Manhattan Murder Mystery

Krimi | USA 1992 | 107 Minuten

Regie: Woody Allen

Der plötzliche Tod einer Nachbarin bringt die Probleme eines gutsituierten New Yorker Ehepaares ans Tageslicht: Während die Frau alles daransetzt, den Witwer als Mörder zu überführen, reagiert der Ehemann angesichts ihres detektivischen Enthusiasmus verständnislos und überfordert. Die originelle Kriminalkomödie parodiert die Gesetze des Genres und spielt mit dem naiven Eifer ihrer Hobby-Detektive. - Ab 16.
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Filmdaten

Originaltitel
MANHATTAN MURDER MYSTERY
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
1992
Produktionsfirma
TriStar/Rollins-Joffe
Regie
Woody Allen
Buch
Marshall Brickman · Woody Allen
Kamera
Carlo Di Palma
Musik
div. Jazztitel
Schnitt
Susan E. Morse
Darsteller
Alan Alda (Ted) · Woody Allen (Larry Lipton) · Diane Keaton (Carol Lipton) · Anjelica Huston (Marcia Fox) · Jerry Adler (Paul House)
Länge
107 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 12; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Genre
Krimi | Komödie
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Diskussion
Einsatz in Manhattan. Eher beiläufig läßt der Verlagslektor Larry Lipton am Tisch eine Bemerkung über den sonderbar plötzlichen Herztod seiner Nachbarin fallen. Um so engagierter greift seine Frau Carol diese Zweifel auf. Für sie steht fest: Der freundliche Mr. House, der so gar keine Zeichen von Trauer erkennen läßt, ist ein raffinierter Mörder. An Indizien scheint es nicht zu mangeln, dringen doch zu nächtlicher Stunde ungewohnte Geräusche über den Korridor. Und schließlich hatte Lillian House am Abend vor ihrem Tod über alle möglichen Gebrechen geklagt, nur nicht über Herzprobleme.

Larry und Carol, ein typisches Woody-Allen-Paar, das sich nach dem Erwachsenwerden des Sohnes in einer Orientierungskrise befindet. Zumindest Carol ist auf der Suche nach neuen Aufgaben. Ein kleines Restaurant zum Beispiel, bei dem sich der befreundete Schriftsteller Ted als Teilhaber anbieten wurde. Der Tod von Mrs. House wird zum Auslöser, der die schwelenden Differenzen zwischen den Liptons unübersehbar auf den Punkt bringt. Während Carol in detektivischem Enthusiasmus aufblüht, reagiert Larry zunehmend verwirrt auf nächtliche Lauschaktionen oder einen unangemeldeten Besuch beim benachbarten Witwer, den Carol zum ausgiebigen "Schnüffeln" in dessen Wohnung nutzt. Während Carol den "Thrill" des fremdartig Gefährlichen genießt, wäre Larry weiterhin mit der Gänsehaut beim Anschauen von Billy Wilders "Double Indemnity" zufrieden. Immerhin verkörpern dessen Hauptpersonen jene Art von "Nettigkeit", auf die er selbst in seinem Leben gern verzichten kann. (Neben Wilder kommt später im Finale auch Orson Welles mit einem Ausschnitt aus "Die Lady von Shanghai" zu Ehren.) Und schließlich ist da noch Ted, ohnehin ein Verehrer Carols seit Jugendtagen. Ted scheint ihre ausgiebigen kriminalistischen Ausführungen zu lieben, Ted findet Zeit für stundenlange Beschattungsaktionen, statt sich um die Autorin Marcia Fox zu kümmern, mit der Larry ihn verkuppeln möchte.

Ob "Manhattan Murder Mystery" überhaupt ein Kriminalfilm ist, bleibt lange Zeit das eigentliche Rätsel. Da überwiegen beim enthusiastischen Detektivspiel gutsituierter Mittfünfziger erst einmal die komischen Seiten. Carol & die Detektive haben ihre kriminalistischen Lektionen gelernt - aus Kino, Fernsehen und Büchern. Daß die brillant messerscharfen Schlußfolgerungen bei einem gemütlichen Essen im Freundeskreis gezogen werden, mag noch als Stilbruch durchgehen; daß man seine Brille ausgerechnet unter dem Bett des Verdächtigen verliert, unterscheidet schon eher den Amateur vom hartgesottenen Profi. Und wenn schließlich Leichen quicklebendig durch die Stadt fahren, um erneut ermordet zu werden und spurlos zu verschwinden, muß man plötzlich mit Larry ums Wohlergehen der Beteiligten fürchten, für die ein echtes Verbrechen schlichtweg eine Nummer zu groß sein könnte.

Wie zuletzt in "Ehemänner und Ehefrauen" (fd 30 073) steht ein Quartett aus zwei Frauen und zwei Männern im Mittelpunkt. Diesmal allerdings halten sich die emotionalen Verstrickungen in fast schon unbedeutenden Ausmaßen. Während der öffentlichen Trennungsschlammschlacht mit Mia Farrow war von Allen auch nichts anderes zu erwarten. So trägt "Manhattan Murder Mystery" denn auch eher die Züge eines "Urlaubs"-Projekts: entspannt, unterhaltsam und noch in den satirischen Momenten versöhnlich. Weit weg von Allens Bestform und doch origineller als das übliche Krimi/Komödien-Einerlei Hollywoods. Leider verliert Anjelica Hustons Charakter in der deutschen Synchronisation ein wenig von seiner abgeklärten Schnoddrigkeit. Ihre viel zu kurzen Auftritte sind eigentlich das Eintrittsgeld schon wert.
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