Auf den Spuren ihrer Tante verlässt eine etwas unbedarfte Kanadierin zum ersten Mal ihr Provinznest im Norden Kanadas und reist nach Paris. In der fremden Stadt begibt sie sich auf die Suche nach der verschwundenen alten Dame, wobei sie in einem aufmerksamen Clochard einen eifrigen Gefährten findet. Clowneske Komödie als Liebeserklärung an Paris, deren Handlung Anlass für formvollendete Hommagen an den klassischen Slapstick und Hollywood-Romanzen der 1940er-Jahre gibt. Ein warmherziges Märchen für Erwachsene, das mitreißend den Glauben an die Macht des Lachens und der Mitmenschlichkeit beschwört.
- Sehenswert ab 14.
Barfuß in Paris
Komödie | Frankreich/Belgien 2016 | 83 Minuten
Regie: Dominique Abel
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Filmdaten
- Originaltitel
- PARIS PIEDS NUS
- Produktionsland
- Frankreich/Belgien
- Produktionsjahr
- 2016
- Produktionsfirma
- Courage Mon Amour/Moteur s'il vous plaît/CG Cinéma
- Regie
- Dominique Abel · Fiona Gordon
- Buch
- Dominique Abel · Fiona Gordon
- Kamera
- Claire Childeric · Jean-Christophe Leforestier
- Schnitt
- Sandrine Deegen
- Darsteller
- Fiona Gordon (Fiona) · Dominique Abel (Dom) · Emmanuelle Riva (Martha) · Pierre Richard (Norman) · Frédéric Meert (Bob der Mountie)
- Länge
- 83 Minuten
- Kinostart
- 07.09.2017
- Fsk
- ab 0; f
- Pädagogische Empfehlung
- - Sehenswert ab 14.
- Genre
- Komödie
- Externe Links
- IMDb | TMDB
Charmante Liebeserklärung an die Stadt der Liebe
Diskussion
Jedes Mal, wenn in einer kleinen Dorfbibliothek im Norden Kanadas die Tür aufgeht, wirbelt der Wind Schneeflocken herein und schiebt den Postboten sowie andere zufällig Anwesende quer durch den Raum. Das ist liebevoll-witziger Slapstick, ein wenig wie die berühmte Szene in Chaplins „Goldrausch“. Oft aber kommt das nicht vor, das ginge ja auch gar nicht mit all dem Schnee und all den Büchern. Die Post kommt aus Paris, der erste Brief ist für Fiona, geschrieben von ihrer Tante Martha. Martha hat ihr bescheidenes, nordkanadisches Leben vor Jahrzehnten gegen das nicht weniger bescheidene, aber etwas aufregendere in Frankreichs Metropole getauscht. Eigentlich wollte Fiona Martha baldmöglichst nachfolgen, doch dann blieb sie in ihrem Alltag hängen, der Bibliothek. Nun ist Martha 88 Jahre alt, ein wenig tattrig, schrullig und verwirrt. Die Sozialbehörden möchten sie vorsorglich in einem Heim unterbringen, ihr Brief ist ein Hilferuf.
Nach zwei Schnitten steht Fiona mit riesiger Brille, knallgrünem Pullover, grünem Rock, leuchtend rotem Tramper-Rucksack mit kanadischem Wimpel in Paris: „Je ne parle pas très bien français“, „Ich kann nicht gut Französisch“, radebrecht sie mit massivem englischem Akzent, stolpert Rolltreppen hoch, verheddert sich mit dem Rucksack im Métro-Eingang, steht verloren auf der Straße. Als sie sich auf einer Brücke von einem Touristen mit dem Eiffelturm im Hintergrund fotografieren lässt, stürzt sie mitsamt Rucksack rücklings in die Seine. Slapstick pur auch das.
Überhaupt sind für Dominique Abel und Fiona Gordon die Komik, das Lachen über das Komische, das Anlächeln der Menschen wie alles Menschliche der Schlüssel zur Welt. Der Belgier und die in Australien geborene Kanadierin lernten sich 1980 in Paris kennen, besuchten die Theaterschule von Jacques Lecoq, heirateten 1987 und ließen sich in Belgien nieder, wo sie die Produktionsfirma „courage mon amour“ gründeten. Ihren Bühnenstücken wie auch ihren Filmen (u.a. „Rumba“, 2008, (fd 38 977), „Die Fee“, 2011, (fd 41 239)) haftet oft etwas Zirkushaft-Clowneskes anhaftet, oft ist auch der mit ihnen befreundete Clown Philippe Martz anzutreffen, in „Barfuß in Paris“ als Marthas Nachbar, Monsieur Martin. Und wie in all ihren Filmen spielt das Regie-Duo auch hier die Hauptrollen. Fiona Gordon spielt Fiona, Dominique Abel den Clochard Dom, der in einem grünen Zelt auf der Île de Cygnes im 15. Arrondissement wohnt und Fionas Rucksack aus der Seine fischt. Schamlos trägt er später ihren selbst gestrickten Pullover, schneidet ihr Foto aus ihrem Pass, lädt sie mit ihrem Geld schick ins Restaurant ein. Ein wenig wirken die beiden wie Laurel & Hardy, gespielt von Charlie Chaplin und Jacques Tati, und es ist herrlich, wie sie in dem dafür gar nicht ausgestatteten Esslokal Tango tanzen: Nicht nur Stummfilm und Slapstick-Comedy, auch die Hollywood-Romanze der 1940er-Jahre hat hier Pate gestanden. Auch wenn Fiona nervt, dass Dom immer wieder „zufällig“ auftaucht, und sie ihn immer wieder zum Teufel schickt, entwickelt sich allmählich eine neckische Liebelei.
Zurück zu Martha: Emmanuelle Riva spielt sie in einer ihrer letzten Rollen mit ansteckendem Lachen als Seniorin, die in roten Pantoffeln durch die Stadt schlurft und ihre Briefe auch schon mal in einen öffentlichen Abfalleimer statt in den Briefkasten wirft. Auf einer Friedhofsbank führt sie mit Pierre Richard Chaplins Brötchentanz aus „Goldrausch“ auf. Immer mehr wird der Film zur Liebeserklärung an die Liebe bzw. an die Stadt der Liebe, wobei man auch den einen oder anderen Winkel sieht, den man nicht aus jedem Paris-Film kennt; etwa die künstliche Île de Cygnes, an deren einem Ende – New York, Paris – eine Replik der Freiheitsstatue steht. Ebenso gut aber kann man „Barfuß in Paris“ auch als ein der Realität verpflichtetes komisches Märchen für Erwachsene begreifen. Übrigens: Der letzte Brief, der in der verschneiten Bibliothek in Kanada aus Paris eintrifft, trägt dann die Unterschrift von Fiona.
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