Der Sport und das Kino: Die Spiele sind seit jeher das Brot des populären Kinos gewesen, denn beide Attraktionen teilen sich ihre Zutaten - Bewegung und Spannung, Anteilnahme und Identifikation. Und wem das amerikanische Kino vielleicht manchmal ein wenig pathetisch, vielleicht sogar patriotisch erscheint, der findet all dies noch unverblümter im Sport. Natürlich gibt es zahlreiche Beispiele von Filmen, die diese Problematik thematisieren; ein echter Sportfilm aber besitzt vor allem eines - eine gehörige Portion Naivität. Diese sollte auch der Zuschauer von "Cool Runnings" aufbringen, oder aber er wird diesen Film auf der Reservebank aussitzen müssen.Man kennt Filme über das Boxen, über Baseball und Football, über den Reitsport und das Laufen. Dies ist vermutlich der erste über das Bobfahren. Ein junger Jamaikaner möchte partout zu Olympia. Eigentlich als Läufer, aber als das durch äußere, unglückliche Umstände nicht klappt, hat er eine ungewöhnliche Idee: Warum nicht die erste jamaikanische Bobmannschaft gründen - auch hier machen schnelle Füße sich schließlich bezahlt. Mit einer ans Verbissene grenzenden Begeisterung gewinnt er drei Teamgefährten und einen Coach: den verbitterten Buchmacher Irv, der einmal Goldmedaillen in dieser Disziplin gewonnen hatte. Gegen alle Widerstände im eigenen Land - das Olympische Komitee fürchtet eine Blamage, am Olympia-Ort Calgary wird die schwarze Mannschaft den rassistischen Hänseleien der deutschen Mitstreiter ausgesetzt - gilt es, die Start-Qualifikation zu erringen. Zwar ohne Medaille, aber als nationale Helden gefeiert, kehrt die tapfere Mannschaft heim.Dies alles klingt äußerst simpel, ist es auch, aber so spielt das Leben: tatsächlich gewannen vier Jamaikaner 1988 zwar keine Medaillen, aber allerhand Sympathie. "Aufgepeppt" wird die einfache Geschichte allerdings überflüssigerweise noch durch einen mehr als altbackenen Vater-Sohn-Konflikt und die schier endlosen Beteuerungen, man könne alles erreichen, glaube man es nur fest genug. Daran, daß die Deutschen im internationalen Kino wieder als Rassisten fungieren dürfen, wird man sich in Zukunft wohl gewöhnen müssen. "Cool Runnings" besitzt eine Einfachheit, die entwaffnet. Die Begeisterung der Helden teilt sich so überzeugend mit, daß jedes intellektuelle Hinterfragen ihrer Anstrengungen wie Spielverderberei erscheinen muß - zumal jener unangenehme Nationalismus, der Wettkämpfen eben auch oft anhaftet, in diesem Film erfreulicherweise vermieden wurde. Daß Kino Bewegung ist, wie einst die Avantgardisten proklamierten, kann man sich in herrlich dynamischen Fahrtaufnahmen in Erinnerung rufen. So ist es im Rahmen des niedrig gesteckten Anspruchs ein schöner, mitreißender Sportfilm geworden. Einziger Wermutstropfen ist die Musik Hans Zimmers. Sein steriler "Wasser-Reggae" dürfte den Zuschauern auf Jamaika die Tränen in die Augen treiben.