Als im Sommer 2014 „Guardians of the Galaxy“
(fd 42 540) ins Kino kam, waren Kritiker und auch Publikum angenehm überrascht: Diese Marvel-Superhelden waren anders als ihre Haus-Kollegen Iron Man oder Captain America. Sie waren ungeduldig, aufbrausend und manchmal auch sehr dumm, mit komischen Folgen. Nach den Comic-Büchern von Dan Abnett und Andy Lanning inszenierte James Gunn ein eigenwilliges Spektakel, das das Heldentum seiner Figuren frech karikierte und bei ihren Kabbeleien, die auch von vergangenen Traumata zeugten, vor allem auf Humor setzte. Köstliche, mitunter absurde Dialoge wechselten mit liebevoll beobachteten Details, fantastischen Dekors und irrwitzigen Aliens. Eine unterhaltsame Weltraum-Oper, angesiedelt zwischen „Krieg der Sterne“ und „Marvel’s The Avengers“. Und so, wie sich die Avengers immer wieder zusammenraufen müssen, geht es auch bei den „Wächtern“ um Zusammenhalt, Freundschaft und Familie. Wer will im Weltraum schon allein sein?
Die Handlung der Fortsetzung setzt kurz nach den Ereignissen des Vorgängerfilms ein, die „Guardians“ sind dieselben: der bauernschlaue Hallodri Peter Quill, die grünhäutige Killerin Gamora, der Waschbär Rocket, das Muskelpaket Drax und Baby Groot, eine Mini-Version des großen Baums aus Teil eins. Nachdem sie den Planeten Xandar gerettet haben, fliegen sie als Söldner durchs All, immer in Sorge um das Universum. Beim Besuch des Planeten Sovereign stiehlt Rocket ohne Not der goldfarbenen Hohepriesterin Ayesha wertvolle Batterien, eine unermessliche Energiequelle. Mit einer Heerschar von ferngelenkten Raumschiffen verfolgt sie Rocket und seine Freunde – vergeblich. Zwischenzeitlich hat Peter seinen Vater kennen gelernt: Ego, ein Mensch und doch auch ein gottgleiches Wesen, das die Galaxien erforscht und endlich ein guter Vater sein will. Doch seine Macht ist ihm zu Kopf gestiegen: Gemeinsam mit seinem wiedergefundenen Sohn will er nichts weniger als das Universum zerstören. Derweil lehnen sich die furchterregenden Ravagers gegen ihren Anführer auf, den blaugesichtigen Yondu.
Es ist also einiges los, doch Autor und Regisseur James Gunn legt zunächst sehr viel Aufmerksamkeit auf die Figuren und ihre Weiterentwicklung und verleiht ihnen eine neue Dynamik. So ist Peter Quill nun ein wenig vernünftiger, pflichtbewusster und auch verantwortungsvoller, die Entdeckung seines Vaters befreit ihn von einem Trauma – auch wenn sie ihn in einen weiteren Kampf verstrickt. Gamora hingegen versöhnt sich mit ihrer Schwester Nebula. Das Thema „Familie“ wird eher beiläufig und unpathetisch behandelt, die Stärke der „Guardians“ besteht in ihrer Geschlossenheit. Eine schöne Idee ist es, ihnen neue Mitglieder zuzuweisen, die mit ihren spezifischen Eigenschaften zur Stärke der Gruppe beitragen, darunter Yondu, der Hilfsbereitschaft und Skrupellosigkeit miteinander vereint, sowie Mantis, die die Gefühle der Menschen erkennen kann.
Die Weltraumschlachten sind einmal mehr aufwändig und tricktechnisch perfekt inszeniert, das 3D überzeugt durch in die Tiefe gestaffelte Raumschiffheere oder Yondus todbringenden Pfeil, der sich im Zickzack den Raum erschließt. Das Set Design lebt hingegen von Kontrasten: Der überbordenden Pracht und goldenen Reinheit des Sovereign-Tempels steht das schmutzige, dunkle und engverzweigte Raumschiff der Ravagers gegenüber, das sogar die Unordentlichkeit von Joss Whedons „Serenity“ in den Schatten stellt. Wenn Ego seinem Sohn seinen Heimatplaneten zeigt, gehen einem fast die Augen über, so unwirklich und überirdisch ist hier die Schönheit kreiert. Ganz irdisch hingegen sind erneut die Reminiszenzen an die 1970er-Jahre vom Gastauftritt David Hasselhoffs bis zum „Awesome“-Mixtape, diesmal mit Songs u.a. von Cheap Trick, George Harrison und Cat Stevens. Wenn Ego Peters Walkman mit einer Hand zerquetscht, weiß man: Das hätte er besser gelassen.