Drama | USA 2017 | 117/BD: 133 (= DVD: 128) Minuten

Regie: Michael Noer

Remake des berühmten Gefängnisfilms aus dem Jahr 1973, das erneut auf dem autobiografischen Roman von Henri Charrière basiert. In den 1930er-Jahren wird ein Franzose zu Unrecht wegen Mordes verurteilt und auf die Strafkolonie St. Laurent in Französisch-Guayana verbannt. Hier schließt er Freundschaft mit einem Börsenschwindler und setzt alles daran, von der Gefängnisinsel zu fliehen. Die deutlich geraffte Neuadaption begnügt sich mit dekorativen Ausschmückungen und schnell hingeworfenen Eindrücken, die wesentliche Entwicklungen der Figuren nicht mehr nachvollziehbar machen. Auch schauspielerisch bleibt der neue Film hinter dem Original zurück. - Ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
PAPILLON
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2017
Produktionsfirma
Czech Anglo Prod./FishCorb Films/Red Granite Pic.
Regie
Michael Noer
Buch
Aaron Guzikowski
Kamera
Hagen Bogdanski
Musik
David Buckley
Schnitt
John Axelrad · Lee Haugen
Darsteller
Charlie Hunnam (Henri "Papillon" Charrière) · Rami Malek (Louis Dega) · Roland Møller (Celier) · Tommy Flanagan (Maskierter Bretone) · Eve Hewson (Nenette)
Länge
117
BD: 133 (= DVD: 128) Minuten
Kinostart
26.07.2018
Fsk
ab 12; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Drama | Gefängnisfilm | Literaturverfilmung
Externe Links
IMDb | TMDB | JustWatch

Heimkino

Der Film ist nur für die deutsche Kinoauswertung bearbeitet und um gut 15 Minuten an Handlung gekürzt worden. Die Heimkinoveröffentlichungen zeigen die vom Regisseur intendierte, international im Kino gelaufene Fassung. Die Extras enthalten u.a. ein Feature mit 13 im Film nicht verwendeten Szenen (31 Min.).

Verleih DVD
Constantin (16:9, 2.35:1, DD5.1 engl./dt.)
Verleih Blu-ray
Constantin (16:9, 2.35:1, dts-HDMA engl./dt.)
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Deutlich geraffte, dekorative Neuverfilmung des berühmten Gefängnisfilms aus dem Jahr 1973 und des autobiografischen Romans von Henri Charrière über die Leiden eines unschuldig Verurteilten auf einer Gefängnisinsel.

Diskussion
„Papillon“: Das ist längst ein Mythos der Moderne. 1969 erschien der autobiografische Roman von Henri Charrière (1906-1973). Das Buch wurde in mehr als 20 Sprachen übersetzt und avancierte zu einem überragenden Bestseller. 1973 folgte die Verfilmung (fd 18 656) durch Franklin J. Schaffner mit Steve McQueen und Dustin Hoffman in den Hauptrollen. Die aufwändige Inszenierung stellte die Grausamkeit der Zwangsarbeit auf einer Sträflingsinsel in Französisch-Guayana heraus und verband es mit dem Pathos der Freundschaft zweier Männer, die durch Angst und Überlebenswillen zusammengeschweißt werden. Die ausufernde Gefängnis-Saga spielte allein in den USA 22 Millionen Dollar ein. Roman und Film machten „Papillon“ zum weltweiten Synonym für die Brutalität eines Strafvollzugs, der nicht auf Resozialisierung, sondern auf Entmenschlichung setzte. 45 Jahre später folgt nun das Remake, produziert für eine Generation, die mit Charrière, Schaffner und McQueen nichts mehr anfangen kann und auch kein Sitzfleisch mehr hat für einen zweieinhalbstündigen Kinobesuch. Die Handlung bleibt dieselbe, zumal der dänische Regisseur Michael Noer das Originaldrehbuch von Dalton Trumbo und Lorenzo Semple jr. aus dem Jahr 1973 noch einmal zur Hand genommen hat. Der Ganove Henri „Papillon“ Charrière, dargestellt von Charlie Hunnam, wird im Frankreich der 1930er-Jahre zu Unrecht wegen Mordes zu lebenslänglicher Haft auf der berüchtigten Strafkolonie St. Laurent in Französisch-Guayana verurteilt. Auf dem Schiff dorthin lernt er Louis Dega (Rami Malek) kennen, einen Banker und Börsenschwindler, der eine Menge Geld am Körper versteckt hat, um sich Hafterleichterungen zu erkaufen. Das wissen auch die anderen Häftlinge, doch Dega bittet Papillon um Hilfe. Als Gegenleistung finanziert er Papillons Fluchtversuche. Schon der erste scheitert; Papillon landet für zwei Jahre in Einzelhaft, wo er gegen Hunger, Krankheit und Wahnsinn ankämpft. Der Gefängnisdirektor nimmt Papillons Aufsässigkeit persönlich und macht daraus eine Fehde, die über Jahre hin ausgefochten wird. „Papillon“ hat gleich mehrere Probleme, die die Frage nach dem Sinn dieser Neuverfilmung stellen. Zum einen ist der Film eine halbe Stunde kürzer als das Original. Das führt dazu, dass einzelne Handlungsteile unter den Tisch fallen. So wird die Begegnung mit einer Lepra-Kolonie ausgespart und der Aufenthalt bei einem indigenen Stamm reduziert sich auf wenige, mit griffigen Klischees gespickte Eindrücke. Das Ende ist viel zu hastig, das Älterwerden der Figuren wird nur behauptet, nicht spürbar gemacht, der Machtkampf zwischen dem Gefängnisdirektor und Papillon kann in seiner menschenverachtenden Konsequenz lediglich erahnt werden. Mindestens genauso schwer wiegt, dass Charlie Hunnam und Rami Malek die schauspielerischen Qualitäten von Steve McQueen und Dustin Hoffman fehlen. Warum sollte man mit ihnen leiden, wenn sie ihren Figuren nur ein Gesicht leihen, aber keine Seele? Wenn Steve McQueen nach zwei Jahren abgemagert und entkräftet aus der Einzelhaft taumelt, ist man geschockt. Das Schicksal von Charlie Hunnam hingegen berührt kaum. Auch auf der Bildebene begnügt sich die Inszenierung mit dekorativen Ausschmückungen. Die Sets, die Ausstattung, die heruntergekommene Kleidung oder die Landschaft sind alle mit Bedacht gewählt. Die Hitze, die Not, die Verzweiflung, die Einsamkeit und der Wahnsinn aber teilen sich nicht mit.
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