Bird Box
Science-Fiction | USA 2018 | 117 Minuten
Regie: Susanne Bier
Filmdaten
- Originaltitel
- BIRD BOX
- Produktionsland
- USA
- Produktionsjahr
- 2018
- Produktionsfirma
- Bluegrass/Chris Morgan Productions/Universal
- Regie
- Susanne Bier
- Buch
- Eric Heisserer
- Kamera
- Salvatore Totino
- Musik
- Trent Reznor · Atticus Ross
- Schnitt
- Ben Lester
- Darsteller
- Sandra Bullock (Malorie) · Sarah Paulson (Jessica) · Rosa Salazar (Lucy) · Tom Hollander (Gary) · John Malkovich (Douglas)
- Länge
- 117 Minuten
- Kinostart
- -
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 16.
- Genre
- Science-Fiction | Thriller
- Externe Links
- IMDb | TMDB | JustWatch
Susanne Biers Verfilmung eines postapokalyptischen Science-Fiction-Romans: Sandra Bullock muss gegen eine außerirdische Bedrohung bestehen, deren bloßer Anblick tödlich ist.
Das Grauen, das die Zivilisation binnen weniger Jahre nahezu komplett auslöscht, bekommt man nicht direkt zu sehen – nur die Reaktionen, die sein Anblick auslöst. Etwa im Gesicht von Sarah Paulson, die in der Verfilmung von Josh Malermans gleichnamigem Roman eines der frühen Opfer der Katastrophe spielt. In einem Moment suchen Jessicas Augen noch hektisch nach einer sicheren Route, auf der sie sich und ihre Schwester Malorie (Sandra Bullock) aus der Stadt bringen kann, wo das Chaos gerade auszubrechen beginnt; im nächsten Moment versteinern ihre Züge vor Entsetzen, die Iris scheint sich förmlich zu zersetzen, und dann ist alles, was Jessica will, ihrem Leben ein Ende zu bereiten, als wäre sie von einer dämonischen Macht besessen.
So wie der zuvor noch warmherzigen, optimistisch-lebenslustigen Frau geht es Millionen von Menschen. Was zuvor nur Nachrichten aus dem fernen Russland und Europa sind, startet anderntags als Massenselbstmord auch in den USA. Etwas geht um und wirkt durch seinen bloßen Anblick tödlich; überdies scheint es überall zu sein. Bald sind nur noch versprengte Häufchen Überlebender übrig, die sich in Häusern mit abgedunkelten Fenstern verschanzen und sich die Augen verbinden, wenn sie nach draußen müssen. Das letzte, was man in so einer Situation will, ist schwanger zu sein und nicht nur um sich selbst, sondern auch noch um das Leben eines Kindes bangen zu müssen. Doch genau das muss Malorie meistern.
Susanne Biers Faible fürs Spannungsgenre
Schon mit der stilsicher umgesetzten Agenten-Serie „The Night Manager" hat die dänische Regisseurin Susanne Bier ("In einer besseren Welt") ihr Faible fürs Spannungsgenre gezeigt. In „Bird Box“ kann sie sich allerdings auf ein weniger gutes Drehbuch stützen: Die Story macht es sich etwas einfach, indem sie das Bedrohungsszenario vollkommen im Diffusen belässt und darauf setzt, dass die Zuschauer so sehr mit archaischen Angstsituationen beschäftigt sind, dass sie deren Grundprämissen nicht allzu kritisch hinterfragen. Überdies ist es kein besonders geschickter Zug, die Handlung auf zwei ineinander verzahnten Zeitebenen anzusiedeln: Ein Handlungsstrang beginnt direkt mit dem Ausbruch der Katastrophe, der andere spielt fünf Jahre später; d.h. letzterer verrät als Vorgriff, wohin ungefähr die früheren Ereignisse führen, was unnötig Spannungs- und Unsicherheitspotenzial verschenkt.
Susanne Bier holt trotzdem ein Maximum an Schrecken aus dem Stoff heraus. Ihre Inszenierung ist vor allem dort sehr effizient, wenn es darum geht, mit sehr beschränkten Mitteln und einem eng gefassten Panorama an Handlungsorten das Szenario einer weltweiten Apokalypse glaubhaft heraufzubeschwören. Es reichen ein paar Fernseh- und Radiomeldungen, eine größere Straßenszene, die das ausbrechende Chaos zeigt, und die Konzentration auf klaustrophobische Situationen, in denen die Überlebenden voller Angst vor dem Grauen an die Grenzen ihrer psychischen Belastbarkeit geraten. Dazu trägt auch die Besetzung bei. Vor allem Sandra Bullock gibt als Mutter wider Willen, die schon vor dem Zusammenbruch der Zivilisation zu einem pessimistischen Weltbild tendierte, eine kantig-starke Heldin ab; in den Nebenrollen wird sie von Charakterköpfen wie John Malkovich und Tom Hollander unterstützt, die ihren Figuren ein so markantes Profil verleihen, dass das Interesse an ihnen die Schwächen des Buchs ausgleicht.
Eltern müssen ihre kleinen Kinder schützen
Die Elemente dieses Survival-Szenarios erinnern stark an den Horrorfilm „A Quiet Place“ (2018) von John Krasinski, in dem eine Kleinfamilie keinerlei Geräusche machen darf, um nicht Opfer tödlicher Monster zu werden. Ein Erzählkonzept, das auf die emotionale Dringlichkeit der Figurendynamik setzt (Eltern müssen wehrlose kleine Kinder beschützen) und davon zehrt, den Protagonisten unnatürliche Einschränkungen aufzuerlegen. Die Einschränkung des Sehsinns ist dabei vielleicht noch beängstigender als das Stille-Gebot – inszenatorisch allerdings auch schwieriger umzusetzen. Denn Stille stellt führt für das Medium Film kein Problem dar, während das Wegfallen des Sehsinns nur schwer suggestiv zu vermitteln ist.
Die Inszenierung löst dies, indem sie immer wieder Möglichkeiten sucht, das Gesichtsfeld zwar nicht auszulöschen, aber einzuschränken, sodass man als Zuschauer zwar sieht, aber sich oft in unübersichtlichen Situationen wiederfindet. So versucht Majorie beispielsweise, mit anderen Überlebenden in einem Auto, dessen Scheiben schwarz bemalt wurden, nur mit Hilfe eines Navigationsgeräts einen Supermarkt anzusteuern, um Nahrung zu finden. Kurze Umschnitte nach Außen vermitteln eine nur rudimentäre Orientierung. Die Kamera sperrt den Betrachter mit den Figuren in den Wagen, wo die Geräusche der Räder, die über sich in den Straßen häufende Leichen holpern, die Angst in den Gesichtern und das bange Lauschen, ob neben den Toten auch die tödlich Anderen draußen in den Straßen sind, das Grauen der Situation eindringlich vermitteln. Es gelingt immer wieder, solche Situationen zu finden, die gleichermaßen simpel wie effektiv das Kopfkino der Zuschauer anstacheln.