Dokumentarisches Porträt der 1946 geborenen spanischen Flamenco-Tänzerin Antonia Santiago Amador, die unter dem Namen „La Chana“ auftrat. Klug eingesetzte Archivaufnahmen wechseln mit offenen persönlichen Kommentaren der mittlerweile 70-jährigen Tanz-Virtuosin, deren Erfolge auf der Bühne lange Zeit ihr recht schwieriges Privatleben gegenüberstand. Die lebhafte Hommage deutet dabei den rasanten Tanz auch als ein Mittel, mit dem sich die Künstlerin erfolgreich aus ihrer Abhängigkeit unterdrückender Männer befreien konnte. (O.m.d.U.)
- Ab 14.
Mein Leben - Ein Tanz
Dokumentarfilm | Spanien/Island/USA 2016 | 86 (TV auch: 57) Minuten
Regie: Lucija Stojevic
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Filmdaten
- Originaltitel
- LA CHANA
- Produktionsland
- Spanien/Island/USA
- Produktionsjahr
- 2016
- Produktionsfirma
- Noon Films
- Regie
- Lucija Stojevic
- Buch
- Lucija Stojevic
- Kamera
- Samuel Navarrete
- Musik
- Ernesto Briceño
- Schnitt
- Domi Parra
- Länge
- 86 (TV auch: 57) Minuten
- Kinostart
- 28.09.2017
- Fsk
- ab 0; f
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 14.
- Genre
- Dokumentarfilm | Künstlerporträt
- Externe Links
- IMDb | TMDB
Dokumentarisches Porträt der 1946 geborenen spanischen Flamenco-Tänzerin Antonia Santiago Amador alias „La Chana“
Diskussion
Während der Zeit ihres größten Erfolgs, als sich Berühmtheiten wie Peter Sellers oder Salvador Dali in die ekstatischen Auftritte von Antonia Santiago Amador, genannt La Chana, drängten, ging die Flamenco-Königin privat durch die Hölle. Ihr neidischer Mann behinderte ihre Karriere, wo er nur konnte; er schlug sie und behandelte sie wie seine Sklavin. Nur auf der Bühne fühlte sich Antonia frei, gewann wieder Kontrolle über ihren Körper, der in dem Macho-Umfeld ihrer Roma-Community zum Privatbesitz anderer erklärt wurde. Zunächst des Vaters, dann des Gitarre spielenden Onkels, der die 15-Jährige als autodidaktische Tanzbegabung entdeckte, und im direkten Anschluss auch zum Besitz des Gatten, der zwar von ihren weltweiten Auftritten finanziell profitierte, aber ihr dennoch kaum Luft zum Atmen ließ und sie schließlich mit einem Kind sitzen ließ. Dabei wirkte die ausdrucksstarke Tänzerin vor Publikum wie ein unbezähmbarer Vulkan, ein über das Parkett rasender Wirbelsturm, der kaum aufzuhalten war und unzählige Gitarristen zur Verzweiflung brachte, weil sie der Geschwindigkeit ihrer rhythmischen Fußarbeit nicht folgen konnten.
Regisseurin Lucija Stojevic hat nicht nur einen Schatz an unzähligen Fernsehaufnahmen mit La Chana aus den 1960er- und 1970er-Jahren gehoben und zugleich ein faszinierendes Fotoarchiv zusammengetragen. Sie lässt zwischen ins Bild geschobenen Zeitungsschlagzeilen die inzwischen 70-jährige Künstlerin persönlich aus ihrem dramatischen Leben berichten. In loser Chronologie erzählt sie offen von ihren Krisen, im Gespräch mit ihrer Tochter oder ihrem aktuellen, angenehm introvertierten Lebenspartner, auch von den heftigen Gefühlen, die einer perfekten Technik erst Leben einhauchen. Ohne Schmerz keine Kunst, so das Fazit ihres Berufslebens. Man sieht Antonia Santiago Amador dabei zu, wie sie ihre jungen Nachfolgerinnen unterrichtet, lauscht ihrem Plaudern mit früheren, ihr treu ergebenen Weggefährten, ist bei der Schuhanprobe dabei und den Vorbereitungen eines Auftritts, den sie in Begleitung junger Sänger, aber nur noch im Sitzen absolvieren kann.
„Mein Leben – Ein Tanz“ ist eine gelungene, äußerst lebhafte Hommage an eine Ausnahme-Virtuosin, die nach 30 Jahren Bühnenabstinenz die Aufmerksamkeit der Nachgeborenen strahlend und auch ein wenig wehmütig zu genießen weiß.
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