Drama | Deutschland 2016 | 69 Minuten

Regie: Philipp Eichholtz

Eine junge Berlinerin, die jahrelang wegen schwerer Depressionen kaum aus dem Haus gehen konnte, will mit über 25 Jahren noch das Abitur machen. Mit Hilfe ihrer Mutter und Großmutter sowie eines älteren Mitschülers arbeitet sie auf die Prüfungen zu, ein Hund dient ihr als Stütze im Alltag. Alles scheint aufwärts zu gehen, bis falsche Freunde sie aus der Bahn zu werfen drohen. Authentisches, ruhig inszeniertes Frauenporträt, das jede künstliche Zuspitzung vermeidet und eine große Nähe zu seiner Hauptfigur erzeugt. Zugleich eine Hommage an das Berlin jenseits des kosmopolitischen Anstrichs. - Sehenswert ab 16.
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Filmdaten

Produktionsland
Deutschland
Produktionsjahr
2016
Produktionsfirma
Von OMA gefördert/Hildebrandt Film
Regie
Philipp Eichholtz
Buch
Philipp Eichholtz
Kamera
Fee Scherer
Schnitt
Markus Morkötter
Darsteller
Martina Schöne-Radunski (Luca) · Hans-Heinrich Hardt (Kurt) · Claudia Jacob (Frau Meier) · Sebastian Fräsdorf (Ben) · Ruth Bickelhaupt (Oma)
Länge
69 Minuten
Kinostart
19.01.2017
Fsk
ab 12; f
Pädagogische Empfehlung
- Sehenswert ab 16.
Genre
Drama
Externe Links
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Hinreißend gespieltes Porträt einer Außerseiterin in Berlin. Regie: Philipp Eichholtz

Diskussion
Nach „Liebe mich!“ (fd 43 279) widmet sich Mumblecore-Experte Philipp Eichholtz erneut einer Frau, die erhebliche Probleme hat, ihr nicht mehr ganz so jugendliches Dasein in ruhige Fahrbahnen zu steuern. Die Berlinerin Luca versucht, mit über 25 das Abitur zu nachzuholen, um Tiermedizin studieren zu können. Hinter ihr liegen zehn depressive Jahre, in denen ihr schon das Aufstehen, Anziehen, Waschen und Essen als unüberwindbare Hindernisse erschienen. Ein bulgarischer Hund, den sie bei einer Hilfsorganisation fand, hilft ihr auf die Sprünge. Wegen ihm muss sie aus dem Haus, egal wie tief ihr Stimmungsbarometer gerade entgleist. Sie besucht eine Abendschule, in der ihre Mutter Englisch unterrichtet, bemüht sich dranzubleiben, auch wenn sich Mathe als ihre Achillesferse erweist. Mit einem in Englisch schwächelnden älteren Automechaniker schließt sie einen solidarischen Pakt. Das ungleiche Paar trifft sich regelmäßig zu Nachhilfestunden, motiviert sich gegenseitig und gibt sich emotionalen Halt. Auch die liebevoll fordernde Mutter und bedingungslos unterstützende Oma tun alles, damit Luca ihr Ziel nicht aus den Augen verliert. Doch da sind auch noch ihre Freunde aus der bisherigen punkigen Existenz, die sie kurz vor den Prüfungen mit durchtanzten Nächten, Alkohol- und Drogenexzessen ablenken und beinahe in den Absturz treiben. Ähnlich wie „Liebe mich!“ lebt auch dieses Frauenporträt von der Präsenz eines Berlins, das, statt mit kosmopolitischem Hipster-Flair zu blenden, mit einer erheblich ramponierten Aura die Hauptstadt als Zuflucht für dysfunktionale Außenseiter feiert. Die Zutaten aus atmosphärischer Musik, unverstellten Amateuren und jeder Menge Straßendreh ähneln dem Vorgänger, nur dass der geschmeidige Schnitt diesmal den Eindruck einer unterversorgten Low-Budget-Produktion vergessen lässt. Obwohl die ruhige Machart jede künstliche Zuspitzung scheut, stellt sich dank der Nähe zur Hauptfigur, einem wider Willen verunglückten, zwischen Stärke und Mangel an Ausdauer schwankenden Menschen, ein hohes Mitgefühl ein. Mit fatalistischer Sanftmut lässt sich die Tragik der finalen Ereignisse nicht mehr überstehen. Luca muss sich zum Leben positionieren, kann sich nicht mehr treiben lassen, und wie Martina Schöne-Radunski diesen Abschied von der Tyrannei des Nichtanpackens in allen qualvollen Schattierungen ausspielt, sollte unbedingt ihren Einstieg ins Profi-Fach beschleunigen.
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