts der finalen fünften Staffel natürlich ein wehmütiges Gefühl zurück.

Den unausweichlichen Abschied einzuleiten und nicht einfach abrupt den Stecker zu ziehen wie weiland bei „Enterprise“, dafür nehmen sich die Drehbuchautoren zum Glück gebührend Zeit. Bei manch einer Figur der Discovery-Crew hat man zwar das Gefühl, sie bisher kaum kennengelernt zu haben, denn mitunter legte „Discovery“ einen zu starken Akzent auf das plotorientierte Erzählen und vernachlässigte die aus vorherigen „Star Trek“-Serien so liebgewonnene Tradition präzise charakterisierter Figuren. Und doch ist auch hier die Freundschaft der Charaktere zueinander zentral. Freunde im Weltall war schon das Leitprinzip von Kirk, Pille und Spock. Und auch die Crew der „Discovery“ ist im Lauf der fünf Staffeln zu einer waschechten Weltall-Familie zusammengewachsen.

Let’s fly!

 „Let‘s fly“ lautet das Kommando von Captain Burnham, das die Discovery zum Einsatz ihres berüchtigten „Sporenantriebs“ aufruft – eine wunderbar verstrahlte Idee, bei der das Raumschiff entlang der Verästelungen eines galaktischen Pilznetzwerks reist. Nerdige, technik- und zukunftsoptimistische Ideen (manch einer mag dazu auch Schrullen sagen) wie diese machten „Discovery“ stets zu einer spektakelreichen, intelligenten wie herzlichen Science-Fiction-Serie. Flieg noch einmal, liebe Discovery. One last time.

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